Höxtersche Zeitung / Westfalen-Blatt ,
05.12.2005 :
Großer Sohn der Stadt Höxter ist verstorben / Jacob Pins (88) entschlief am Samstag in Jerusalem
Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). Im Alter von 88 Jahren ist am Samstag Jacob Pins in Jerusalem gestorben. Er ist Ehrenbürger Höxters und ein international renommierter Künstler. Große Trauer herrscht nicht nur in Kreisen der Jacob-Pins-Gesellschaft, sondern auch bei allen Bürgern, die mit dem Künstler mit seiner großen menschlichen Ausstrahlungskraft in Berührung gekommen waren.
"Seine Frau Elsa hat mich heute angerufen, dass er am Samstag friedlich entschlafen ist", so der Vorsitzende der Jacob-Pins-Gesellschaft, Dr. Dieter Schuler, gestern. Er sei bis zuletzt geistig klar gewesen. Er selbst habe am Dienstag noch mit Pins telefoniert. Die Beerdigung findet heute in Jerusalem statt. Es wird, so Schuler, jedoch in etwa einem Monat eine große Gedenkveranstaltung zu Ehren des namhaften Künstlers und Kunstprofessors stattfinden, bei der auch Persönlichkeiten aus Höxter zugegen sein werden. "Er war für uns ein väterlicher Freund", trauert der Vorsitzende der Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen künstlerischen Nachlass eine würdige Heimat in dem Jacob-Pins-Forum im Heisterman-von-Ziehlbergschen Adelshof in der Westerbachstraße zu schaffen.
Otto Jacob Pins wurde am 17. Januar 1917 in Höxter als Sohn des Tierarztes Dr. Leopold Pins und seiner Ehefrau Ida in dem Haus Marktstraße 11 geboren. Wie der frühere Corveyer Museumsleiter, Werner Altmeier, der mehrere große Ausstellungen mit Pins in Corvey und im Historischen Rathaus gestaltet hatte, aus Gesprächen mit ihm weiß, hatte er schon als Zwölfjähriger den "Traum gehabt, Künstler zu werden".
Doch der Weg dorthin verlief dornenreich. Weil der Druck auf Juden zunahm, musste Pins schon im September 1933 das König-Wilhelm-Gymnasium verlassen. Er bereitete sich in Stettin auf die Auswanderung nach Palästina vor. Ihm gelang 1936 - auch dank der Hilfe von Höxteraner Bürgern - die Ausreise nach Jerusalem. Seine Eltern - wie viele Höxteraner Juden - wurden kurz vor Weihnachten 1941 ins Getto Riga deportiert und 1944 dort ermordet.
Pins schaffte es, trotz eines Lebens im Kibbuz unter härtesten Bedingungen und trotz einer Polioerkrankung, deren Folgen ihn lebenslang zeichneten, seinen Traum zu verwirklichen, Künstler zu werden. Er studierte in Jerusalem bei dem aus Berlin stammenden, stark am Expressionismus orientierten Künstler und Kunstprofessor Jakob Steinhardt. In Tel Aviv hatte er 1945 bereits erste Erfolge mit einer Ausstellung seiner Holzschnitte. Im selben Jahr kam er mit japanischen Farbholzschnitten in Berührung. Er galt zeitlebens weltweit als der kenntnisreichste Sammler und Experte auf dem Gebiet so genannter japanischer Pfostenbilder.
Sein künstlerisches Werk, in dem er mit einer ganz persönlichen Verwendung von Licht und Farbe den Expressionismus weiterentwickelte, aber auch starke Einflüsse fernöstlicher Kunst sichtbar werden ließ, wurde vielfach mit hohen Auszeichnungen bedacht. Arbeiten von ihm hängen in allen großen Museen der Welt. Seit 1956 war er in Jerusalem als Kunstprofessor tätig. Im Kunstkabinett Henze zeigte er 1967 erstmalig Holzschnitte in Höxter. In der Folgezeit entwickelte sich ein intensiver Kontakt. Viele Ausstellungen folgten. Am 15. September 2003 wurde Jacob Pins die Ehrenbürgerschaft der Stadt Höxter verliehen.
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