Lese- und Antifa-Café in der alten Pauline ,
11.01.2006 :
altes Paulinchen / 11. Januar 2006 – Nummer 6 / Politisches Info-Blatt des Lese- und Antifa-Cafés des autonomen Kultur- und Kommunikationszentrums alte Pauline, Detmold / Internet: www.alte-pauline.de und www.hiergeblieben.de
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puerto de tarifa (Foto)
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"Der 36. Breitengrad"
Dokumentarfilm und Fiktion über die Südgrenze Europas
Der 36. Breitengrad ist eine imaginäre Linie auf einer Landkarte, jedoch gleichzeitig ein realer Ort, an dem klandestine Emigration stattfindet. In "Der 36. Breitengrad" sind die Darstellerinnen und Darsteller die Flüchtlinge selbst. Dokumentation und Fiktion, Gestik und Worte, Räume und Wünsche. "Der 36. Breitengrad" ist eine Erzählung. Eine Begegnung mehrerer Kurzgeschichten, die eine Karte der Südgrenze Europas zeichnen.
Veranstaltung am Mittwoch, 25. Januar 2006 um 20 Uhr
Nach dem Film geben wir einen ersten Rückblick über durchgeführte Abschiebungen im Jahr 2005 in Ostwestfalen-Lippe und über die Veränderungen beim "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" (BAMF) - Außenstelle Bielefeld und der dortigen Zentralen Ausländerbehörde (ZAB). Auch auf die noch größere Bedeutung des Abschiebeknastes in Büren und die praktischen Auswirkungen der Verschärfungen im "Zuwanderungsgesetz" wollen wir eingehen.
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altes Paulinchen stellt keine Publikation im Sinne des Pressegesetzes dar. Jeder Mensch der Lust hat, mit einem Artikel zu einer Ausgabe beizutragen, ist herzlich dazu eingeladen. Die jeweiligen Ausgaben werden als kostenloser Rundbrief lediglich an Freundinnen, Freunde und Bekannte verteilt. Nummer 7 erscheint am 8. Februar 2006.
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Inhalt:
"Der 36. Breitengrad"
www.poesieundkritik.de
Hausmitteilungen
Sonderausstellung: Das "Paradies" der "Volksgemeinschaft"
Neues Hitler-Seminar im Collegium Humanum
Tummelplatz für Auschwitz-Leugner: Immobilienverkauf in Borna soll revidiert werden
Bad Meinberg: Verprügelt, weil er nicht deutsch aussah
NS-Täter und -Täterinnen in Lippe (Teil 3)
Verpachtung des Parkhotels in Bad Essen an NPD-Funktionär
Aufruf zur Solidarität: Über vier Monaten Kirchenasyl in Horn
Flüchtlingshilfe Lippe e.V.: Für eine kompetente Flüchtlingsberatung in Lippe
Flüchtlingshilfe Lippe e.V.: Grundlagen des Asylverfahren
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www.poesieundkritik.de
Bei uns bekommt ihr:
- Bücher - von Gesellschaftskritik über Musik, Romane bis hin zur kleinen Kunst-Bücherei
- Zeitschriften - von den Lateinamerika Nachrichten, dem Antifaschistischen Infoblatt bis zum Schwarzen Faden
- Zeitungen - die aktuellen Ausgaben von analyse + kritik, Direkte Aktion, SoZ, Express und Graswurzelrevolution
- T-Shirts und Kapuzenpullis mit aufgedruckten Motiven
- Kaffee von Kooperativen in Lateinamerika und Tee aus ökologischem Anbau
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Hausmitteilungen
Anknüpfend an das Schwerpunktthema unserer Dezember-Ausgabe "Volthoer Rechte auf dem Weg nach Osten" berichten wir diesmal über neue Aktivitäten des Collegium Humanum. Adolf Hitlers "Mein Kampf" steht im Mittelpunkt der nächsten Wochenendveranstaltung in der neonazistischen "Bildungsstätte". Insgesamt fünf neue Seminare haben die Holocaust-Leugner vom Winterberg Im Zeitraum von Januar bis April 2006 angekündigt (Seite 6).
Das Vlothoer "Bündnis gegen das Collegium Humanum" und die Antifa-West stellen Ende Januar eine Broschüre vor, die detailliert Auskunft geben wird über die in der ehemaligen Volksschule betriebene politische Arbeit.
Collegium Humanum / Akademie für Umwelt und Lebensschutz
(Fotos)
Immerhin: Der Versuch des Collegium Humanum, in Borna eine Kriegsopfer-Gedenkstätte zu errichten stößt mittlerweile auf erste Proteste. Ein Mitarbeiter des Zentralrat der Juden bezeichnete die Vorgänge in Sachsen als einen "schrillen Ausdruck politischen Notstands". Er wies darauf hin, dass in der Industrieregion um Borna zu Zeiten des Nationalsozialismus Tausende jüdische Zwangsarbeiter gequält wurden: "Diese Tatsache ist offenbar nicht genügend im öffentlichen Bewusstsein verankert." Dass diese Gedenkstätte durch die Behörden vor Ort genehmigt wurde, sage viel über die politischen Zustände im Land aus.
Die Behörden in Sachsen, die erst nach diesen Protesten und diversen Presseberichten auf das Vorhaben des Vereins "Gedächtnisstätte" aufmerksam wurden, suchen das Entstehen eines rechten Wallfahrtsortes jetzt zu unterbinden. Die Stadt will eine bereits erteilte Baugenehmigung widerrufen. Darüber berichten wir auf Seite 7.
Die im Dezember angekündigte Veranstaltung mit Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Sachsen über ihren Widerstand gegen die "würdige Gedächtnisstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern" (Satzung Verein "Gedächtnisstätte"), findet nun am Mittwoch, den 22. Februar in der alten Pauline statt.
Am 3. Januar fand vor dem Amtsgericht Höxter ein Prozess gegen das NPD-Mitglied Markus Sommer wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Körperverletzung statt. Der ehemalige Bad Meinberger wurde zu 9 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Über die Bemühungen des Gerichtes, den Konsum von Alkohol und Arbeitslosigkeit für "Heil Hitler"-Rufe und mehr verantwortlich zu machen, könnt ihr euch auf Seite 8 ein eigenes Bild machen. Die Neonazi-Szene in Horn-Bad Meinberg wird in der Februar-Ausgabe von altes Paulinchen näher beleuchtet werden.
Den 3. Teil unserer Serie "NS-Täter und –Täterinnen in Lippe" gibt es auf den Seiten 9 und 10.
