Warburger Kreisblatt / Westfalen-Blatt ,
24.11.2005 :
Gemälde und Plastiken gegen den Krieg / Werke von Rudolf Krüger-Ohrbeck werden im Warburger Museum im "Stern" gezeigt
Warburg (WB/vah). Im Warburger Museum im "Stern" wird am Sonntag, 27. November, um 11.30 Uhr eine Ausstellung mit Arbeiten von Rudolf Krüger-Ohrbeck eröffnet. Zu sehen sind Plastiken und Gemälde. Der bekannte Nachkriegs-Künstler hat 1951 am Warburger Gymnasium Marianum sein Abitur bestanden.
Die Gäste der Ausstellungseröffnung wird Heiner Stiene, Vorstandsmitglied des Museumsvereins Warburg, begrüßen. Rudolf Bialas führt in die Ausstellung ein. Die musikalische Umrahmung hat die Gruppe "Angband" vom Gymnasium Marianum übernommen.
Rudolf Krüger wurde am 25. Dezember 1930 in Schneidemühl in Pommern geboren. Nach der Flucht 1945 fand seine Familie in Warburg eine neue Heimat. Der Vater wurde Lehrer und später Rektor der katholischen Volksschule in der Altstadt. Rudolf Krüger besuchte nach Wiederaufnahme des Unterrichts von 1946 an das Gymnasium Marianum und legte dort Ostern 1951 sein Abitur ab. Als Studienwunsch gab er damals "Kunst und Philosophie" an. In dieser noch sehr schwierigen Phase der Nachkriegszeit gelang es ihm, nach Paris zu kommen und ein längeres künstlerisches Praktikum in der Werkstatt von Fernand Léger zu machen, der in dem Jahr gerade auch an den Entwürfen für Wandteppiche und Fenster einer neuen Kirche in Audincourt arbeitete, vielleicht die entscheidende Anregung für seinen späteren künstlerischen Weg.
Von 1952 bis 1956 studierte Krüger an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und arbeitete danach als Kunsterzieher und später als freischaffender Künstler vorwiegend in Nordwestdeutschland. 1957 ließ er sich in der Nähe von Osnabrück in Ohrbeck/Georgsmarienhütte nieder und nannte sich als Künstler von nun an Rudolf Krüger-Ohrbeck. Zu seinen ersten öffentlichen Aufträgen gehören seine Entwürfe für das große gotische Fenster in der Aula des Gymnasium Marianum, die 1957 ausgeführt wurden.
Die Ausstellung im "Stern" will keine Gesamtschau seines Lebenswerkes bieten, da die meisten seiner Arbeiten, Werke der Sakralkunst, sich in Kirchen befinden und im ganzen nordwestdeutschen Raum verstreut sind. Sie zeigt vielmehr eine sorgfältige Auswahl von Werken der letzten zwei Jahrzehnte, die Hildegard Meynert, die Witwe des Künstlers, dem Museum aus dem hinterlassenen Bestand zur Verfügung gestellt hat.
Rudolf Krüger-Ohrbeck gehörte zu der Generation, die in Kindheit und Jugend den Krieg, die Vertreibung mit allen ihren Begleiterscheinungen und Folgen erlebt und später von den Gräueln der Nazizeit erfahren und sich selbst zum Ziel die Forderung "Nie wieder Krieg" gesetzt hatte. Nun musste er erleben, dass der Krieg wieder zu einem Mittel der Politik wurde. Durch die Medien wurde er geradezu Augenzeuge, wie sich auch in Europa beim Zerfall Jugoslawiens alles wiederholte, wie sich Nationalismus und religiöser Fanatismus in blindwütigem Haß zu Kriegen steigerten und sich in sinnloser Zerstörung, Ermordung der früheren Nachbarn und anderer Volksgruppen, ja in Völkermord entluden. Die meisten seiner in der Ausstellung gezeigten Bilder sind unter diesem Eindruck entstanden. Sie zeigen nicht die Täter und auch nicht Opfer. Ungeheure Feuersbrünste, Restlandschaften unter schwarzen Rauchwolken, zerstörte, verlassene Häuser, umgestürzte Tische in gespenstiger Atmosphäre bringen seine Empörung, seine Enttäuschung und Verzweiflung zum Ausdruck. Diese Zyklen sind seine letzten Bilder. Am 18. September 2000 ist Rudolf Krüger-Ohrbeck nach langer schwerer Krankheit gestorben.
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