Antifa AG Universität Bielefeld ,
11.01.2004 :
Volksgruppe im Exil / Die Sudetendeutsche Landsmannschaft
"Die Sudetendeutschen waren die 5. Kolonne Hitlers bei der Zerschlagung der demokratischen tschechoslowakischen Republik." Mit dieser Aussage, die auf der Tatsache beruht, dass bei der letzten demokratischen Wahl im Mai 1938 im sogenannten "Sudetenland" 90 Prozent der deutschen Wähler die Kandidaten der von den Nazis in Berlin gesteuerten sudetendeutschen Partei gewählt hatten, löste der tschechische Ministerpräsident Zeman im Frühjahr 2002 in der Bundesrepublik einen parteiübergreifenden Proteststurm aus. Im Mittelpunkt der Debatte standen nicht mehr die Opfer der deutschen Aggressionspolitik, sondern die Sudetendeutschen, die man "vertrieben" hatte. Die sudetendeutsche Landsmannschaft, die Tausende von Mitgliedern der Nazi-Funktions- und Vernichtungselite des NS-Mustergaus Sudentenland als Mitglieder und führende Funktionäre in ihren Reihen integrierte, war besonders empört. Bis 1990 bestand ihre Politik darin, die Rückgabe der sogenannten "Tschechisch besetzten Zone", d.h. der Grenzgebiete der CSSR an Deutschland zu verlangen.
Dieses Modell der revanchistischen Grenzrevision ist inzwischen bedeutungslos geworden für die aktuelle Politik der Landsmannschaft. Im Mittelpunkt stehen Bestrebungen den politischen und kulturellen Einfluss Deutschlands und der völkischen Vertriebenenverbände, die zu anerkannten Akteuren deutscher Außenpolitik geworden sind, in den Nachbarstaaten zu verstärken. "Schutz der deutschen Minderheiten", "Recht auf Heimat", "Internationales Selbstbestimmungs- und Volksgruppenrecht" heißen dabei die juristischen Formeln, mit denen deutsche Machtansprüche begründet werden.
Erich Später (Autor der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift "Konkret") wird auf der Veranstaltung über die Geschichte und aktuelle Politik einer der einflussreichsten völkischen Verbände der Bundesrepublik sprechen.
Donnerstag, 15.01.2004, 19.00 Uhr - Universität Bielefeld, Hörsaal 2
Eine Veranstaltung der Junge Linke Bielefeld und der Antifa-AG an der Uni
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