Seit dem 1. Dezember ist das unter Zwangsverwaltung stehende Parkhotel in Bad Essen an den NPD-Funktionär Gustav Arnold Eggerking verpachtet. Über den andauernden Protest gegen dieses Nazi-Zentrum könnt ihr auf den Seiten 11 und 12 nachlesen.
Ganze 411 Personen haben 2005 noch den Status der Asylberechtigten erhalten (bei 48.102 Entscheidungen insgesamt). Pro Arbeitstag des dem Bundesinnenminister nachgeordneten 'Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge' sind dies weniger als zwei Personen. Es wäre für Schäuble mühelos möglich, das Häuflein derer, die das Asylgrundrecht erfolgreich in Anspruch nehmen konnten, persönlich zu begrüßen.
Unter den zehn Hauptherkunftsländern findet sich kein einziger afrikanischer Staat. Flucht und Migration insbesondere aus dem subsaharischen Afrika bleibt Sache der südeuropäischen Staaten. Diese haben im vergangenen Jahr die militärische Abschottung der EU-Südgrenze vorangetrieben und Massenabschiebungen von Flüchtlingen durchgeführt, denen ein Prüfungsverfahren verwehrt blieb.
Das Bundesinnenministerium hat einen 260 Seiten starken Referentenentwurf eines Gesetzes zur "Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union" verfasst. Der Innenminister will dabei jedoch zahlreiche Änderungen durchsetzen, die mit den Vorgaben der EU in keinerlei Zusammenhang stehen.
So schreibt der Entwurf Digitalfotos von Millionen Ausländerinnen und Ausländer vor, deren Identität damit besser überprüfbar werden soll. Langfristig werden nach den Plänen des Innenministeriums bis zu 30 Millionen Aufnahmen gespeichert, auf die Polizei und Justiz online Zugriff erhalten sollen.
Darüber hinaus soll die Abschiebehaft ausgeweitet werden. Als neue Haftgründe werden die "Zurückweisungshaft" und die "Durchbeförderungshaft" eingeführt. Diese sollen sogar ohne richterliche Überprüfung möglich werden.
Ein "Abschiebehaftbefehl" als Voraussetzung für die Festnahme von Flüchtlingen zum Zwecke der Abschiebung oder Inhaftierung soll künftig entbehrlich sein; sogar Mitarbeiter des Ausländeramtes sollen zur Festnahme befugt sein.
Im Regierungsbezirk Detmold ist die Zentrale Ausländerbehörde Bielefeld (ZAB) vorläufig nur noch bis März für die Durchführung von Abschiebungen zuständig. Wer ab 2006 in Ostwestfalen-Lippe Asyl beantragt, muss beim "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" (BAMF) - Außenstelle Düsseldorf - vorsprechen.
Vor 2 Jahren gab es in Bielefeld noch 3 Stellen in der regionalen Beratung für Flüchtlinge. Zur Zeit sind es nur noch 1 ½, die weitere Perspektive ist unklar. Im Kreis Gütersloh wurden weitere 1 ½ Stellen gestrichen, so das die Möglichkeit für Flüchtlinge dort Unterstützung zu bekommen, sehr gering ist. Für den Kreis Lippe ist es gelungen - unabhängig von Landesmitteln - die Beratung durch eine kompetente Fachkraft ab Januar 2006 sicher zu stellen.
Mehr über den neuen Verein "Flüchtlingshilfe Lippe", einen Aufruf zur Solidarität mit einer von Abschiebung bedrohten Familie und einem Asyl-Seminar auf den Seiten 12 bis 16 -
euer Lese- und Antifa-Café
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Sonderausstellung: Das "Paradies" der "Volksgemeinschaft" –
Das KdF-Seebad in Prora und die deutsche "Volksgemeinschaft" im Kreismuseum Wewelsburg
26. Januar bis 19. Febraur 2006
Vortrag: "Volksgemeinschaft als Teilhabe und Ausgrenzung. Über die Loyalität zum Nationalsozialismus."
Prof. Dr. Michael Wildt
(Hamburger Institut für Sozialforschung)
Dienstag, 16. Februar um 19.00 Uhr
Kreismuseum Wewelsburg
Burgsaal
Burgwall 19
Büren-Wewelsburg
Öffnungszeiten
Dienstags bis Freitags: 10.00 bis 17.00 Uhr
Samstags, Sonntags und an Feiertagen: 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt in die Ausstellung und Begleitprogramm sind frei.
Auf der Ostsee-Insel Rügen sollte während des Nationalsozialismus ein gigantisches Seebad der NS-Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) entstehen. Geplant für 20.000 Urlauber und bis 1939 in wesentlichen Teilen fertiggestellt, ist es heute die größte bauliche Hinterlassenschaft des "Dritten Reiches".
Der Zusammenschluss möglichst breiter Bevölkerungsteile unter den politischen und weltanschaulichen Paradigmen des Nationalsozialismus war Voraussetzung für die langfristige Stabilität des NS-Regimes und für die ungestörte Verwirklichung seiner innen- und außenpolitischen Zielsetzungen. Dem KdF-Seebad Prora kam auf dem Weg
massenkultureller Einflussnahme eine besondere Bedeutung zu: Als Vorzeigeprojekt nationalsozialistischer Sozialpolitik inszeniert, sollte die Idee eines neuen Lebensstils und erweiterter Konsummöglichkeiten den einzelnen "Volksgenossen" in die "Volksgemeinschaft" integrieren und zugleich dem Staat gegenüber verpflichten.
Die Wanderausstellung des Dokumentationszentrums Prora bietet Einsicht in die Sozialgeschichte des nationalsozialistischen Alltags und macht die Mechanismen von 'Lockung' und 'Zwang' anhand der Darstellung von Arbeitswelt und Freizeit exemplarisch deutlich.
Sie zeigt die Geschichte des "KdF-Seebades Rügen", bettet sie in den Kontext der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" ein und kontrastiert die NS-Propaganda mit der sozialen Realität. Darüber hinaus thematisiert sie die enge Verzahnung des Projekts "Volksgemeinschaft" mit rassistischer, politischer und sozialer Ausgrenzungspraxis.
In einem weiteren Teil werden die Hintergründe von Idee und Planung sowie die Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes von 1935 bis in die Gegenwart dargestellt.
