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Antifa-West , 23.11.2005 :

(Mosbach/Vlotho) Hitlerseminar des Collegium Humanum

Vom 29. bis 30. Oktober veranstaltete das Collegium Humanum aus Vlotho ein Seminar, das den Straftatbestand der NS-Verherlichung erfüllt haben dürfte. Die Behörden schritten dennoch nicht ein.

"Warum wurde das von Adolf Hitler geführte Deutsche Reich von den Westmächten zusammengeschlagen?" lautete der etwas unbeholfene Titel des Wochenendseminars, mit dem sich das Collegium Humanum vor allem an "junge Menschen in Mitteldeutschland" wenden wollte. Mehrfach wurde das Wochenende in Mosbach/Thüringen in der "Stimme des Gewissens" oder im Internet angekündigt. "Hitler als der Wille Gottes", "Anhören einer Hitlerrede", "Hitler als Person" waren die Themen. Als Referenten traten Horst Mahler, Bernhard Schaub und Ursula Haverbeck auf. Alle gehören der Führungscrew des "Vereins zur Rehabilitation der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten" an, einem internationalen Verein von Holocaustleugnern.

Verherrlichung des Nationalsozialismus

Bereits im Vorfeld machte das Vlothoer Bündnis gegen das Collegium Humanum das Thüringer Innenministerium auf die Veranstaltung aufmerksam, denn die Verherrlichung des Nationalsozialismus stellt seit der Änderung des § 130 Strafgesetzbuch einen Straftatbestand dar. Ziel des Seminars, so hatte Mahler vorab erklärt, sei die "deutschwilligen Deutschen von ihrem Distanzierungsreflex" zu erlösen, "denn die Distanzierung von Hitler" sei "eine Distanzierung von uns selbst". Die Behörde schritt allerdings nicht ein, als sich die Neonazis im Mosbacher Gasthof "Frische Quelle" versammelten. Das Lokal ist in Thüringen seit Jahren als Versammlungsort der extrem rechten Szene bekannt.

Antisemitischer Hetzfilm

Das Lernziel scheint zumindest bei dem Teilnehmer Stefan Kaus erreicht worden zu sein. "Für Volk und Reich!" unterschrieb er seinen Bericht über das Seminar. Mahler habe "Hitler als Willen Gottes dargestellt" schreibt Kaus. "Der Führer" habe "aus dem erniedrigten und geschundenen Deutschen Volk wie aus dem Stand eine Kampfgemeinschaft" geschaffen, "die die Welt wie kein zweites Volk" beeindruckt habe. Im Rahmen des Seminars ist demnach auch der antisemitische NS-Propagandafilm "Jud Süß" von Veit Harlan gezeigt worden. Der Film, der von der Alliierten Militärregierung 1945 verboten wurde, ist einer der schlimmsten Hetzfilme des Nationalsozialismus. Die emotionale Wirkung auf das Publikum entlud sich damals in spontanen antisemitischen Demonstrationen. Gezielt wurde der Film auch den Wachmanschaften der KZ's gezeigt. Er animierte sie zu besonderer Brutalität gegenüber jüdischen KZ-Häftlingen.


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