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Bünder Tageblatt / Neue Westfälische ,
15.11.2005 :
Mit jungen Menschen mahnen / Generationen am Ennigloher Ehrenmal vereint
Von Karl-Hendrik Tittel
Bünde-Ennigloh. Unter dem Mahnmal am Ennigloher Friedhof gedachten am Volkstrauertag Jung und Alt der Opfer von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Terrorismus. Dieser Tag der nationalen Trauer war – und ist – Anlass, sich der Folgen von Krieg und Gewalt bewusst zu werden und dieses auch den Generationen ins Bewusstsein zu rufen, die keinen Krieg erlebt haben.
Martin Wieske vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bedankte sich bei allen Mitwirkenden, besonders auch bei der Erich-Kästner-Gesamtschule, die mit ihrem Engagement ein neues Fundament für den Volkstrauertag in Ennigloh gelegt hätte. Der Schüler Adrian Prost, Jahrgangsstufe 11, erzeugte anschließend mit der Darbietung eines eigens für den Tag komponierten Gitarrenstücks eine friedfertige und nachdenkliche Atmosphäre.
Der stellvertretende Schulleiter der Erich-Kästner-Gesamtschule, Friedhelm Heckemeyer, betonte in seiner Gedenkrede: "Menschliches Leid kennt keine Grenzen, keine räumlichen, keine religiösen, keine ethnischen. Wir wollen heute mit den jungen Menschen, die unsere Zukunft sind, erinnern und mahnen." Er fuhr fort, dass auch 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg das Erinnern ganz konkret sein kann. "Wer aufmerksam über den Friedhof hier in Ennigloh geht, wird sie noch finden, die kleinen Kreuze in Holz oder in Stein gemeißelt, mit den Namen der im Krieg gefallenen Ennigloher."
Die Erinnerung und die Trauer dürfen nach den Worten Heckemeyers jedoch nicht hier stehen bleiben und man müsse aufpassen, dass das Bekenntnis zum Frieden nur eine Leerformel oder eine Feiertagsrede bleibt. Jeder, ob in der Familie, im Beruf oder im öffentlichen Leben müsse sich in die Pflicht nehmen, damit diese Worte auch etwas bewirken. "Ihr, die älteren Menschen", so Heckemeyer, "die ihr Krieg, Verfolgung und Vertreibung selbst noch erlebt habt, seid verpflichtet als lebende Zeitzeugen weiter zu erzählen und zu mahnen".
Auch die Schulen ständen seiner Meinung nach in der Pflicht, wieder verstärkt Geschichte zu vermitteln, um zu "erfahren, was war, um zu verstehen, was ist, was sein wird", wie er ausdrücklich betonte. Dabei sei es besonders wichtig, junge Menschen in diese Prozesse zu integrieren und ihnen Mut zu machen, sich in die Politik einzumischen: "Nutzen wir jede Gelegenheit in der Familie und in der Schule. Machen wir deutlich, was Demokratie ist und dass diese Form der gesellschaftlichen Organisation durch nichts zu ersetzen ist." Dabei unterstrich er, dass sich junge Menschen beteiligen können und auch wollen.
Atemlose Stille und einen nachdenklichen Ausdruck in den Augen der Anwesenden zauberte nach der Gedenkrede der Sologesang von Elena Ettich, die eine ergreifende Interpretation des russischen Liedes "Podmoskovnye vetschera" in ihrer Muttersprache vortrug. Nach der Kranzniederlegung durch Abordnungen von Rat, Verwaltung und der Trägervereine sprachen Schülerinnen und Schüler der Stufe 10 das Totengedenken. Nachdenkliche Töne schlug danach Sabrina Seer mit einer auf dem Klavier gespielten Elegie an und der Chor der Unterstufe setzte mit dem Lied "Auf dem Wege zum Frieden" den musikalischen Schlusspunkt einer gelungenen Gedenkstunde.
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