Neue Westfälische ,
06.01.2004 :
Die Briefe an Hänner Loeb / Neues Buch zur jüdischen Ortsgeschichte Vlothos
Von Bodo Kohlmeyer
Vlotho. "Wir wollen weiterleben!" - so heißt eine jetzt erschienene Dokumentensammlung, die am Beispiel der Familie von Hans "Hänner" Loeb das Schicksal der Juden in Vlotho beleuchgtet.
Das Buch wurde wie schon andere zur jüdischen Ortsgeschichte zuvor von der Mendel-Grundmann-Gesellschaft herausgegeben. Von 1690 bis 1942 wohnten Juden in Vlotho. In den 30er Jahren zählte die Synagogengemeinde mit jüdischen Bürgern aus Bad Oeynhausen rund 140 Mitglieder. Von den knapp 100 Vlothoer Juden wurden 42 ermordet, 19 konnten sich wie Stephen Hans "Hänner" Loeb durch Auswanderung retten.
1938 war Loeb 21-jährig in die USA ausgewandert, wo er 1998 starb. 150 Briefe und Postkarten, die er vor allem von seinen Eltern Gustav und Helene Loeb bis zu deren Deportation nach Riega 1941 erhielt, bilden die Grundlage des Buches. Manfred Kluge von der Mendel-Grundmann-Gesellschaft kommentiert die Dokumente und beschreibt das Leben der jüdischen Bevölkerung in Vlotho. Die zweite Hälfte des Buches ist vor allem der Person Hans Loebs gewidmet, der mit persönlichen Erinnerungen, Briefen an Vlothoer Freunden und Reden, die er in Vlotho gehalten hat, zu Wort kommt.
Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft, benannt nach einem jüdischen Geschäftsmann und Wohltäter, wurde 1965 gegründet. Auf deren Initiative wurde 1969 ein Mahnmal für die ermordeten Vlothoer Juden errichtet, die Gesellschaft beteiligte sich auch an einer jüdischen Woche, für die 1988 dienoch lebenden Vlothoer Juden in ihre Heimatstadt eingeladen wurden.
Mendel-Grundmann-Gesellschaft (Hrsg): "Wir wollen weiterleben!". Verlag für Regionalgeschichte, 550 Seiten, 14,80 Euro.
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