Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische ,
21.11.2005 :
(Espelkamp) Einzigartig in Nordrhein-Westfalen / Vortrag des Mindener Geschichtsvereins im Bürgerhaus mit Dr. Andreas Immenkamp aus Dortmund
Von Karsten Schulz
Espelkamp. "Vom Militärgebiet zur Industriestadt", so ist ein Vortrag am Dienstag, 29. November, 19.30 Uhr im Bürgerhaus betitelt, der sich mit westdeutschen Flüchtlingsstädten beschäftigt. Espelkamp wird dabei als "einzigartig in Nordrhein-Westfalen" bezeichnet.
Die Veranstaltung wird in Kooperation zwischen dem Mindener Geschichtsverein und dem Bürgerhausverein Espelkamp angeboten. Vortragende sind Dr. Dagmar Kift und Dr. Andreas Immenkamp, Mitarbeiter des Westfälischen Industriemuseums Dortmund. Sie haben die Sonderausstellung "Aufbau West – Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder" konzipiert.
Viele Ausstellungsstücke, wie der erste Hartingsche Plattenwechsler oder die Gründungsurkunde der Stadt, werden hier ausgestellt. Die Ausstellung ist im September eröffnet worden und wird noch bis März 2006 laufen.
In dem Vortrag wird die junge Stadt im Grünen verglichen mit anderen Flüchtlingsstädten in Westdeutschland wie Neutraubling und Neugablonz in Bayern.
Flüchtlinge und Vertriebene unterbringen
1945 hinterließen Wehrmacht und Rüstungsindustrie riesige Areale mit Fabrikationshallen, Häusern, Baracken und Straßen, die zumeist teilweise zur provisorischen Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen freigegeben wurden.
Besonders in Espelkamp mussten erst die umfangreichen Hinterlassenschaften einer der größten Heeresmunitions-Anstalten des Hitler-Regimes beseitigt werden.
Unter staatlicher, kommunaler und kirchlicher Federführung oder aus Initiative der Vertriebenen heraus, entstand so eine Vielzahl von Siedlungen und Produktionsstätten, die zur wirtschaftlichen Entwicklung in den häufig abgelegenen Regionen beitrugen.
Während das Land Bayern das wirtschaftliche Potenzial in den Flüchtlingsstädten erkannte und förderte, stand man in Nordrhein-Westfalen dem Modell "Flüchtlingsstadt" skeptisch gegenüber, so heißt es in der Presseankündigung zum Vortrag. Espelkamp, entstanden aus privater und kirchlicher Initiative, ist daher das einzige Beispiel im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands.
Im Mittelpunkt des Vortrages werden deshalb die sehr unterschiedlichen Entwicklungen der beiden bayrischen Städte Neutraubling und Neugablonz gesondert betrachtet.
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