Lippische Landes-Zeitung ,
22.11.2005 :
"Am Grabe unserer Habe" / Gespräch "Zeitzeugen berichten über Kriegsende in Lage"
Lage-Hörste (be). "Wir stehen am Schutt unserer einst so blühenden Städte, an den Aschenhaufen und Trümmern unserer Dörfer, am Grabe unserer Habe. Nicht einmal unsere Friedhöfe sind verschont geblieben", so schrieb einst Fritz Geise in seinem Tagebuch. Seine Erinnerungen und die anderer Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Podiumsgesprächs über das Kriegsende in Lage, das am Dienstag, 29. November, stattfindet.
Moderiert wird der Abend im Bürgerhaus (Beginn: 20 Uhr) vom Vorsitzenden des Lippischen Heimatbundes in Lage, Manfred Sieker. Almut Kirchhof, Christa Linnemann und Erich Vieregge berichten über Erlebnisse und werden verschiedene Themenbereiche ansprechen. Dazu gehören unter anderem Opfer, tägliches Leben, städtische Verwaltung, Presse, Radio, Versorgung, Schule, NS-Stellen, deutsche Truppenteile auf dem Rückzug und alliierter Einmarsch. Erich Vieregge, der zum Ende des Krieges als Soldat fern der Heimat war, spricht über seine Gefangenschaft, die Heimkehr, seinen Beruf und den politischen Beginn.
Der Abend, so Manfred Sieker gestern im Pressegespräch, gehe zurück auf einen Anstoß des Kulturausschusses. An Gesprächsstoff werde es nicht mangeln, glauben die Veranstalter. Stadtarchivarin Christina Pohl wird zu dem Abend eine Sonderausstellung im Bürgerhaus aufbauen. "Die wichtigste Quelle, in der sich die Lagenser Ereignisse zum Kriegsende widerspiegeln, sind die von Fritz Geise", unterstreicht Dr. Hans C. Jacobs, der ebenfalls an der Vorbereitung beteiligt ist. Eine allgemeine politische Diskussion über die NS-Zeit erwarte er an diesem Abend nicht, dafür aber einen "wertfreien Erlebnisaustausch". "Es geht ums Alltagsleben, um die Schilderung der Situation, wie die Menschen sie damals empfunden haben", ergänzt Verkehrsamtsleiter Wolfgang Thevis.
Die Einmaligkeit der Veranstaltung betont Manfred Sieker: "Es gibt noch einige der Leute, die damals als junge Erwachsene das Kriegsende erlebt haben. Ob sie in zehn Jahren noch leben, wenn der 70. Jahrestag begangen wird, ist fraglich." Die Veranstaltung legt der Oberstudiendirektor a. D. ganz besonders der Jugend, den Schülerinnen und Schülern, ans Herz.
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