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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 16.01.2003 :

Razzia gegen Rechte / Polizeieinsatz im Postmeister

Bielefeld (NW). Die Kneipe "Postmeister" am Kesselbrink war am Dienstagabend ab 21.30 Uhr Schauplatz einer Polizei-Razzia. Die Gaststätte gilt vor allem dienstags zur Freibier-Stunde (21 bis 22 Uhr) als Treffpunkt Rechtsradikaler. Anfang November sollen Mitglieder der rechten Szene auf dem Kesselbrink einen dunkelhäutigen Mann verprügelt haben. Vor allem dieser Vorfall löste jetzt den Einsatz des Staatsschutzes aus.

Die Antifa-West hatte der Polizei mitgeteilt, dass am 5. November gegen 22 Uhr ein dunkelhäutiger Mann aus der Gaststätte "Postmeister" flüchtete, verfolgt von einer Gruppe Vermummter. Die Gruppe soll den Mann getreten und mit Schlagstöcken geschlagen haben. Ein Passant habe verbal eingegriffen – die Schläger gingen wieder in die Kneipe. Das am Kopf blutende Opfer soll abgelehnt haben, die Polizei zu rufen.

Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Die Ermittler fanden eine Zeugin, die vier Männer gesehen hatte, alle mit Glatze und Springerstiefeln. Nach diesem Vorfall wurde am 7. Januar gegen 22.20 Uhr ein Skinhead beobachtet, der das Lokal mit geschultertem Baseballschläger verließ.

Im "Postmeister" haben die Beamten zuletzt immer mehr Leute aus der rechtsradikalen Szene beobachtet, bis zu 35 Personen. Die meisten sind polizeibekannt. Nach Angaben des Staatsschutzes scharen sich diese Leute um den Neonazi Bernd Stehmann, bekannt als Führungsperson der rechtsradikalen Szene in OWL mit engen Kontakten zu NPD-Kreisen.

Der polizeiliche Staatsschutz sah jetzt einen Einsatz im Postmeister gerechtfertigt, um Straftaten im Zusammenhang mit der rechten Szene zu verhindern. Beteiligt waren die Einsatzhundertschaft, die Stadtwache und das Gewerbeaufsichtsamt. Die Beamten überprüften 50 Personen, 38 Männer und 12 Frauen, darunter elf Jugendliche. 40 der Anwesenden seien der rechten Szene zuzuordnen. Gegen zwei Männer wurde eine Strafanzeige wegen Beleidigung der einschreitenden Polizisten gefertigt.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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