Schaumburger Zeitung ,
22.11.2005 :
(Bückeburg) Den Toten ihre Würde zurückgeben
Bückeburg (jp). Zu einem stillen Gedenken an die Opfer von Krieg und Vertreibung haben sich am Ewigkeitssonntag viele Bückeburger auf dem Jetenburger Friedhof versammelt. Erinnert wurde insbesondere an die Toten des so genannten Bückeburger Todeszuges: Im eisigen Winter 1946 war einen Tag vor Weihnachten ein Eisenbahntransport mit Vertriebenen aus dem polnisch besetzten Breslau in Bückeburg eingetroffen. Über 70 Menschen waren während der Fahrt in den eiskalten Waggons gestorben. Sie liegen auf dem Jetenburger Friedhof begraben.
Es sei gute Sitte, einmal im Jahr der Opfer des Todeszuges zu gedenken, erklärte Pastorin Anne Riemenschneider in ihrer Ansprache. Das unermessliche Leid, welches Krieg und Vertreibung über die Menschen Europas gebracht habe, dürfe nie vergessen werden. "Wir geben den Toten die Würde zurück, die ihnen so oft genommen wurde." Die Erinnerung an den Todeszug sei eine Mahnung, sich immer und überall dort für die Menschenwürde einzusetzen, wo sie mit Füßen getreten werde.
Anne Riemenschneider erinnerte an die chaotischen Verhältnisse in Bückeburg während der Zeit der Vertreibung: Über 38 Prozent der Bevölkerung seien Vertriebene aus dem Osten gewesen. Und oftmals sei ihr Leid mit der Ankunft in Bückeburg nicht beendet gewesen. Doch es gebe auch Berichte aus dieser Zeit über Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. "Wir gedenken heute nicht nur der Toten, sondern auch der Menschlichkeit, und erinnern uns voller Dank all jener Menschen, die den Vertriebenen aus dem Osten hier eine neue Heimat ermöglicht haben."
CDU-Ratsfrau Gerda Wöbking dankte Pastorin Riemenschneider für ihre Worte und dem Schaumburger Bläserkreis unter der Leitung von Joachim Buzman für die Umrahmung der Gedenkfeier. Sie sprach die Hoffnung aus, dass das Gedenken an die Vertreibungsopfer auch nach dem Tod der letzten Zeitzeugen von jüngeren Menschen fortgeführt werde.
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