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Leipziger Volkszeitung , 09.12.2005 :

(Borna/Vlotho) Zentralrat der Juden empört über Gedenkstätte

Borna. Die Pläne des umstrittenen Vereins "Gedächtnisstätte", der in Borna (Kreis Leipziger Land) eine Gedenkstätte für die deutschen Opfer des Zweiten Weltkrieges errichten will, beschäftigt jetzt auch den Zentralrat der Juden in Berlin. Peter Fischer, leitender Mitarbeiter des Rates, bezeichnete die Vorgänge gestern als einen "schrillen Ausdruck politischen Notstands".

Fischer wies darauf hin, dass in der Industrieregion um Borna zu Zeiten des Naziregimes tausende jüdische Zwangsarbeiter gequält wurden. "Diese Tatsache ist offenbar nicht genügend im öffentlichen Bewusstsein verankert." Dass eine solche Gedenkstätte, die den bisher bekannten Fakten zufolge von Kreisen aus Altnazis und Revanchisten vorangetrieben wird, durch die Behörden vor Ort genehmigt wurde, sage viel über die politischen Zustände im Land aus, erklärte der Ratsmitarbeiter.

Bornas Oberbürgermeister Bernd Schröter (Wählervereinigung Bürger für Borna) und Landrätin Petra Köpping geraten derweil mehr und mehr in die Kritik. Sie sollen auf bekannt gewordene Informationen zu den Plänen des Vereins zu spät reagiert haben. Regierungspräsident Walter Christian Steinbach bemängelte: "Schnelleres Informieren hätte mehr Möglichkeiten offen gehalten, den Schaden zu begrenzen." Er selbst will erst am Abend des 6. Dezember von den Umständen erfahren haben.

Auf eine Anfrage gestern im Dresdner Landtag, was das Innenministerium getan habe, um die Stadt Borna und den Landkreis Leipziger Land zu warnen, erklärte Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU): Man hatte in Dresden keine Informationen darüber und konnte deshalb auch nicht handeln.


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