Eröffnung der Ausstellung: Mittwoch, den 25. Januar um 19.00 Uhr
Mit einem Vortrag von Dr. Karsten Linne (Dokumentationszentrum Prora)
www.wewelsburg.de
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Neues Hitler-Seminar im Collegium Humanum
Adolf Hitlers "Mein Kampf" steht im Mittelpunkt der nächsten Wochenendveranstaltung im Vlothoer Collegium Humanum.
Insgesamt fünf neue Seminare kündigte die neonazistische "Bildungsstätte" von Januar bis April 2006 an.
Horst Mahler und Ursula Haverbeck-Wetzel bei einer NPD-Demonstration in Nürnberg
(Foto)
Schon im Oktober 2005 fand im thüringischen Mosbach eine Hitlerveranstaltung des Collegium Humanum statt. "Lernziel war den üblichen Distanzierungsreflex zu besiegen, der auch in nationalen Kreisen üblich ist, wenn man auf Adolf Hitler zu sprechen kommt", schrieb ein Teilnehmer in einer Nachbetrachtung. "Hitler als Wille Gottes", "Anhören einer Hitlerrede", "Hitler als Person" waren Themen der gutbesuchten zweitägigen Veranstaltung. Ein klarer Fall von Verherrlichung des Nationalsozialismus. Doch die zuvor informierten Behörden blieben tatenlos.
Eine Fortsetzung ist nun am 20. bis 22. Januar in Vlotho geplant. "Die Grundelemente der Deutschen Weltanschauung unter Berücksichtigung von Hitlers Mein Kampf" lautet der Titel.
Wieder sind es die notorischen Holocaust-Leugner Horst Mahler und Ursula Haverbeck, die neben Dr. Hans Meiser dem Publikum den Nationalsozialismus nahe ringen wollen. "Die 14 Punkte bei Adolf Hitler in Mein Kampf", "Volksgemeinschaft und Führerprinzip" oder "Die ungeheure Wirkung des Holocaust, der so wie dargestellt, nicht stattfand" sind Themen der Veranstaltung, die in der "Stimme des Gewissens" und im Internet angekündigt wurde.
Vom 3. bis 5. Februar ist Horst Mahler erneut in Vlotho zu Gast. "Der Staat als der erscheinende Gott (Hegel)" und "Der dreigegliederte soziale Organismus (Rudolf Steiner)" sind die Titel, zu denen auch Prof. Lothar Udert und der Wormser Prof. Jürgen Bosch angefragt sind. Die philosophisch erscheinenden Hegelseminare wurden von Mahler in der Vergangenheit zum Anlass genommen vor allem Antisemitismus zu verbreiten.
Auch der Titel "Selbsthilfegruppen" eines Seminars vom 10. bis 12. März scheint auf den ersten Blick harmlos. Offensichtlich handelt es sich jedoch um eine "Selbsthilfegruppe" von Holocaust-Leugnern. Die Veranstaltung dient dem Austausch der Betroffenen des "Feldzugs für die Wahrheit", einem Synonym für die massenhafte Auschwitz-Leugnung, die vom Collegium ausgeht. Angekündigt sind zudem Argumentationsübungen.
"Nordische Gymnastik" bieten Bernhard und Bettina Schaub vom 7. bis zum 9. April an. Gesang und Volkstanz, Medau-Gymnastik für Frauen und Rothmer-Gymnastik für Männer stehen auf dem Programm.
Auf die Leibesertüchtigung folgt am 29. und 30. April wieder ein praktisches Seminar, das im thüringischen Mosbach stattfinden soll. Mit dem Titel "Strategien zur Eroberung der Macht" knüpfen die Veranstalter vermutlich wieder an das Thema "Hitler" an.
Antifa-West
Internet: www.antifa-west.org/
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Tummelplatz für Auschwitz-Leugner / Immobilienverkauf in Borna soll revidiert werden
In die Bemühungen gegen das Vorhaben des Vereins "Gedächtnisstätte", in Borna die umstrittene Gedenkstätte für die 'deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges' anzusiedeln, sind mittlerweile mehrere Gremien eingeschaltet. Anwälte prüfen akribisch, welche juristischen Schritte eingeleitet werden können. Jetzt wird auch der Verkäufer des Grundstückes in der Röthaer Straße - der Bergbauverwalter LMBV - in der Sache aktiv.
Einen "Spottpreis" – so nennt Wieland Körner die Summe von 99.000 Euro, für die im März 2005 ein früheres Verwaltungsgebäude des bundeseigenen Braunkohlensanieres LMBV in Borna an den Düsseldorfer Architekten Ludwig Limmer verkauft wurde. Die Freude Körners war nicht ganz uneigennützig: Der Betreiber des bisher in Bremen ansässigen Roland-Versandes wollte samt Archiv selbst in das repräsentative Gebäude umziehen. 800 Quadratmeter, rund die Hälfte der Gesamtfläche, hoffte er nutzen zu können – zu "sehr günstigen Bedingungen".
Körners Umzugspläne sind eine weitere Bestätigung für die Befürchtung, in der sächsischen Kleinstadt könne ein Tummelplatz für die extreme Rechte entstehen. Spezialität des Verlages sind Reprints völkischer und antisemitischer Pamphlete. So wurde das "Handbuch der Judenfrage", ein Standardwerk der Nationalsozialisten, aufgelegt, aber auch Schriften des britischen Holocaust-Leugners David Irving. Der Verleger selbst schrieb eine "Denkschrift" namens "Die neue Sicht von Auschwitz", die ihm eine Klage wegen Volksverhetzung eintrug. Das Verfahren endete aber lediglich mit der Vernichtung der nicht verkauften Restauflage.
Damit bieten sich Anknüpfungspunkte zum Verein "Gedächtnisstätte", der in Borna einen Gedenkort für deutsche Kriegsopfer errichten will. Hinter dem Verein steht Ursula Haverbeck-Wetzel, die gemeinsam mit Horst Mahler einen "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten" führt (siehe den Artikel auf Seite 6). Die Gedenkstätte soll geschichtsrevisionistische Thesen von Hunderttausenden deutscher Bombenopfer und sechs Millionen verschwundener Vertriebener aufwärmen, wie aus Schreiben Haverbeck-Wetzels hervorgeht. Inschriften auf Steinen, die um ein zwölf Meter hohes Kreuz angeordnet werden, müssten "den Lebensatem des jeweiligen Gaues" verdeutlichen.
