Neue Osnabrücker Zeitung ,
24.11.2005 :
(Bad Essen) Hochzeiten und NPD-Veranstaltungen?
Bad Essen (as/sl). Die Verpachtung des Parkhotels in Bad Essen an einen NPD-Anhänger hat für Unruhe im beschaulichen Kurort am Fuße des Wiehengebirges gesorgt.
Bei dem neuen Pächter des unter Zwangsverwaltung stehenden Hotels handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um den Finanzberater Gustav Arnold Eggerking, einen Bruder der Eigentümerin. Eggerking kandidierte bei der Bundestagswahl 2005 für die NPD im Wahlkreis Diepholz-Nienburg I und empfiehlt in der aktuellen Ausgabe einer rechtsgerichteten Zeitschrift das Parkhotel als "Tagungsort für Nationale, ideal auch für Feste und Feiern".
Die Zwangsverwaltung wurde vom Amtsgericht Osnabrück bestellt und dient den Gläubigern dazu, das Objekt im Bestand zu erhalten und Einnahmen zu erzielen. Die Verpachtung erfolgte wenige Tage vor Anordnung der Zwangsverwaltung. Zwangsverwalter für das Hotel ist Rechtsanwalt Ronald Michalski aus Osnabrück. Eine Zwangsverwaltung wird nach Aussage Michalskis auf Antrag zurückgenommen. Als Zwangsverwalter müsse er die Interessen der Gläubigerbanken als auch die der Schuldnerin wahren. Eine Zwangsverwaltung könne "drei Wochen oder auch drei Jahre dauern".
Bad Essens Bürgermeister Günter Harmeyer erklärte gestern auf Anfrage: "Der Gemeinde Bad Essen ist bekannt geworden, dass das Parkhotel mit Wirkung vom 1. 12. 2005 verpachtet wird. Soweit bekannt, werden die Hotelnutzung weitergeführt und die Räume für Veranstaltungen angeboten. Wir werden alles tun, dass Nutzungen und insbesondere NPD-Veranstaltungen, die dem Ort Bad Essen abträglich sind, unterbunden werden. Unser Ziel als Gemeinde ist es nach wie vor, für das Parkhotel eine dem Thermalsole-Heilbad Bad Essen angemessene Nutzung zu finden. Wir hoffen dabei auf die Unterstützung der jetzigen Eigentümerin."
Potenzielle Interessenten für das Parkhotel gab und gibt es nach den Worten des Bürgermeisters sehr wohl.
Kriminalhauptkommissar Joachim Eckholt, Leiter des Staatsschutz-Kommissariates bei der Polizeiinspektion Osnabrück, betont: "Die Polizei beobachtet das alles mit Sorge, weil es ähnliche Fälle gibt, wo die Polizei in der Folge erheblich belastet wurde. Wir werden die Entwicklung mit wachen Augen begleiten."
Er sei Pächter des Hotels, bestätigte gestern Gustav Arnold Eggerking. Kindergeburtstage, Scheidungen oder Hochzeiten, alles könne im Parkhotel gefeiert werden. Ob die Räume auch für Veranstaltungen der NPD zur Verfügung stehen? Das verneinte Eggerking nicht: "Wenn die NPD zahlt, warum nicht?"
Die 1964 in Hannover gegründete Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) zählt zwischen 5.000 und 6.000 Mitglieder und gilt nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes zusammen mit der Deutschen Volksunion (DVU) als größter Zusammenschluss von Rechtsextremisten in Deutschland. Zwischen 1966 und 1969 zog die NPD in sieben Landesparlamente ein. Bei der Landtagswahl 2004 in Sachsen errang die Partei, die sich laut Verfassungsschutz für Neonazis und so genannte "Freie Kameradschaften" geöffnet hat, mit 9,2 Prozent den größten Erfolg seit 30 Jahren. Ein Verbotsverfahren wurde vom Bundesverfassungsgericht mit Entscheidung vom 18. März 2003 eingestellt.
f.wiebrock@neue-oz.de
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