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Schaumburger Zeitung , 11.03.2002 :

Kaffeekränzchen der Ewiggestrigen

Bückeburg (wer). Der so genannte "Gesprächskreis für Volkstum und Kultur Bückeburg" hat sich gestern zum Kaffeekränzchen in der Bahnhofsgaststätte versammelt. Auf der Tagesordnung: ein Vortrag des verurteilten Ex-Rechtsterroristen Peter Naumann über den angeblichen "multikulturellen Anschlag – Mittel und Ziel der Volkszerstörer".

Zu dem Vortrag eingeladen hatte Franz Hölzel aus Stadthagen. Auch im Einladungstext outet sich der "Gesprächskreis" als rechtsgesinnte, ausländerfeindliche Gemeinschaft: "Wenn wir durch unsere Städte gehen, wird uns die augenscheinliche Veränderung des Erscheinungsbildes der Bewohner unseres Vaterlandes schmerzlich bewusst ... Was kann die Gemeinschaft tun, um diese verhängnisvolle Entwicklung ... zur Umkehr zu bringen?"

Rund 30 Senioren folgten der zum Teil im NS-Vokabular abgefassten Einladung. Nach Beginn der Veranstaltung trafen auch jüngere Besucher ein, die möglicherweise als "Saalschutz" gekommen waren. Die Polizei observierte das Treffen und notierte Autokennzeichen. Unter anderem das von Peter Naumann, dem ehemaligen stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Jungen Nationaldemokraten (der Jugendorganisation der NPD). 1988 wurde Naumann wegen mehrerer Sprengstoffanschläge in Frankreich, Italien und Deutschland zu über vier Jahren Haft verurteilt. Unter anderem soll er zwei Sendemasten gesprengt haben, um die Ausstrahlung des Filmes "Holocaust" zu verhindern. Nach der Haftentlassung wurden bei einer Hausdurchsuchung zwei Rohrbomben gefunden. 1995 soll sich Naumann von Gewaltaktionen losgesagt haben. Offenbar aber nicht vom rechten Spektrum: Wie der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus meldet, trat er auf einer Veranstaltung auch an der Seite des NPD-Anwaltes Horst Mahler auf. Der "Gesprächskreis", der Naumann als Referenten eingeladen hatte, traf sich nicht zum ersten Mal in der Bahnhofsgaststätte: Bereits am 21. Oktober 2000 hatte die Polizei dort ein ähnliches Treffen von Senioren beobachtet.


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