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Neue Westfälische , 05.12.2005 :

(Bielefeld) Heimkehr mit Begleitung / Beratungsbüro für Flüchtlinge und Kommunen

Von Regine Kleist

Bielefeld. "Heimweh haben sie alle. Und viele würden gern in ihre Heimat zurückkehren, wenn sie dort ein festes Dach über dem Kopf hätten und auf bescheidener Basis ihren Lebensunterhalt verdienen könnten." So beschreibt der Bielefelder Fritz Schatschneider, Mitarbeiter des Projektes "Heimatgarten" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremerhaven, die Gefühlslage vieler Kriegs- und Armutsflüchtlinge in Deutschland. "Wir bieten ihnen an, gemeinsam ihre freiwillige, geordnete Rückkehr vorzubereiten und sie später bis zu zwei Jahre weiter zu begleiten."

Als Anlaufstelle für Heimkehrinteressenten aus ganz Westfalen, aber auch für die Kommunen, in denen sie leben, hat er in Bielefeld ein Beratungsbüro der AWO Bremerhaven eröffnet. "Wir haben jahrelange Erfahrungen bei der Begleitung von Rückkehrern ins ehemalige Jugoslawien, nach Vietnam oder auch in viele Krisenländer Afrikas gesammelt. So hat sich ein Netzwerk von Trägern aus dem Bereich der EU entwickelt, die vor Ort verlässlich Hilfe leisten. Sie können die Situation punktgenau einschätzen. Sie wissen, wo welche Infrastruktur vorhanden ist und wo noch was getan werden muss. An diese Träger reichen wir unsere Rückkehrer-Familien später weiter." Sie könnten etwa dafür sorgen, dass den AWO-Schützlingen kleine Summen für Baumaterialien oder für das Überleben im ersten Winter regelmäßig ungeschmälert ausgezahlt würden. "Denn ein ortsnahes vernünftiges Bankwesen existiert oft nicht."

Als Beweis dafür, dass diese Vernetzung Erfolge zeigt, legt Schatschneider Dankesbriefe vor. Die bestätigen, dass der Neuanfang tatsächlich geklappt hat. Sie stammen aus Bosnien, Vranje in Serbien, Prizren im Kosovo oder auch aus dem Kongo, Armenien, Kasachstan oder auch dem Irak. Da steht, oft von Kinderhand auf Deutsch geschrieben, dass die Menschen beginnen in ihrer alten Heimat wieder Fuß zu fassen und mit Hoffnung in die Zukunft blicken.

Schatschneider, der einst in Mostar im Auftrag des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Koschnik versuchte, die verfeindeten Serben und Bosnier an einen Gesprächstisch zu bringen, betont, dass die Rückkehrhilfe natürlich "Geld kostet". Aber im Einzelfall reichten wenige tausend Euro, gezahlt aus einem Fond der EU, aufgestockt durch Mittel der hiesigen Kommunen, die dafür aber Sozialhilfe einsparten. "Ganz abgesehen davon, dass Zwangsabschiebungen ab 2.000 Euro aufwärts kosten." Mit Münster, Dortmund oder Gelesenkirchen laufe die Kooperation schon.

"Wichtig ist, dass die Flüchtlinge rechtzeitig zu uns kommen, nicht erst wenn der Ausweisungstermin schon festgelegt ist." Das Knüpfen des Netzes brauche Zeit. Der Name "Heimatgarten" wurde laut Schatschneider von einem erfolgreichen Projekt der Bremerhavener AWO in Bosnien auf das gesamte Programm übertragen. In der kleinen Stadt Sanski Most sei ein ehemaliges Kulturzentrum in ein Übergangsheim umgewandelt worden. Dort fänden Heimkehrer zunächst Unterschlupf, bis sie ihre zerstörten Häuser wieder bewohnbar gemacht hätten.

Weitere Information unter Telefon (0521) 560470;

Internet: www.heimatgarten.de


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