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Bünder Tageblatt / Neue Westfälische , 05.12.2005 :

Zur Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages am Bünder Ehrenmal erhielten wir folgenden Leserbrief:

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Monat November im Laufe eines Kalenderjahres nicht nur wettermäßig in unseren Breiten als unfreundlich und düster empfunden wird. Nicht ohne Grund wird während dieser Zeit am Volkstrauertag und am Totensonntag der Toten gedacht. Geschichtlich gesehen spielte das Datum im letzten Jahrhundert dazu noch eine besondere Rolle.

Umso bemerkenswerter ist es, wenn sich heute Lehrerschaft und Schüler mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, der Judenverfolgung mit all seinen Folgen, zumal sie diese Zeit nicht selbst zu erleben brauchten. Erfreulich ist, dass seit Jahrzehnten in Bünde die Realschule Nord über Realschullehrer H. Niewöhner bis hin zu Dir. Kl. Schröder und Frau H. Brand die Belange der Deutschen Kriegsgräberfürsorge vorbildlich vertritt und in würdiger Form das Gedenken am Volkstrauertag mit den Vertretern der Staat Bünde und den Örtlichen Vereinen organisiert.

Dass diese Arbeit in der Öffentlichkeit nicht ihre Wirkung verfehlt hat, zeigt sich gerade in diesem Jahr, 60 Jahre nach Kriegsende, in dem viele junge Menschen an den Veranstaltungen teilnahmen, bei denen gegen das Vergessen des Grauens und auf die Friedensarbeit hingewiesen wurde.

Dass das nicht immer so war weiß ich aus eigenem Erleben an der Gedenkstätte am Nordring, da ich nach dem Kriege an jeder Gedenkfeier teilgenommen habe, um meiner auf See gebliebenen Kameraden der Handels- und der Kriegsmarine zu gedenken, denn auf einem Seemannsgrab da blühen keine Rosen.

Als Zeitzeuge und als jemand, der sich in der Welt umgesehen hat, scheint es mir auch wichtig darauf hinzuweisen, dass nicht nur wir Deutschen in all den Jahren die schlechten Menschen waren, sondern auch andere Völker oft genug die Menschlichkeit mit Füßen traten bzw. dies heute noch tun. Ich denke dabei an die Flüchtlingsschicksale und besonders an die Vertreibung unserer Landsleute nach der so genannten Befreiung, die nach Kriegsende bis 1946 stattfand.

Auch das ist deutsche Geschichte, die oft genug mit Halbwahrheiten konfrontiert wird und man sich scheut dieses überhaupt zu erwähnen. Auch hier wäre es an der Zeit, einmal Netzwerke zu bilden und gegen das Vergessen zu arbeiten, damit sich derartige Geschehnisse nicht wiederholen und die Menschheit in Frieden und Freiheit leben kann.

Wilhelm Schläger
Bünde


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

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