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Die Glocke , 10.12.2005 :

(Ahlen) Einstimmige Empfehlung des Hauptausschusses / Ehrenbürgerschaft für einen Botschafter der Versöhnung

Ahlen (mk). Die kleine, aber feine Riege Ahlener Ehrenbürger soll Zuwachs bekommen. Einstimmig sprach der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag die Empfehlung aus, dem ehemaligen Ahlener Bürger Imo Moszkowicz (Bild) das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.

Das Forum Brüderlichkeit hatte einen entsprechenden Antrag an den Bürgermeister gestellt. Und auch der Heimat- und Denkmalpfleger Ludger Schulte hatte eine solche Bitte geäußert. Imo Moszkowicz wurde als Sohn eines jüdischen Schuhmachers 1925 in Ahlen geboren. Die Familie erlitt das Schicksal der meisten Juden während der NS-Zeit. Sie wurde bis auf den Vater, der noch nach Südamerika auswandern konnte, ins Konzentrationslager verschleppt. Imo Moszkowicz wurde im April 1942 nach Auschwitz deportiert und musste dort Zwangsarbeit leisten. Während seine Mutter und die sechs Geschwister im KZ umkamen, überlebte er den Holocaust und wurde 1945 von der Roten Armee befreit.

Nach dem Krieg kehrte Imo Moszkowicz zunächst in seine Heimatstadt Ahlen zurück. Im KZ hatte er seine Liebe zum Theater entdeckt, die ihn zur Jungen Bühne nach Warendorf und später an das Westfalentheater Gütersloh führte. Schon wenig später wurde er Regieassistent bei Gustav Gründgens am Düsseldorfer Schauspielhaus und später bei Fritz Kortner am Berliner Schillertheater. Es folgte eine atemberaubende Karriere als Theater- und Filmregisseur mit über 100 Aufführungen und mehr als 200 Fernsehfilmen und -serien. Er drehte unter anderem mit Heinz Rühmann den Film "Max der Taschendieb". Er führte Regie bei "Pater Brown", "Pumuckls Abenteuer", und "Graf Yoster gibt sich die Ehre".

Trotz seiner schlimmen Erfahrungen suchte und sucht Imo Moszkowicz den Dialog zu seiner Heimatstadt Ahlen und streckt dabei die Hand zur Versöhnung aus. "Hass und Rache sind die schlimmsten Feinde der Menschlichkeit", sagte der Regisseur anlässlich seines 80. Geburtstages in diesem Jahr. Moszkowicz lebt seiner über 30 Jahren in Ottobrunn bei München. Imo Moszkowicz sei ein beeindruckender, glaubwürdiger Botschafter der Versöhnung, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Er pflegte die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt trotz düsterer Vergangenheit. Der Theatermann wurde bereits mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt, 2002 erhielt er den Scopus Award der Hebräischen Universität Jerusalem.

Es ist geplant, die Verleihung der Ehrenbürgerschaft im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit im März nächsten Jahres vorzunehmen. Zuletzt waren im Januar 2003 die beiden Alt-Bürgermeister Herbert Faust und Horst Jaunich zu Ehrenbürgern ernannt worden.

10./11.12.2005
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