Die Behörden, die erst nach Presseberichten im November auf die Pläne aufmerksam wurden, suchen das Entstehen eines rechten Wallfahrtsortes jetzt zu unterbinden. Die Stadt will eine bereits erteilte Baugenehmigung widerrufen und dazu auch Neueigentümer Limmer anhören. Landkreis, Regierungspräsidium und LMBV bemühen sich um eine Rückabwicklung des Kaufvertrages. Skepsis ist dabei allerdings angesagt: LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber hatte unlängst auf Anfrage erklärt, die Immobilie sei nach dem Scheitern umfangreicher eigener Verkaufsbemühungen zur Auktion freigegeben worden. Ein "Einfluss der LMBV auf mögliche Käufer und deren Nutzungsabsichten", erklärt er, "bestand daher nicht mehr".
Allerdings bereitet das Haus nicht nur den Behörden Kopfzerbrechen, sondern womöglich auch dem Besitzer. Limmer konnte sich mit dem Bremer Verlag nicht über die Finanzen einigen, weshalb dieser jetzt nach Frankfurt (Oder) ziehen will. Beim Verein "Gedächtnisstätte", der selbst 200 Quadratmeter nutzen und darauf offenbar ein Dokumentationszentrum einrichten will, wird nun erwogen, einen Gutteil der Spenden und Beiträge an Limmer zu überweisen, um die "Körner-Lücke" zu stopfen.
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Verprügelt, weil er nicht deutsch aussah: Neonazi aus Bad Meinberg verurteilt
Am 3. Januar fand vor dem Amtsgericht Höxter ein Prozess gegen das NPD-Mitglied Markus Sommer wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in Tateinheit mit Sachbeschädigung und Körperverletzung statt. Der Neonazi wurde zu 9 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
In der Nacht zum 21. August 2005 kam es nach 3 Uhr morgens im Kurpark von Bad Meinberg zu einem neonazistischen Überfall auf eine Person im Beisein einer Zeugin. Der Übergriff geschah aus einer Gruppe von 7 Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren heraus, alle – bis auf neuerdings Sommer – in Bad Meinberg wohnhaft. Der Betroffene erhielt durch Sommer und einen weiteren Rechten mehrere Schläge ins Gesicht und auf den Hinterkopf. Markus Sommer verhöhnte dabei den Betroffenen, er würde "nicht deutsch aussehen", und schrie: "Wir sind Deutsche!" Anschließend riss er seinen Arm deutlich und unmissverständlich zum gestreckten Hitlergruß aus und brüllte die Worte: "Heil Deutschland!“.
Sommer, erst kürzlich nach Steinheim verzogen, war bereits im Jahr 2004 wegen Zeigens des Hitlergrußes vom Amtsgericht Brakel zu einer Geldstrafe verurteilt worden und schon wegen Diebstahl, Unterschlagung, Hausfriedensbruch und Trunkenheit am Steuer vorbestraft.
Die Strafe wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, außerdem muss der rechtskräftig Verurteilte (Sommer hatte den Urteilsspruch noch im Gericht angenommen) 160 Sozialstunden ableisten.
Vorsitzender Richter Dr. Andreas Hohendorf wollte ihm die Arbeitsstunden aber gerne ersparen, so betonte er mehrfach. Denn er sei "noch kein Gesinnungstäter“ – und falls Sommer wieder Arbeit finden würde und sein Alkoholproblem in den Griff bekäme, wolle das Gericht die 160 Stunden in eine Geldbuße umwandeln.
Markus Sommer, erstmals arbeitslos seit September 2005, versprach zukünftig "in Maßen zu trinken" und sich dabei "zusammenreißen" zu wollen. Zu seiner NPD-Mitgliedschaft und den am 21.08.2005 gerufenen Parolen wie "Heil Hitler", "Club 88" oder "Sieg Heil" äußerte er sich nicht – er wurde aber auch nicht dazu befragt.
Soweit eine Höxteraner Provinzposse, doch noch nicht ganz ...
Der zweite Rechte, der auf den Betroffenen mehrfach einschlug, kam weder als Zeuge noch im Plädoyer des Oberstaatsanwaltes Hans-Peter Dietzmann gut weg: Dem 25-jährigen Dachdecker aus Bad Meinberg wurden "schmerzhafte Schläge" gegen den Betroffenen im Laufe der Verhandlung eindeutig nachgewiesen.
Aber: Skandalöserweise hatte die zuständige Staatsanwaltschaft Detmold das Ermittlungsverfahren gegen Jacek Makiela wegen des Verdachts der Körperverletzung bereits Anfang Dezember 2005 eingestellt, da eine Anklage nicht im öffentlichen Interesse läge und das Opfer auf die Möglichkeit der Privatklage verwiesen (vergleiche Paulinchen 5 vom 14.12.2005).
Ob die im Höxteraner Prozess getroffenen Feststellungen die Detmolder Staatsanwaltschaft zum Umdenken verleiteten kann?
Anlass hätte sie auch im eigenen Interesse: Die von ihr - auch zur Begründung der Verfahrenseinstellung - angeführte Vorstrafenfreiheit Makielas hat sich jedenfalls als eindeutig falsch herausgestellt.
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NS-Täter und -Täterinnen in Lippe (Teil 3)
Vor dem Hintergrund dieser Halbherzigkeit, Denunzianten strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen und dem eklatanten Missverhältnis zwischen Strafhöhe in Denunziationsprozessen nach 1945 und dem erlittenen Leid der Opfer ist auch die Verbitterung der Denunzierten zu bewerten. Die Mehrzahl von ihnen hatte nach 1945 geschwiegen und sich nur in Ausnahmefällen zu Wort gemeldet. Einige wenige hatten erst dann Strafanzeige erstattet, nachdem sie öffentlich dazu aufgefordert worden waren. Jetzt mussten sie erleben, dass sich die Denunzianten mit fadenscheinigen Argumenten rechtfertigten und die meisten Verfahren mangels Beweisen eingestellt wurden." (15)
KZ-Häftlinge
(Zeichnung)
Ein im Jahr 1940 denunzierter Fabrikant führte im Jahre 1947 anlässlich der Einstellung des Verafahrens gegen den Täter an: "Ich mach dienstlich fast täglich die Erfahrung, dass die Nazis wohl fast alle den traurigen Mut aufgebracht haben, andere Menschen, die sich nicht wehren durften, zu quälen und zu misshandeln, aber heute sind sie fast durchweg zu feige, für ihre Verbrechen gerade zu stehen. Es berührt daher auch eigenartig, dass einem Beschuldigten, der leugnet ... mehr geglaubt wird, als dem Geschädigten, welcher bereit ist, seine Angaben eidlich zu erhärten, dem aber in diesem Fall die Glaubwürdigkeit abgesprochen wird." (16)
Rassistischer Mord
Unter besonderen, rassistisch motivierten Vorbehalten, Diskriminierungen und Repressionen hatten die aus Osteuropa (vor allem aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion) zu mehreren Tausend nach Lippe gebrachten Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter und Kriegsgefangene zu leiden. Auch in Lippe gehörte es zur 'rassistischen Normalität', polnische Zwangsarbeiter wegen der Liebe zu einer "deutschblütigen Frau" zu erhängen oder russische Kriegsgefangene "auf der Flucht" zu erschießen.
