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Westfälisches Volksblatt , 21.11.2005 :

Goldkronen klären Flieger-Los / Klarheit eines Piloten-Absturzes bei Bad Lippspringe nach Jahrzehnten

Von Bernhard Liedmann

Bad Lippspringe (WV). Den wenigsten Besuchern des Ehrenfriedhofes im Bad Lipppspringe fällt es auf: Es gibt nur einen Grabstein mit der Aufschrift "Unbekannter deutscher Jagdflieger". Doch eine Plakette am Fuß des Stein trägt jetzt den Namen des Soldaten, der hier vor 60 Jahren seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Drei Goldkronen waren der Schlüssel zur Lösung der Identität.

Jahrzehnte nach Kriegsende konnte damit auch dieses Schicksal geklärt werden: Am 4. April 1945 war eine Jagdmaschine bei Bad Lippspringe abgestürzt. Keine "Hundemarke" oder Ähnliches wiesen auf die Identität des Piloten hin. Die sterblichen Überreste wurden auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt, der Fall zunächst zu den Akten gelegt. Im Zuge der Nachforschungen wurde das Grab 1965 geöffnet, ein Zahnschema wurde angefertigt: Im rechten Oberkiefer wurden drei Goldkronen gefunden - der einzige Hinweis auf die Identität.

Zahnschema angefertigt

Doch es sollte noch 40 Jahre dauern, bis die Plakette mit dem Namen Anton Rappelsberger angebracht werden konnte. Der Verein "Flieger Flugzeuge Schicksale" mit Sitz in Westerholt, der sich um die Aufklärung von Fliegerschicksalen kümmert, befragte unter anderem auch Überlebende des damaligen Jagdgeschwaders 27, das seinerzeit in Goslar stationiert war. Dieses Geschwader hatte zu diesem Zeitraum nur einen Verlust - den Absturz von Anton Rappelsberger - der nie geklärt worden war. Aus Akten der Deutschen Dienststelle ging hervor, dass nur ein Flieger bei der Überführung eines Flugzeugs von Goslar nach Helmstedt an diesem Tag vermisst wurde. Nachdem Zeitzeugen aus dem Geschwader bestätigten, dass Rappelsberger Goldkronen trug, fügten sich die Mosaiksteine zusammen. Die Identität des Fliegers war geklärt, der entsprechende Sterbebucheintrag erfolgte, jetzt trägt die Plakette den Namen des Gefallenen.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit konnte bereits vor knapp fünf Jahren ein weiteres Fliegerschicksal aufgeklärt werden, dessen letzte Ruhestätte ebenfalls auf dem Ehrenfriedhof in Bad Lippspringe ist. Im Oktober 1944 stürzte eine Me 109 beim Hof Klee in Bad Lippspringe ab. Auch hier wurde die Person des Piloten nicht geklärt, bis auf die Initiative von Friedhelm Henning aus Neuenbeken der Bagger auf dem Gelände nochmals grub. Es wurden Reste der Maschine gefunden und auch ein Kugelschreiber mit der Namenssignatur. Ein Flugbuch bestätigte schließlich, dass es sich um Heinrich Preiss handelt. Auch er fand auf dem Ehrenfriedhof seine letzte Ruhestätte.


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