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Leipziger Volkszeitung , 09.12.2005 :

(Borna/Vlotho) Rechtsextremer Treffpunkt

Borna. In der gestrigen Ausgabe dieser Zeitung zeigte sich die Landrätin des Kreises Leipziger Land, Petra Köpping (SPD), erschrocken über Bemühungen des Vereins "Gedächtnisstätte", in Borna einen Treffpunkt Rechtsextremer anzusiedeln. Sie selbst ist schon seit Mitte November über die Pläne informiert.

Von Charlotte Zeitschel, der Leiterin der Zwangsarbeitergedenkstätte Leipzig. Sie habe über den Landesvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) von den Plänen erfahren und die Landrätin "in Übereinstimmung mit dem VVN-Landesvorstand Sachsen" informiert, so Zeitschel.

Köpping bestätigte das gestern: "Als ich davon hörte, habe ich das getan, was ich in Dienstberatungen fordere: Ich habe den Verfassungsschutz und Herrn Merbitz von der Polizeidirektion Westsachsen informiert." Auch Bornas Oberbürgermeister Bernd Schröter (Wählervereinigung Bürger für Borna) sei noch am 15. November davon in Kenntnis gesetzt worden. Mit der Polizei gebe es seither einen Austausch der Recherche-Ergebnisse, die vom Verfassungsschutz angestellt wurden.

Bei einem jetzt vereinbarten Treffen mit Regierungspräsidenten Walter Christian Steinbach, Vertretern des Verfassungsschutzes und Polizeidirektionschef Bernd Merbitz will Köpping erörtern, "welche juristischen Möglichkeiten bestehen, die Sache noch aufzuhalten".

Ludwig Limmer, auf dessen Grundstück in der Röthaer Straße in Borna die umstrittene Gedenkstätte für deutsche Kriegsopfer errichtet wird, hat offenbar engere Kontakte zum rechtsradikalen Milieu als bisher bekannt. Das bestätigte gestern Limmers Frau. So empfingen Limmers in ihrem Haus in Meerbusch bei Düsseldorf führende Vertreter der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO). Die JLO unterhält laut Verfassungsschutz Kontakte unter anderen zur NPD und den Republikanern.

Nach Informationen der Landtagsabgeordneten der Linkspartei, Kerstin Köditz, sollen Limmers zudem Verbindungen zum Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten (VRBHV) unterhalten. Im VRBHV arbeiten laut Verfassungsschutz der Schweizer Revisionist Bernhard Schaub, der Neonazi Horst Mahler und die wegen Volksverhetzung verurteilte Ursula Haverbeck-Wetzel zusammen. Letztere hatte 1992 den Verein "Gedächtnisstätte" gegründet, der jetzt in Borna sein Projekt umzusetzen gedenkt.

Dieses schlägt Wellen bis nach Berlin. Gedenkstättenleiterin Zeitschel hat den Zentralrat der Juden informiert. Ihren Erkenntnissen nach werde das Bornaer Projekt auch von früheren SS-Leuten finanziert.

Frank Döring / Thomas Lieb


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