Russische Kriegsgefangene
(Foto)
So wurde im Juli 1941 der polnische Zwangsarbeiter Stefan Bolewski vom Sondergericht Bielefeld zum Tode verurteilt, weil er mit einer deutschen Frau eine Beziehung hatte. Bolewski war als Zwangsarbeiter in Ehrsen bei Bad Salzuflen eingesetzt und hatte sich in eine auf dem Hof arbeitenden Tagelöhnerin verliebt. (17) Ein Nachbar denunzierte die beiden, worauf Gestapo und Richter die rassistisch motivierte Verfolgung aufnahmen.
Stefan Bolewski wurde am 28. Juli 1941 in einem Steinbruch bei Ehrsen-Breden erhängt. Über die Reaktion der Bevölkerung hat Franz Meyer folgendes erfahren: "Die Nachricht von der Hinrichtung Bolewskis hatte sich in Ehrsen-Breden selbst und den umliegenden Orten an diesem Nachmittag wie ein Lauffeuer verbreitet. Aus allen Richtungen, vor allem aus Gastrup, Retzen und Schötmar strömten Neugierige Richtung Steinbruch. Wie eine Zeitzeugin zu berichten wusste, sollen sich unter den Schaulustigen sogar zahlreiche Mütter mit ihren Kleinkindern befunden haben. In der Nähe des Steinbruchs hätten die Leute 'in den Bäumen gesessen', um einen Blick auf den am Galgen hängenden Polen werfen zu können.
Dagegen hätten sich die Bewohner aus Ehrsen und Breden mehrheitlich zurückgehalten. Nur die 'Leute von der Partei' hätte man an der Hinrichtungsstätte gesehen. Viele Bewohner aus dem Dorf wären mit dem, 'was da im Steinbruch passiert ist’, nicht einverstanden gewesen. Sie hätten ja den Stefan gekannt und gewusst, dass das ein ’feiner Junge’ war. Eine andere der ... befragten Frauen versicherte, sie habe auch heute noch 'eine große Abscheu vor diesem Platz' (dem Ort der Hinrichtung), 'ich bin da nie wieder hingegangen'". (18)
"Abschließend", so Franz Meyer, "ist darauf hinzuweisen, dass die aus rechtsstaatlicher Sicht als Mord zu bezeichnende Hinrichtung von Stefan Bolewski nach 1945 ungesühnt geblieben ist. Keiner der Täter, weder der Denunziant noch der Richter wurden für den Tod des Polen zur Verantwortung gezogen." (19)
Seit dem März 1940 mussten polnische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter im Deutschen Reich auf ihrer Kleidung ein Abzeichen tragen.
(Foto)
Ungesühnt blieb auch die Erschießung von drei russischen Kriegsgefangenen in der Nähe von Veldrom im Jahre 1944. Hier hatten sich im dichten Wald vier geflohene russische Kriegsgefangene versteckt.
Lebensmitteldiebstähle auf benachbarten Bauernhöfen hatten schnell zu dem Verdacht geführt, dass es sich bei den 'Tätern' um russische Kriegsgefangene handeln müsse. Als dann im Wald Rauch entdeckt wurde, "ergriff der Ortsgruppenleiter (Anton Eilert aus preußisch Feldrom, a. P.) als Führer der Veldromer Landwacht die Gelegenheit, sich durch tatkräftiges Handeln zu profilieren". (20) Er stellte acht Männer zusammen, die am darauffolgenden Tag das Gelände durchkämmten. Sie stießen auf vier russische Kriegsgefangene, welche die Flucht ergriffen und, so der Polizeibericht, auch auf Anruf nicht stehen blieben. Die Deutschen eröffneten aus drei Gewehren das Feuer, mit dem Ergebnis, dass zwei Gefangene sofort tot waren, der dritte starb kurz darauf. Von Warnschüssen ist im Bericht des Polizeiposten Schlangen nicht die Rede. (21)
Himmler beim Besuch eines Lagers für russische Kriegsgefangene
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Sie waren nach der herrschenden Rechtslage auch nicht nötig. In der Anweisung zum Schusswaffengebrauch für die Landwehr hieß es: "Auf flüchtige sowjetische Kriegsgefangene ist ... ohne vorherigen Anruf zu schießen. Warnschüsse sind in keinem Fall abzugeben." (22) Die Männer aus preußisch Feldrom und lippisch Veldrom hatten offenbar keine Skrupel, gezielte tödliche Schüsse auf davonlaufende Menschen abzugeben. Es erübrigt sich beinahe darauf hinzuweisen, dass auch diese Täter für ihre Tat juristisch nie belangt worden sind.
- Fortsetzung in altes Paulinchen Nummer 7 vom 8. Februar 2006 –
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Verpachtung des Parkhotels in Bad Essen an NPD-Funktionär
Seit dem 1. Dezember ist das unter Zwangsverwaltung stehende Parkhotel in Bad Essen an Gustav Arnold Eggerking verpachtet. Er ist Bruder der Eigentümerin.
Eggerking trat im Mai 2000 zur Wahl für die Republikaner in Hamm an, bei der letzten Bundestagswahl kandidierte er für die NPD in Diepholz-Nienburg.
Innerhalb der Nazi-Szene ist das Anpachten von Häusern nichts Ungewöhnliches. Häufiger jedoch finden Häuserkäufe statt. Denn bei einem Hauskauf ist es noch einfacher, die eigentlichen Ziele der Handlungen zu verschleiern. Festzustellen ist auf jeden Fall, dass seit Anfang 2000 das Immobiliengeschäft zur politischen Strategie der organisierten Nazis gehört. Die angestrebte Nutzung der Häuser ist mal weniger, mal mehr offen.
Vergleicht mensch die Umstände und Möglichkeiten, die sich der Naziszene mit der Pachtung des Parkhotels bieten mit anderen Immobiliengeschäften, dann erkennt man, dass die Verpachtung des Gebäudes nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist.
