www.hiergeblieben.de

Deutsche Presse-Agentur , 03.10.2001 :

Rund 900 Menschen demonstrieren gegen Abschiebehaft

Rund 900 Mitglieder verschiedener Initiativen aus Deutschland haben am Mittwoch im ostwestfälischen Büren (Kreis Paderborn) gegen die Abschiebung von Flüchtlingen und gegen Abschiebehaft protestiert. Die Demonstranten richteten vor der Abschiebehaftanstalt Grußbotschaften in 13 Sprachen an die Gefangenen. Darin bekundeten sie ihre Solidarität mit den Inhaftierten und protestierten gegen deren Diskriminierung. Sprecher forderten eine gerechte Flüchtlingspolitik und ein dauerhaftes Bleiberecht. Nach Auskunft der Polizei verlief die Aktion friedlich. Bei der von einem großen Polizeiaufgebot begleiteten Demonstration vor der Anstalt und bei einer anschließenden Kundgebung in der Bürener Innenstadt warfen Redner dem Staat vor, unschuldige Menschen als Sündenböcke zu missbrauchen. Abschiebehaft bedeute eine schwere Verletzung des Grundrechtes auf Freiheit.

"Abschiebehaft ist unmenschlich und schon für psychisch gesunde Gefangene eine Ausnahmesituation", sagte der Sprecher der Paderborner Bürgerinitiative "Hilfe für Menschen in Abschiebehaft", Frank Gockel. Den meisten Häftlingen sei nicht klar, warum sie überhaupt im Gefängnis seien. Sie hätten keine Straftaten begangenen, die Abschiebehaft treffe sie vollkommen unvorbereitet. Die Demonstranten wurden von Häftlingen "akustisch unterstützt": Einige Gefangene machten sich am Fenster ihrer Zellen mit Rufen bemerkbar oder sangen Lieder. In der Anstalt sei es sonst sehr ruhig gewesen, sagte deren Leiter Peter Möller der dpa. In der Bürener Anstalt sind derzeit laut Möller mehr als 300 Gefangene aus 60 Nationen untergebracht. Die meisten Häftlinge stammten aus der Türkei, Jugoslawien, Polen, Indien und Nordafrika. Die durchschnittliche Abschiebehaft dauere mehr als 50 Tage, hieß es. Das mehrere Kilometer außerhalb des Ortes in einem Wald gelegene Gefängnis gilt als größte Abschiebehaftanstalt Deutschlands.


presse@hbg.dpa.de

zurück