Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
18.11.2005 :
22 Paderborner Zeitzeugen befragt / Alle Interessenten sind eingeladen: Montag 19.30 Uhr Buchvorstellung im Rathaus
Paderborn (NW). "Mein lieber Freund, das müssen Sie mir alles aufschreiben!" Das erbat sich der Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger 1945 von seinem damaligen Vikar Hermann Bieker, der an vorderster Front in der Trümmerwüste des zerstörten Paderborns mit Seelsorge und Tatkraft für ein Überleben und Wiederentstehen der Stadt kämpfte. Pfarrer Hermann Bieker, im vorigen Jahr im Alter von über 90 Jahren verstorben, hat lebenslang seine Erinnerungen weiter gegeben. Zuletzt noch in einem Interview, das er fünf Abiturienten des Gymnasiums Theodorianum gewährte. Bieker war der älteste in einer Reihe von 22 befragten Paderborner Zeitzeugen. Das Ergebnis ist das soeben bei Schöningh erschienen, mit über 80 Fotos illustrierte Buch " ... das müssen Sie mir alles aufschreiben! – Paderborner Zeitzeugen berichten. 1933 - 1948" (16,80 Euro). Gefragt wurde nach Erinnerungen an die NS-Zeit, an den Zweiten Weltkrieg und an die Ruinenzeit um 1945.
Zur Buchvorstellung am Montag, 21. November, will Bürgermeister Heinz Paus die Autoren des Buches und die interviewten Zeitzeugen um 19.30 Uhr im Rathaussaal begrüßen. Zu einem guten Dutzend Themen (u.a. Machtergreifung, NS-Jugendorganisationen, Novemberprogrom, Kriegsausbruch, Bombennächte, Besatzungszeit) haben sich die Zeitzeugen der Jahrgänge zwischen 1913 und 1935 befragen lassen, unter ihnen der frühere Landrat Joseph Köhler, Altbürgermeister Willi Lüke und weitere Persönlichkeiten der Stadt. Ein Reiz des Buches liegt darin, dass die Interviewer über 50 Jahre jünger waren als die Interviewten. Befragt wurden die Zeitzeugen von Dominik und Volker Gehling, Jonas Hofmann, Holger Nickel und Christopher Rüther. Sie wollten den Beweis antreten, dass Geschichte nicht nur aus Schulbüchern zu lernen ist.
lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de
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