Warum die Verfügung über Immobilien für die Organisation der Nazis wichtig ist, sogar Teil des Konzeptes der "National befreiten Zonen", beschreibt Steffen Hupka in einem Artikel der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" (11/1999): Die Verfügung über Immobilien sei nicht der Versuch der totalen Abgrenzung von der bestehenden Gesellschaft, also Selbstzweck im Sinne von Nazis als Aussteigern, sondern Mittel zu einer politischen Veränderung im Sinne der Nazis. Ein Objekt wird nach diesem Konzept als materielle und moralische Basis definiert. Zitat: "Sie muss unsere Nachschubbasis und unsere Heimatfront sein. Aus ihr heraus müssen wir die eigentliche Front weiter vorschieben, müssen wir neue Nebenkriegsschauplätze, sprich Befreite Zonen, eröffnen." Und weiter: "Steht das Objekt auf sicheren Füßen, kann man daran gehen, weitere Freiräume zu erobern." Hupka hält die Schaffung eines Netzwerkes von Objekten für die zentrale Aufgabe des "gesamten nationalen Widerstandes".
Damit sind wir bei einem weiteren Punkt der Ankündigungen, was die angestrebte Nutzung des Parkhotels durch Gustav Arnold Eggerking angeht. Das Haus stehe für Geburtstagsfeiern, Scheidungen und andere Feiern zur Verfügung. Innerhalb der Nazi-Szene ist es üblich, Veranstaltungen aller Art, von Versammlungen bis hin zu Rechtsrock-Konzerten, offiziell z.B. als "Geburtstagsfeier" zu betiteln, um so den Widerstand gegen solche Veranstaltungen gering zu halten. Eggerking hat in der rechtsextremen Zeitschrift "Nation und Europa" eine Anzeige geschaltet, in der er das Hotel in Bad Essen als den "Tagungsort für Nationale, ideal auch für Feste und Feiern" bezeichnet, was eigentlich eine sehr deutliche Ankündigung ist. Auf Anfrage der Presse konkretisierte er die Ankündigung als "Kindergeburtstage, Scheidungen und andere Feiern". Und auf die Nachfrage, ob auch die NPD Nutzerin sein könnte, formulierte er: "Wenn die NPD bezahlt, warum nicht?"
Gegen Nazis
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Schon früher waren Immobilien der Nazis in den Schlagzeilen. Zwei recht bekannte Projekte, die mittlerweile nach jahrelangem Widerstand geschlossen wurden, waren das Schulungszentrum in Hetendorf oder in Detmold-Pivitsheide.
Die Aktivitäten, die in diesen Zentren stattfanden und von ihnen ausgingen, wirkten nur in die Nazi-Szene hinein. Das sollte auch so sein. Bei der Nutzung der Immobilien, die seit Anfang 2000 stattfindet, geht es darüber hinaus auch erklärt um die Schaffung von Infrastruktur und um Akzeptanz und letztlich auch um die Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung. Die daraus resultierende Tolerierung rechter Ideologie beziehungsweise ihre weitergehende Etablierung im öffentlichen Raum würde sie ihrem Konzept der "Befreiten Zonen" ein erhebliches Stück näher bringen.
Ob sich Nazis irgendwo festsetzen und die Möglichkeit bekommen, ihre Propaganda zu verbreiten bleibt eine politische Frage, eine Frage der Nichtakzeptanz im Ort. Das heißt nicht, dass politisch Verantwortliche einer Gemeinde oder auch die Verwaltung nicht versuchen sollten, ihre Möglichkeiten der Unterbindung von Naziaktivitäten so weit wie möglich auszuschöpfen. Denn auch wenn so was häufig ohne Erfolg bleibt, ist es immerhin ein politisches Zeichen, das gesetzt werden muss. Es reicht aber nicht, sich darauf zu verlassen. Um wirklich dem Treiben der Nazis etwas entgegenzusetzen, sind wir alle gefragt. Das bedeutet in erster Linie, die Aktivitäten der Nazis genau zu beobachten und an die Öffentlichkeit zu bringen. Das bedeutet außerdem, immer wieder öffentlich zu zeigen, dass Rechtsextreme keine Akzeptanz finden, bei keiner Gelegenheit und nirgendwo. Es darf nicht zur Normalität werden, dass Nazis zu Nachbarn werden, wie das leider bei dem als Parteihaus gepachteten Gebäude der NPD am Harderberg südlich von Osnabrück der Fall ist.
Gut besuchte Versammlung gegen die Silvesterfeier der NPD
Über 100 Menschen aus Bad Essen und Umgebung zeigten am Silvesterabend ihre Präsenz in der Nähe des Parkhotels, um deutlich zu machen, dass jegliche Aktivität der Nazis unerwünscht ist. Zur angekündigten Silvesterfeier der Nazis kamen lediglich 50 Personen.
Eggerking wollte ein "nationales" Silvester feiern und hatte dazu auch den rechtsextremen Liedermacher Frank Rennicke geladen. Frank Rennicke gilt als Integrationsfigur des Rechtsextremismus, weil er bei seinen Konzerten die verschiedenen Strömungen der Nazis vereinigen kann. Das Konzert der Nazis musste ausfallen, weil die Gemeinde Bad Essen ein Verbot der Veranstaltung beantragte. Dieses Verbot hatte vor dem Oberverwaltungsgericht insgesamt keinen Bestand, jedoch der Auftritt von Rennicke wurde untersagt. Es ist sehr begrüßenswert, dass die Gemeinde Bad Essen mit der Verbotsverfügung ein weiteres Mal ein Zeichen gesetzt hat, dass es der Ort nicht hinnehmen will, dass ein Funktionär der NPD sich mit der Pachtung einer Immobilie in Bad Essen festsetzen will.
