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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 30.11.2005 :

(Rheda-Wiedenbrück) Einmal eine Kuh streicheln / Flüchtlingskinder verleben einen aufregenden Tag auf einem Bauernhof

Rheda-Wiedenbrück (NW). Einen besonderen Ausflug unternahmen 16 Flüchtlingskinder: Jungen und Mädchen aus Armenien, Palästina, Tschetschenien, Afghanistan oder Georgien lernten einen Bauernhof in Isselhorst kennen. Dort streichelten sie Kälber und trauten sich sogar aufs Pferd.

Ganz selbstverständlich leben die Kinder in Rheda-Wiedenbrück. Sie wohnen in Gemeinschaftsunterkünften, in denen die Flüchtlingsberatung der Diakonie in Kooperation mit der Stadt und dem Kreis eine Hausaufgabenhilfe und eine Spielstube anbieten. Durch die kontinuierliche sozialpädagogische Arbeit können sich alle Kinder erstaunlich gut in der deutschen Sprache unterhalten und verständigen, so Marita Sieben, Flüchtlingsberaterin der Diakonie. Das seien erste Schritte, um ihnen hier ein Heimatgefühl zu vermitteln.

Trotzdem lebten sie weiter in zwei Kulturen, die sich oft fremd sind. So gehöre beispielsweise der Kontakt zu Haus- oder Nutztieren, der für deutsche Kinder oft selbstverständlich ist, nicht zum Erleben der Flüchtlingskinder. "Es ist aber bekannt, dass auch der Umgang mit Tieren das Selbstvertrauen von Kindern fördert", so Sieben.

Darum entstand die Idee, Kindern ausländischer Kulturen die Möglichkeit zu bieten, einen Nachmittag auf einem Bauernhof zu erleben. Eingeladen dazu hatten Susanne Fischer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, sowie Sieben. Etwas verhalten war die Stimmung, als sich die 16 Mädchen und Jungen im Alter von vier bis zwölf Jahren mit vier Betreuerinnen, dabei auch Hadia Destanovic (Hausaufgabenbetreuung) und Alvard Abrahamyan (Spielstube), auf den Weg zum Hof Baumeister machten. Um die Kinder mit dem Hof vertraut zu machen, führte der Bauer sie zuerst durch die Kuhställe. Im Abkalb-Stall durften die Kinder die Tiere streicheln. Der Landwirt erzählte von der computergesteuerten Fütterung, und dass die Kühe wählen, ob sie auf der Wiese oder im Stall sein wollen.

Anfangs noch zögerlich, trauten sich immer mehr Mädchen und Jungen die Kühe zu berühren und zu füttern. Höhepunkt war jedoch das Reiten auf den Islanderpferden, die sehr geduldig Runde um Runde ihre Reiterinnen und Reiter trugen. Die hatten noch nie auf einem Pferd gesessen und waren sehr aufgeregt. Dann aber kannte ihre Begeisterung – sehr zur Freude der Betreuerinnen – keine Grenze.

Kaum ein Kind hatte wirklich genug von den Tieren, als es Zeit wurde nach Hause zu fahren. "Solche Nachmittage sollte man unbedingt wiederholen", fasst Sieben den Eindruck der Erwachsenen zusammen.


lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de

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