www.hiergeblieben.de

Leipziger Volkszeitung , 07.12.2005 :

(Borna/Vlotho) Stadt hat Gedenkstätte längst genehmigt

Borna. Die umstrittene Gedenkstätte für deutsche Kriegsopfer, die prominente Rechtsextreme in Borna errichten wollen, ist von der Stadt längst genehmigt worden. Ein zwölf Meter hohes Metallkreuz dafür ist bereits produziert - pikanterweise von der Metallbau-Firma des Bornaer Oberbürgermeisters.

Der große Tag der feierlichen Einweihung der Gedenkstätte ist wohl nicht mehr fern. Auf dem früheren Bergbaugelände ist nahezu alles für das Aufstellen des riesigen Kreuzes vorbereitet. Seinen Platz findet es im Zentrum der Parkanlage im hinteren Teil des Geländes. Dort ist bereits ein Areal im Stile eines germanischen Thingplatzes gestaltet worden.

Ludwig Limmer, seit Anfang des Jahres Eigentümer des 10.500 Quadratmeter großen Grundstücks, hatte das Projekt zur Sitzung des Bauausschusses am 11. Oktober vorgestellt: Er habe "über eine Gruppe von Heimatvertriebenen" 250.000 Euro bekommen, um hier eine "Erinnerungsstätte, eine Stätte der Besinnlichkeit" entstehen zu lassen. Das Kreuz sei ein "Sinnbild für Trauer und als Mahnung an die Menschen, Frieden zu bewahren". Die acht anwesenden Ausschussmitglieder sahen laut Sitzungsprotokoll offenbar keine Veranlassung, an diesen warmen Worten zu zweifeln. Auch der durchaus bemerkenswerte Umstand, dass jemand eine Viertelmillion Euro für eine Gedenkstätte in einer sächsischen Kleinstadt lockerzumachen gedenkt, schürte kaum Skepsis. Limmers Antrag auf Baugenehmigung wurde mithin zugestimmt.

"Das ist Wahnsinn", kommentierte Landrätin Petra Köpping gestern gegenüber der LVZ diesen Beschluss. "Ich habe seit Anfang des Jahres in mehreren Dienstberatungen die Bürgermeister vor entsprechenden Aktivitäten des rechtsextremen Spektrums gewarnt. Sobald irgend etwas auffällig erscheint, sollten die Kommunen uns informieren, damit Verfassungsschutz und Polizei das überprüfen." Jedoch mochte Köpping sich gestern noch kein endgültiges Urteil erlauben. Weder über Limmer noch über die Absichten des Vereins "Gedächtnisstätte", dem der Bauherr seit anderthalb Jahren angehört. "Wir wollen niemanden vorverurteilen", sagte sie.

Gleichwohl scheinen auch ihr die von der LVZ recherchierten Fakten "sehr problematisch". Der Verein "Gedächtnisstätte" ist schließlich 1992 mit dem alleinigen Ziel gegründet worden, eine solche Gedächtnisstätte zu errichten. Und das von einer Frau, die Informationen des Verfassungsschutzes zufolge seit längerem von den Schlapphüten beobachtet wird: Ursula Haverbeck-Wetzel ist demnach am 18. Juni 2004 wegen Volksverhetzung verurteilt worden, trat am 21. August 2004 beim Rudolf-Heß-Gedenkmarsch in Wunsiedel gemeinsam mit dem bekannten Neonazi Horst Mahler als Redner auf und enthüllte mit Mahler am 30. Juli 2003 auf der Wartburg ein Transparent "Den Holocaust gab es nicht". Und die Idee für die Gedenkstätte in Borna ersann der in Neonazi-Kreisen als Kriegsheld verehrte Ritterkreuzträger Hajo Herrmann.

"Alle haben dazu genickt", erinnert sich Oberbürgermeister Bernd Schröter an die Ausschuss-Sitzung. Er selbst habe sich für befangen erklärt, weil es zuvor Anfragen an seine Metallbau-Firma für das Projekt in der Röhaer Straße gegeben habe. Gestern früh lag das Kreuz fast fertig auf dem Hof seiner Firma in Neukirchen.

Frank Döring


chefredaktion@lvz.de

zurück