Zwar versucht Eggerking auch immer wieder mit plumper Meinungsmache auf Flugblättern sich anzubiedern, das Parkhotel will er aber offenbar vor allem für rechtsextreme (Partei-) Aktivitäten etablieren. Die frühere Kundschaft des Hotels bleibt mittlerweile sowieso aus und ist auch nicht gewünscht, denn Eggerking hat vor dem Hotel die Fahnen der NPD und die Reichsfahne gehisst. Geholfen hat ihm das für seine Silvesterfeier nicht, denn auch die rechtsextreme Kundschaft blieb am Silvesterabend größtenteils aus. Die Resonanz bei der Mahnwache gegen die erneute Ansammlung von Nazis, die aus der größeren Region um Osnabrück herum angereist waren, war dagegen beeindruckend. Trotz des kurzfristigen Aufrufs, sich an einer Versammlung gegen die Nazis zu beteiligen, kamen über 100 Leute aus Bad Essen und Umgebung zusammen und auch fast die vollständige Gemeindeverwaltung einschließlich des Bürgermeisters war vertreten. Jugendliche hatten ein Transparent gemalt und es gab "Glühwein gegen Rechts". Die Stimmung bei der Versammlung war ausgesprochen gut und zeigt, dass innerhalb von nicht einmal zwei Monaten eine Basis geschaffen wurde, um durch vielfältige Aktivitäten die Präsenz der NPD in Bad Essen wieder zu beenden.
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Aufruf zur Solidarität: Über vier Monaten Kirchenasyl in Horn
Familie A. aus Aserbaidschan lebt seit dem 28. August 2005 in Horn im Kirchenasyl (vergleiche altes Paulinchen 2 vom 14. September 2005). Wie berichtet war der Asylantrag abgelehnt worden, die Familie mit ihren 16, 13 und vier Jahre alten Kindern sollte abgeschoben werden. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Horn gewährte ihr Kirchenasyl, das Ökumenische Forum Flüchtlinge in Lippe verhandelt seither mit dem Kreis Lippe.
Mittlerweile ist ein medizinisches Gutachten über Frau A. erstellt worden. Das Ergebnis: Die 35-jährige Mutter leidet aufgrund der Erlebnisse vor ihrer Flucht aus der Heimat unter posttraumatischen Belastungsstörungen - bei psychischer Belastung ist mit psychosomatischen Reaktionen schwerster Art zu rechnen. Das Gutachten ist auch vom Amtsarzt des Kreises Lippe bestätigt worden. Pfarrer Maik Fleck. "Wir sind uns einig, dass Frau A. schwer krank ist."
Die Ansichten gehen jedoch auseinander, was die weitere Perspektive für die Familie angehet. Wie Fleck betont, ist für die Mutter eine fachgerechte psychologische Betreuung erforderlich - "eine Lebensperspektive hat sie nur außerhalb Aserbaidschans". Denn eine Ausreise in die USA habe sich als nicht möglich herausgestellt, auch Russland ist zurzeit keine realistische Variante, weil dort sehr restriktiv mit Menschen aus den Kaukasusrepubliken umgegangen wird.
Wie Fleck sagt, steht jetzt die Prüfung im Raum, ob eine Ausreise nach Aserbaidschan und eine anschließende Betreuung erfolgen könne - dabei ist nach einer Formulierung des Auswärtigen Amtes "ein landesüblicher Standard" ausreichend. "Es bleibt aber unberücksichtigt, ob eine solche Betreuung für Frau A. überhaupt zugänglich und finanzierbar ist. Die Familie weist darauf hin, dass sie als Angehörige der armenischen Minderheit überhaupt nicht behandelt würde."
Jetzt sollen mit Hilfe einer deutschen evangelischen Kirchengemeinde in Baku Informationen eingeholt werden. Aber nach wie vor, so Fleck, steht der Versuch einer Einigung mit der Ausländerbehörde im Zentrum des Bestrebens: "Wir hoffen, dass sich beim Kreis Lippe so viel Gestaltungsspielraum ergibt, dass es zu einer Duldung kommt."
Unterdessen wird die Finanzierung des Unterhalts für die Familie knapp. Die Spendensumme ist aufgebraucht. Es gibt zwar immer noch weitere Sach- und Lebensmittelspenden, aber das Geld für Einkäufe für die Familie reicht nicht mehr aus.
Wir rufen zur Solidarität mit Familie A. auf:
Die Kirchengemeinde und die Unterstützerinnen und Unterstützer sind dringend auf weitere Senden angewiesen. Vielleicht ist ja auch das eine oder andere Solidaritäts-Konzert in der Region kurzfristig möglich.
Spendenkonto:
Kontonummer: 135 11 50 87
BLZ: 476 501 30
Sparkasse Detmold
Kontoinhaber: Spendenkonto Ökumenisches Forum Flüchtlinge
Stichwort: Kirchenasyl Horn
Keine Abschiebung - Knäste - Lager
(Flyer)
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Flüchtlingshilfe Lippe e.V.: Für eine kompetente Flüchtlingsberatung in Lippe
"Es gibt zu viele Flüchtlinge, sagen die Menschen. Es gibt zu wenig Menschen, sagen die Flüchtlinge."
Flüchtlinge brauchen Menschen, die für sie Partei ergreifen. Wenn sie nach Deutschland kommen kennen sie weder die Sprache noch die Gesetze, denen sie unterliegen. Dadurch verringern sich ihre Chancen, ihre Fluchtgründe glaubhaft bei Ämtern und Gerichten darzustellen. Ihre Asylanträge werden abgelehnt, obwohl viele Flüchtlinge tatsächlich Angst um ihr Leben haben müssen.
Abschiebeknast Büren
(Foto)
Auch nach einem abgelehnten Asylantrag können viele Flüchtlinge aus unterschiedlichen, teils humanitären Gründen nicht gleich abgeschoben werden. Zwischen Abschiebung und der Hoffnung auf ein Bleiberecht werden sie in der Duldung "geparkt". Sie dürfen nicht arbeiten, leben von einer stark gekürzten Sozialhilfe, müssen in Asylheimen wohnen in der ständigen Angst, plötzlich doch noch abgeschoben zu werden. Dieses zermürbende Leben macht die meisten von ihnen krank.
Auch wenn immer weniger Flüchtlinge Deutschland erreichen können, wird die juristische und soziale Beratung vor Ort immer komplizierter und zeitaufwändiger.
Gleichzeitig werden viele Beratungsstellen aus finanziellen Gründen geschlossen oder reduziert.
Hier setzt die Arbeit der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. ein.
Engagierte Beratung für Flüchtlinge
Ziel des Vereins Flüchtlingshilfe Lippe e.V. ist die Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen in Lippe und wenn möglich die Verfestigung ihres Aufenthaltsstatus.
Konkret haben wir uns folgende Aufgaben gestellt:
- Durchführung einer professionellen und parteilichen Beratung für Flüchtlinge
- Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die besonderen Probleme von Flüchtlingen
- Unterstützung der Integration
- Förderung des ehrenamtlichem Engagement im Bereich der Flüchtlingsarbeit
- Vernetzung mit anderen Beratungsangeboten
- Austausch mit den zuständigen Behörden
Die Beratung soll durch eine kompetente Fachkraft durchgeführt werden. Ein Büro in Detmold dient als zentrale Anlaufstelle. Mobile Beratung findet darüber hinaus vor Ort in den Flüchtlingsunterkünften im Kreis Lippe statt.
