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Höxtersche Kreiszeitung / Neue Westfälische , 16.11.2005 :

Ein Ehrenmal für Beverungen / Die Geschichte jüdischer Mitbürger steht im Zentrum zwischen 41 Motivtafeln

Beverungen (sk). Seit Montag ist in der Volksbank in Beverungen das neue Beverunger Ehrenmal zu besichtigen, das an die Ermordung und Vertreibung der Juden im 20. Jahrhundert erinnern soll. Auf einem Gestell aus Mauerwerk, das den Mauern von Auschwitz nachgebildet wurde, sind 41 Motive auf Kupfertafeln befestigt und ein "Buch der Erinnerung und Mahnung".

Der Stadtheimatpfleger Christoph Reichardt erforscht die Geschichte der jüdischen Mitbürger. Er hatte die Idee, gemeinsam mit dem Kunstlehrer Helmut Benz der Hauptschule Beverungen ein Ehren- und Mahnmal für die Opfer der NS-Zeit zu gestalten.

Das Projekt "Ein Ehrenmal für unsere jüdischen Mitbürger im 20. Jahrhundert" wurde inhaltlich und methodisch vorgestellt. 16 Schülerinnen und Schüler der Hauptschule erklärten sich bereit, die Metallbearbeitung, Motivgestaltung, farbliche Kompositionen und Schrift zu übernehmen. Sie hatten in der Vergangenheit bereits mehrere große Arbeiten in einer Technik erstellt. Die Technik des Emaillierens hatten die Schülerinnen und Schüler der Kunstgruppe in den vorangegangenen Klassen kennen gelernt.

In ungewöhnlich kurzer Zeit hatte man bereits eine große Zahl von Motiven gestaltet. Gegen Ende des zehnten Schuljahres war das Ehrenmal fertig. Die Motive auf den Kupferplatten sind farblich sehr intensiv. Pro Stück waren ungefähr sechs Stunden Arbeit erforderlich. Sie stammen aus dem Alten Testament, der jüdischen Gemeinde in Beverungen, Amelunxen und Herstelle sowie aus der Zeit der Verfolgung und Vernichtung. Die einzelnen Motive werden in einem Faltblatt erläutert.Im Zentrum jedoch steht ein "Buch der Erinnerung und Mahnung", in dem alle jüdischen Mitbürger alphabetisch aufgelistet sind, die zwischen 1933 und 1945 im Bereich der heutigen Stadt Beverungen gelebt haben. So weit bekannt werden das Geburts- und Todesdatum bzw. das Emigrations- oder Deportationsziel genannt. Alle direkten und indirekten Opfer des Holocaust sind mit dem Davidsstern gekennzeichnet. Um den Namen ein Gesicht zu geben, wurden so weit verfügbar Fotos beigegeben.

Die Stadt Beverungen besaß früher eine der größten jüdischen Gemeinden im gesamten Hochstift Paderborn. In Amelunxen und Herstelle wohnten seit Jahrhunderten ebenfalls jüdische Mitbürger. Während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus wurden alle drei jüdischen Gemeinden vernichtet: Viele Juden wurden in verschiedene Ghettos und Konzentrationslager deportiert und dort ermordet. Wann und wo konnte in den meisten Fällen nicht mehr geklärt werden. Nur drei von ihnen kehrten zurück. Andere jüdische Mitbürger emigrierten angesichts der immer offener zu Tage tretenden Verfolgung.

Das Gesamtwerk soll an die jüdischen Mitbürger erinnern, die Verfolgten ehren und ihr Schicksal vor dem Vergessen bewahren. Nach der Ausstellung wird es ins Rathaus gerbracht.


lok-red.hoexter@neue-westfaelische.de

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