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Leipziger Volkszeitung , 06.12.2005 :

(Borna) Braune Katze aus dem Sack und viele Fragen offen

Borna. Oberbürgermeister Bernd Schröter war merklich ergriffen. "Hier ist etwas im Entstehen, das Borna nur gut tun kann", sagte er am 29. Oktober beim ersten Bundestreffen der Russlanddeutschen in der Röthaer Straße.

Ein paar Tage später ließ die rechtsextreme Zeitschrift "Der Eckart" die braune Katze aus dem Sack: Auf dem früheren LMBV-Grundstück soll eine Gedenkstätte für deutsche Kriegsopfer entstehen.

Nun gehört das Organ der Österreichischen Landsmannschaft, die sich schon mal für den Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke erwärmt, nicht zwingend zur Standardlektüre im Bornaer Rathaus. Auch die Antifa-Netzwerke im Internet, welche kurz darauf Alarm schlugen, wohl eher nicht. Die Landtagsabgeordnete der Linksfraktion, Kerstin Köditz, scheint da informierter zu sein. Am 1. Dezember richtete sie eine Anfrage an die Landesregierung. "Es geht darum, in welcher Weise die Staatsregierung aktiv geworden ist, um die Stadtverwaltung und das Landratsamt auf die drohende Ansiedlung eines rechtsextremistischen Vereins aufmerksam zu machen", erklärte ihr Mitarbeiter Volkmar Wölk. Am Montag reagierte dann auch die PDS-Basis in Borna. Stadträtin Simone Luedtke schickte sechs Fragen an Rathauschef Schröter, welche dieser zur Stadtratssitzung am 22. Dezember beantworten soll. ImLandtag soll es bereits an diesem Freitag Antworten geben.

Festzustehen scheint indes, dass der Verkauf des 10.500 Quadratmeter großen Grundstücks aus dem Bestand des Bergbauverwalters LMBVan Ludwig Limmer alles andere als glücklich war. Der Düsseldorfer ist schließlich Mitglied des Vereins "Gedächtnisstätte", dessen Vereinsziel laut Satzung die Errichtung einer "Gedächtnisstätte für die Opfer des Zweiten Weltkriegs durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern" ist. Der Initator des Projekts kommt übrigens auch aus Düsseldorf: der mit dem Ritterkreuz dekorierte Kampfflieger Hajo Herrmann. Er brachte den Stein ins Rollen, auch wenn er sich gegenüber der LVZ in Bescheidenheit flüchtet: "Ich bin da nur ein Mitläufer."

Womöglich hat der in Neonazi-Kreisen als Kriegsheld angehimmelte Greis auch manche Geldbörse öffnen geholfen. Wie Limmer dieser Zeitung anvertraute, sollen Gedenkstätte und Doku-Zentrum über eine Gruppe von Spendern finanziert werden: "Auslandsdeutsche, die heute in Kanada und Südamerika leben." Vereinschef Wolfram Schiedewitz rudert indes leicht zurück: "Im Moment ist das alles noch eine sehr diffuse Geschichte", erklärte er. "Aber es stimmt: Das Thema wird behandelt."

Seit wann, ist nur eine Frage, die zu klären sein wird.

Frank Döring


chefredaktion@lvz.de

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