Lippische Landes-Zeitung ,
25.11.2005 :
Mahnung gegen das Vergessen / Bad Salzufler Steinbildhauer verewigt Josef Neuberger und Dietrich Bonhoeffer
Bad Salzuflen/Wuppertal (ger). Vor der Justizvollzugsschule in Wuppertal wurde jüngst ein Denkmal enthüllt, das zwei herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, Dietrich Bonhoeffer und Dr. Josef Neuberger, gewidmet ist. Geschaffen hat es der Bad Salzufler Steinbildhauer Helmut Schön, der dabei mit Hans-Peter Osten, dem Leiter der Arbeitstherapie in der Justizvollzugsanstalt Herford zusammenarbeitete.
Geehrt werden mit diesem Werk aus Stein und Stahl zwei Männer, die während des Nationalsozialismus zu Staatsfeinden wurden. Dietrich Bonhoeffer, Theologe und Widerstandskämpfer, wurde kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dr. Josef Neuberger, einem jüdischen Sozialdemokraten, wurde 1933 die Rechtsanwaltszulassung entzogen. Später verließ seine Familie Deutschland.
1952 kehrte Neuberger zurück, prägte von 1966 bis 1972 als NRW-Justizminister wesentliche Grundlagen für die Entwicklung des modernen Strafvollzugs. Nun prangen die im wahrsten Sinne des Wortes großen Köpfe der Geschichte, in Stein gemeißelt und in Stahlstelen fest verankert vor der Justizvollzugsschule des Landes.
"Beide mit aufrechtem Gang, für die gerechte Sache kämpfend, allein ihrem Gewissen verantwortlich, unbeugsam. Dieser Haltung entsprechen die aufrechten Stahlröhren, die unübersehbar den Blick auf sich ziehen", so Helmut Schön. Für ihn fangen die Stelen den Blick der Vorübergehenden, lenken ihn auf die Porträtbüsten. "Diese massiven Köpfe, aus einem Steinblock geschlagen, sind ungeheuer gegenwärtig. Sie sind Mahnung gegen das Vergessen", erklärt der Steinbildhauer, der gedanklicher Stolperstein sein will, ein Stein des Anstoßes mit seinem Werk.
"Die Macher dieses Denkmals haben ihr Ziel erreicht, wenn etwas in den Köpfen der Menschen angestoßen wird", sagt Schön und dankt gleichzeitig dem Bildhauer Wolfgang Karger aus Detmold für die Gestaltung der erklärenden Schrifttafeln sowie Hans-Peter Osten für die gegenseitige befruchtende Zusammenarbeit.
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