Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische ,
08.12.2005 :
Volthoer Rechte auf dem Weg nach Osten / Verein "Gedächtnisstätte" in Sachsen aktiv
Vlotho/Borna (rab). Der unter der Anschrift der rechten Vlothoer Bildungsstätte "Collegium Humanum" in Vlotho firmierende Verein "Gedächtnisstätte" plant die Errichtung eines Treffpunktes für die rechtsextreme Szene in Borna bei Leipzig. Gegründet wurde der Verein 1992 von der wegen Volksverhetzung verurteilen Ursula Haverbeck-Wetzel.
2003 habe Wolfram Schiedewitz den Vorsitz des "Vereins Gedächtnisstätte für die Opfer des Zweiten Weltkrieges durch Bomben, Verschleppung, Vertreibung und in Gefangenenlagern" übernommen, sagte Dagmar Pelzer, Sprecherin des Verfassungsschutzes NRW. Vereinszweck sei die Einrichtung der beschriebenen Gedenkstätte. In Nordrhein-Westfalen werde der Verein nicht vom VS beobachtet.
Laut VVN/BdA NRW(Vereinigung des Verfolgten das Naziregimes/Bund der Antifaschisten) verfolge der Verein dieses Ziel seit rund zehn Jahren und habe nun in den Gebäuden eines Braunkohlebergbaus im südlich von Leipzig gelegenen Borna geeignete Gebäude gefunden. Geplant sei die Unterbringung von "Dokumentationen" und die Errichtung eines Denkmals.
Vor Ort vertreten werde der Verein durch den Düsseldorfer Anwalt und Oberst a.D. Hajo Herrmann. Der Ex-Jagdflieger wird in rechten Kreisen als Kriegsheld verehrt und vertrat prominente Holocaust-Leugner wie David Irving, Otto Ernst Remer oder den US-amerikanischen "Gaskammer-Experten" Fred Leuchter vor Gericht. Herrmann, der bereits während des Spanischen Bürgerkrieges auf Seiten Francos kämpfte, tritt trotz seines hohen Alters noch immer auf Veranstaltungen der NPD auf.
Gedenkstätten-Vereins-Gründerin Haverbeck-Wetzel ist laut Verfassungsschutzbericht NRW 2004 Vorsitzende des Vereins "Collegium Humanum – Akademie für Umwelt- und Lebensschutz", der in Vlotho das rechte Bildungszentrum "Collegium Humanum" betreibt. Dort habe es 2004 wiederholte Treffen bekannter Neonazis aus dem ostwestfälischen Raum und diverse mehrtägige Seminare des rechtsextremistischen "Deutschen Kollegs" (DK) mit dem bundesweit bekannten Horst Mahler als Referenten gegeben.
Laut Verfassungsschutzbericht tritt Haverbeck-Wetzel "vermehrt als Teilnehmerin und Referentin auf Veranstaltungen rechtsextremistischer Organisationen im gesamten Bundesgebiet in Erscheinung", so etwa beim Rudolf-Heß Gedenkmarsch im bayrischen Wunsiedel im August 2004.
Auffällig sei die Intensivierung der Kontakte zwischen der Vereinsvorsitzenden und Mahler. Neben dem DK arbeiten sie im "Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten" und in Mahlers "Reichsbürgerbewegung" zusammen. Am 18. Juni 2004 wurde Haverbeck-Wetzel vom Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe in Höhe von 5.400 Euro verurteilt.
lok-red.herford@neue-westfaelische.de
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