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Vlothoer Zeitung / Westfalen-Blatt ,
16.11.2005 :
Stadt setzt auf gute Betreuung / Flüchtlingszahl stark rückläufig - Vlotho stolz auf friedliches Miteinander
Von Angelika Krückemeier
Vlotho (VZ). Die Zahl der in Vlotho lebenden Aussiedler und Asylsuchenden ist in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen. Flüchtlingsbetreuung behält aber auch angesichts dieser Entwicklung einen hohen Stellenwert. Die Ausschreitungen in Frankreich zeigen, was geschehen kann, wenn diese Arbeit nicht geleistet wird.
Darauf wies Vlothos Sozialamtsleiter Hans-Dieter Schwarze in der jüngsten Fachausschuss-Sitzung hin. "Wir haben bisher mit bescheidenen Möglichkeiten sehr viel getan", sagte Schwarze im Gespräch mit dieser Zeitung. Das sollte im Sinne des sozialen Friedens fortgesetzt werden.
Geleistet wird die städtische Betreuungsarbeit von den Sozialbüro-Mitarbeitern Wolfgang Vogelsang und Tatjana Bakumovski. Ganz wesentlich unterstützt wird sie von den beiden für die vier Übergangsheime und drei Obdachlosen-Häuser zuständigen Hausmeistern.
1995 wies die Aussiedler- und Asylbewerber-Statistik für Vlotho etwa 400 Personen aus, im Jahr 2000 waren es noch 270 und in diesem Jahr sank ihre Zahl auf 60. Angesichts des enormen Rückgangs konnte die Stadt seit Anfang dieses Jahres die Übergangsheime Bredenstraße und Herforder Straße schließen. Obwohl seit neuestem wieder Flüchtlinge und Aussiedler zugewiesen werden, soll 2006 ein weiteres Haus aufgegeben werden.
Entwidmet wurden und werden zunächst Häuser mit größeren Wohneinheiten. "Da wir viel mehr Einzelpersonen als Familien haben, ist der Bedarf an Einzelzimmern höher als an Wohnungen", erklärt Wolfgang Vogelsang. Insgesamt leben Asylbewerber aus 20 Nationen in der Weserstadt.
Den beträchtlichen Rückgang von Menschen, die kommen, um Asyl zu beantragen, führt Vogelsang auf das neue Zuwanderungsgesetz zurück. Durch die verschärften Bestimmungen sei Deutschland nicht mehr attraktiv.
Bei vielen der derzeit in Vlotho lebenden Flüchtlinge handelt es sich um Personen, deren Asylanträge bereits abgelehnt wurden. Sie sind ausreisepflichtig, werden aber aufgrund von Ausreise-Hindernissen - das sind in der Regel gesundheitliche Probleme oder das Fehlen des Reisepasses - bis auf Weiteres geduldet.
Flüchtlingsbetreuung beschränkt sich in Vlotho aber nicht nur auf die Übergangsheime. Auch die mittlerweile in private Wohnungen gewechselten Flüchtlinge und Aussiedler fallen darunter. "Im Moment betreuen wir 147 Personen", erklären Vogelsang und Bakumovski.
Tatjana Bakumovski umriss in der Sozialausschuss-Sitzung die Situation von Flüchtlingen und beschrieb ihre Arbeit:
Das fremde Land und der ständige Gedanke an eine Abschiebung löse bei den Betroffenen Angst vor der Zukunft bis hin zu psychischen Problemen aus. "Meine Arbeit stellt sich genau dieser Herausforderung - einer erziehenden, helfenden, unterstützenden und fürsorgenden Betreuung, um sich in einem neuen Land zurecht zu finden und das höchst mögliche Maß an gesellschaftlicher Teilhabe verwirklichen zu können", sagte die 47-Jährige.
Kontinuierliche Flüchtlingsbetreuung kostet Geld, ist aber maßgebliche Voraussetzung für ein friedliches Miteinander von Menschen mit unterschiedlichsten kulturellen und religiösen Prägungen. Das ist bislang auch Konsens unter den Parteien im Rat der Stadt Vlotho, der trotz magerer Haushaltsmittel hinter dieser Arbeit steht - und gut dabei gefahren ist.
redaktion@vlothoer-zeitung.de
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