Flüchtlingshilfe Lippe e.V.
Am Plaß 13
32758 Detmold
Kontakt:
Dieter Bökemeier
Telefon: (05231) 28 562
Irmingard Heine
Telefon: (05232) 71 741
Britta Langner
Telefon: (0521) 44 09 21
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Flüchtlingshilfe Lippe e.V.: Grundlagen des Asylverfahren
Seminarleitung: Frank Gockel
Vom 10.02. bis 12.02.2006
im Liborianum
Bildungsstätte des Erzbistums Paderborn
An den Kapuzinern 5 - 7
33098 Paderborn
Freitag, 10.02.2006
18.00 Uhr: Abendessen
19.00 Uhr: Begrüßung und Vorstellungsrunde
19.30 Uhr: Einführung in das Asylverfahren
- Die Asylpolitik der Bundesrepublik
- Art. 16a Grundgesetz
- Rechtliche Grundlagen des Asylverfahrens
21.15 Uhr: Open End
Samstag, 11.02.2005
08.00 Uhr: Frühstück
09.00 Uhr: Einführung in das Asylverfahrensgesetz
10.30 Uhr: Stehkaffee
10.45 Uhr: Das Asylverfahren
12.30 Uhr: Mittagessen
14.00 Uhr: Die Drittstaatenregelung
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Sichere Herkunftsländer
18.00 Uhr: Abendessen
19.00 Uhr: Die Entscheidung des Bundesamtes
20.45 Uhr: Open Space (mit Überraschung)
Sonntag, 12.02.2005
08.00 Uhr: Frühstück
09.00 Uhr: Der Rechtsweg im Asylverfahren
10.30 Uhr: Stehkaffee
10.45 Uhr: Der Asylfolgeantrag
12.30 Uhr: Mittagessen
13.30 Uhr: Auswertung der Tagung
14.00 Uhr: Ende der Tagung
Zielgruppe und Ziel
Das Seminar richtet sich an TeilnehmerInnen, die keine oder sehr geringe Vorkenntnisse im Bereich des Asylverfahrensgesetzes haben. Der juristische Laie erhält durch das Seminar eine Übersicht über die Gesetze, Verordnungen und Erlasse zum Asylverfahren und er lernt, diese nach ihrer Wichtigkeit hin einschätzen zu können. Ziel ist es, den Inhalt von Paragraphen zu verstehen um so den jeweiligen Handlungsbedarf in der Beratungs- / Betreuungspraxis einschätzen zu können.
Benötigte Arbeitsmittel
Für die Teilnahme ist eine Gesetzessammlung, die zumindest das Asylverfahrensgesetz und das Aufenthaltsgesetz enthält, erforderlich. Es wird den TeilnehmerInnen empfohlen, das "Deutsche Ausländerrecht" aus dem Deutschen Taschenbuch Verlag, 19. oder 20. Auflage, mitzubringen (9,00 Euro).
Referent
Referent des Seminars ist Frank Gockel, Flüchtlingsberater der Flüchtlingshilfe Lippe e.V. und Vorsitzender des Vereins Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.
Organisatorisches:
Verbindliche Anmeldung bitte bis zum 01.02.2006 an:
Flüchtlingshilfe Lippe
c/o Frank Gockel
Pöppinghauser Straße 20
32756 Detmold
Telefon: 0700 - 22 99 77 11
Fax: 05231 - 60 10 85
E-Mail: Gockel@Fluechtlingshilfe-Lippe.de
Teilnahmebetrag:
50,00 Euro für hauptamtlich Tätige
35,00 Euro für ehrenamtlich Tätige
(zu Entrichten bei der Anreise)
Das Seminar ist auf 15 TeilnehmerInnen begrenzt.
Unterbringung:
Das Gästehaus Liborianum bietet für die TeilnehmerInnen eine Möglichkeit zu übernachten. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in 1-Bett Zimmern inklusive Dusche und WC und ist im Preis enthalten. Bei der Anmeldung ist anzugeben, ob eine Übernachtung im Liborianum gewünscht wird. Eine Liste von weiteren Hotels, die auf eigene Kosten gebucht werden können, ist unter
www.paderborn.de
aufgeführt.
Diese Tagung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Forum Flüchtlinge in Lippe und dem Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.
Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.
(Logo)
Unser Verein wurde im Jahre 1994, kurz nach der Eröffnung der Abschiebehaftanstalt Büren, gegründet. Seit dieser Zeit arbeiten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zwei großen Gebieten: Zum einen gehen wir in das Gefängnis und versuchen dort, den unmittelbar von der Abschiebehaft betroffenen Menschen und Ihre Angehörigen mit einem breiten Angebot zu helfen und zu unterstützen, zum anderen versuchen wir, die Mauern der Abschiebehaft ein wenig transparenter zu gestallten, um die Öffentlichkeit über die unmenschliche Praxis der Abschiebehaft zu informieren. Wir erleben es immer wieder, wie wenig die Menschen über das Thema Abschiebehaft informiert sind und so wundert es nicht, dass immer wieder falsche Informationen über Abschiebehaft verbreitet werden. Beide Aufgabenfelde dienen dem Zweck, unserem Vereinsziel, die bedingungslose Abschaffung der Abschiebehaft näher zu kommen. Wir wünschen Ihnen und uns, dass Sie beim Lesen dieser Seiten weitere Informationen zum Thema Abschiebehaft erhalten und dass wir Ihnen unser Ziel näher bringen können:
http://www.gegenabschiebehaft.de/
Wir leisten Hilfe für Menschen in Abschiebehaft - und brauchen dafür selbst Hilfe - auch finanziell. Bitteprüfen Sie, ob Sie durch eine Spende unsere Arbeit fördern können. Wir sind als gemeinnützig anerkannt.
Für seine Arbeit ist der Verein von der Evangelischen Kirche in Westfalen 1997 mit dem Föderpreis "Konziliarer Prozess" und vom Erzbischof in Paderborn 1999 mit dem Förderpreis "Nicht reden, handeln“ ausgezeichnet worden.
Spendenkonto:
Kontonummer: 50 001 593
BLZ: 472 501 01
Sparkasse Paderborn
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soli@alte-pauline.de
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