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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 22.11.2005 :

(Rheda-Wiedenbrück) Vermächtnis der Weißen Rose weiter tragen / Abend mit Anneliese Knoop-Graf im Aegidiushaus

Rheda-Wiedenbrück (NW). Anneliese Knoop-Graf ist Gast einer gemeinsamen Veranstaltung des Kreisverbandes Gütersloh im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDJK) und der Katholischen Kirchengemeinde St. Aegidius, in der es um den studentischen Bund "Weiße Rose" geht, der gegen die Nationalsozialisten agitiert hatte.

Die Veranstaltung unter dem Titel „Weiter tragen – Die "Weiße Rose“ – Symbol und Auftrag" ist amMontag, 5. Dezember, um 20 Uhr im Pfarrheim St. Aegidius, Lichte Str. 3. Vorab wird für Interessierte der Spielfilm "Sophie Scholl – Die letzten Tage" gezeigt.

Anneliese Knoop-Graf war gerade 22 Jahre alt, als ihr älterer Bruder Willi als Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" verhaftet wurde. Willi wurde zum Tode verurteilt und im Oktober 1943 hingerichtet. In einem letzten Brief unmittelbar vor seiner Hinrichtung richtete er ein Vermächtnis an seine "kleine Schwester": Weitertragen, was wir begonnen haben!

Bis zu diesem Punkt in ihrem Leben hatte Anneliese nicht einmal geahnt, dass es die "Weiße Rose" als Widerstandsgruppe um die Geschwister Hans und Sophie Scholl überhaupt gab, noch viel weniger, dass ihr Bruder einer der führenden Köpfe war.

Sie war dann selbst im Münchner Gestapo-Gefängnis inhaftiert, ihr Vernehmungsbeamter war, wie bei Sophie Scholl, Robert Mohr. Dort beginnt sie, sich mit der "Weißen Rose", mit der Frage nach Widerstand und seinem Preis, mit der Überzeugung und dem Vermächtnis ihres Bruders auseinander zu setzen.

Dieses Vermächtnis hat die mittlerweile 84jährige ein Leben lang begleitet. Aber es ging ihr nicht nur um die Vergangenheit. Die historische Wahrheit über die "Weiße Rose" zu ergründen und zu vermitteln, das ist eines ihrer Anliegen. Sie sucht vor allem das Gespräch mit jungen Menschen, die sich die Realität des Dritten Reichs nicht vorstellen können.

Vor allem aber hat sie sich immer wieder die Frage gestellt, was das Vermächtnis der "Weißen Rose" in einer anderen Zeit und in einem anderen politischen Umfeld bedeutet. Was heißt Zivilcourage, gar Widerstand in einer Demokratie?

Anneliese Knoop-Graf tut dies als begeisterte und begeisternde Pädagogin, als Leiterin des legendären Schullandheims "Marienau", als bis heute gefragte Internatsberaterin.


lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de

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