Schaumburger Zeitung ,
11.03.2002 :
Demokraten melden sich gegen Rechtsextremismus zu Wort
Barsinghausen (nn). "Keine Gewalt" – gleich in der 1. Reihe des langen Demonstrationszuges macht ein großes Tuch mit der Aufschrift in bunten Lettern deutlich, worum es dem "Bündnis gegen Rechtsextremismus": Gewaltfrei auf die Straße zu gehen.
Bei den eigenen Aktionen des Bündnisses geht dieser fromme Wunsch in Erfüllung. Sowohl der lange Demonstrationszug vom Bahnhof bis zum Thie mit rund 350 Teilnehmern als auch die anschließende Kundgebung mit (laut Veranstalter) mehr als 600 Menschen bleiben friedlich. Ganz im Gegensatz zur Randale rund um die NPD-Kundgebung wenige hundert Meter weiter in der Breiten Straße, wo Demonstranten der AntiFa-Szene für Krawall sorgen (siehe Extra-Bericht).
Genau vier Wochen nach der ersten Demonstration gegen Rechtsextremismus melden sich Demokraten aus Barsinghausen und Umgebung erneut zu Wort. "Nazis raus! Wir wenden uns gegen Gewalt in unserer Stadt. Niemand soll hier in Angst leben müssen", ruft Josef-Michael Samol aus dem Lautsprecherwagen an der Spitze des Demonstrationszuges. Transparente und Fahnen in der Menge lassen ebenfalls keinen Zweifel daran, worum es den Menschen geht. "Schluss mit Nazis", "Weg mit der NPD – Stopp den Nazi-Terror" und "Wir bleiben hier" – unter diesem Motto steht auch die Kundgebung des Bündnisses gegen Rechtsextremismus am Thie.
Am Rande des Zuges hält Reiner Bruchmann, Direktor der Deister-Volkshochschule, einen weißen Stofffetzen mit der Aufschrift "Nazis raus – aber wohin?" in die Höhe. Diese ganze Diskussion habe sich mittlerweile verselbstständigt, meint Bruchmann. Entscheidend sei, sich tiefergehend mit dieser Problematik zu befassen. In dieses Horn stießen auch die Redner am Thie. "Mit einer einzigen Aktion und mit markigen Sprüchen kommen wir nicht weiter", warnte Wilfried Gaum vom Präventionsrat vor einfachen Lösungen. Wichtig seien langfristig angelegte Strategien gegen Rechtsextremismus.
Verstärkte Anstrengungen zur Aufklärung verlangte auch Friedrich Holtiegel, Leiter des Hannah-Arendt-Gymnasiums. "Wir stehen mit offenem Gesicht für diese Ordnung. Dies ist unser Barsinghausen", machte Holtiegel deutlich. Bürgermeister Klaus D. Richter rief die Demonstranten dazu auf, sich "nicht auf dieses Niveau" der Rechtsextremen zu begeben. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", zitierte Richter das Grundgesetz und forderte dazu auf, "friedlich gegen eine falsche und intolerante Gesinnung" zu demonstrieren.
Für eine solidarische und tolerante Gesellschaft traten auch André Grahle und Lukas Kruip aus dem "Falkenkeller" ein. Investitionen in eine attraktive Jugendarbeit brächten mehr als teure Bushaltestellen. "Mit unserem demokratischen Bündnis legen wir eine breite Basis für langfristige Perspektiven", hofft die Ratsvorsitzende Dr. Kerstin Beckmann. Am "Bündnis gegen Rechtsextremismus" beteiligen sich Jusos, Junge Union, Falkenkeller, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, IG Metall, IG Bergbau-Chemie-Energie und der DGB.
sz@schaumburger-zeitung.de
|