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www.hiergeblieben.de , 08.10.2005 :

Übersicht

Veröffentlichungen am 08.10.2005:


01.) Mindener Tageblatt:
Deprimierende Zustände im polnischen Lager / Isidor Kirschrot emigriert über England in die USA / Karriere in der Armee / Minden später mehrfach besucht

02.) Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische:
(Neuenkirchen) Heinrich Ridder erinnert sich

03.) Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische:
(Paderborn) 60 Jahre Kriegsende diskutieren / "Fragen zur Regionalgeschichte" am 5. November

04.) Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische:
(Schildesche) "Rock gegen Rechts" hilft Schulen / Schüler spenden 500 Euro für Sozialfonds Sudbrack




Nachrichten zu Migration / Rassismus vom 08.10.2005:


01.) Beckstein fordert erneut Auffanglager für Flüchtlinge in Afrika
(Deutsche Presseagentur)

02.) Spanien schiebt weitere Flüchtlinge aus Melilla ab
(Basler Zeitung Online)

03.) Spanien schiebt weitere Flüchtlinge aus Melilla ab
(Deutsche Presseagentur)

04.) Schüsse auf Flüchtlinge / Marokko nennt Todesschüsse "legitim" / Massendeportationen in die Wüste
(Neue Westfälische)

05.) Marokko setzt Flüchtlinge in Wüste aus / Spanien beginnt Abschiebung / Stahlseile sollen Europas Vorposten in Afrika absichern
(Norddeutsche Neueste Nachrichten)

06.) Die Festung Europa steht / Spanien schiebt ab und Brüssel 40 Millionen Euro rüber - für Marokkos König
(junge Welt)




01.) Beckstein fordert erneut Auffanglager für Flüchtlinge in Afrika

Hamburg (dpa). Bayerns Innenminister Günther Beckstein hat angesichts des Flüchtlingsdramas in den spanischen Nordafrika-Exklaven erneut Auffanglager für Flüchtlinge in Afrika gefordert. "Flüchtlinge aus Bürgerkriegs- oder Hungergebieten müssen möglichst heimatnah in Auffanglagern untergebracht werden", so Beckstein in der "Bild am Sonntag". Inzwischen hat Spanien weitere Flüchtlinge aus der Nordafrika-Exklave Melilla nach Marokko abgeschoben. Eine erste Gruppe war am Donnerstag abgeschoben worden.

Quelle: Deutsche Presseagentur



02.) Spanien schiebt weitere Flüchtlinge aus Melilla ab

Madrid/Rabat (dpa/baz). Spanien hat weitere Flüchtlinge aus der Nordafrika-Exklave Melilla abgeschoben. Rund 50 Afrikaner wurden nach Rundfunkberichten vom Samstag auf das spanische Festland geflogen, um von dort mit einer Fähre in die marokkanische Hafenstadt Tanger gebracht zu werden. Eine erste Gruppe von 73 illegalen Einwanderern aus Mali war am Donnerstag nach Marokko abgeschoben worden.

Nach dem Vorwurf internationaler Hilfsorganisationen, Marokko habe bis zu 800 illegal eingereiste Afrikaner am Rande der Sahara ausgesetzt, will Spanien sich um Aufklärung bemühen. Madrid habe sich bereits mit der Regierung in Rabat in Verbindung gesetzt, sagte Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega. Rabat versicherte, die von Spanien ausgewiesenen Flüchtlinge würden korrekt und entsprechend internationaler Normen behandelt. amnesty international kritisierte die Abschiebungen aus Spanien als illegal.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hatte nach eigenen Angaben in einem Wüstengebiet im Osten Marokkos an der algerischen Grenze rund 800 mittellose Afrikaner aufgespürt. Darunter seien schwangere Frauen, Kinder, Kranke und Verletzte. Die Flüchtlinge seien von der marokkanischen Polizei in den Wäldern bei Melilla aufgegriffen und mit Bussen in die Wüste gebracht worden.

Quelle: Basler Zeitung Online




03.) Spanien schiebt weitere Flüchtlinge aus Melilla ab

Madrid (dpa). Spanien hat weitere Flüchtlinge aus der Nordafrika-Exklave Melilla abgeschoben. Rund 50 Afrikaner wurden nach Rundfunkberichten auf das spanische Festland geflogen, um von dort mit einer Fähre in die marokkanische Hafenstadt Tanger gebracht zu werden. Eine erste Gruppe von 73 illegalen Einwanderern aus Mali war am Donnerstag nach Marokko abgeschoben worden. amnesty international kritisierte die Abschiebungen aus Spanien als illegal.

Quelle: Deutsche Presseagentur




04.) Schüsse auf Flüchtlinge / Marokko nennt Todesschüsse "legitim" / Massendeportationen in die Wüste

Die marokkanische Regierung hat die tödlichen Schüsse auf afrikanische Flüchtlinge in der Nähe des Grenzzauns der spanischen Nordafrika-Exklave Melilla als "legitime Verteidigung" bezeichnet.

Von Ralph Schulze

Melilla. Der europäische Menschenrechtsbeauftragte Alvaro Gil-Robles verurteilte den schweren Zwischenfall als "schreckliches Schauspiel". Gil-Robles: "Man schießt nicht auf Flüchtlinge." Er forderte Marokko auf, humanitäre Lager zu errichten, in denen die Tausende erschöpfter Wirtschaftsflüchtlinge, welche nach langen Fußmärschen aus den zentralafrikanischen Ländern erschöpft in der Nähe Melillas und Ceutas ankommen, versorgt werden können.

Am Donnerstagmorgen waren sechs Immigranten aus schwarzafrikanischen Ländern von marokkanischen Sicherheitskräften erschossen worden. Annähernd 30 Flüchtlinge sollen durch Kugeln verletzt worden sein.

Erst eine Woche zuvor waren an der Grenze von Ceuta, die zweite spanische Besitzung in Nordafrika, wenigstens vier Menschen erschossen worden – zwei (laut spanischer Darstellung) durch marokkanische Grenzer und zwei weitere (nach Marokkos Darstellung) durch Spaniens Grenzpolizisten. In den letzten acht Wochen wurden wenigstens 14 Afrikaner bei Zwischenfällen an den Grenzzäunen von Ceuta und Melilla, die seit Wochen von Flüchtlingsmassen bestürmt werden, getötet.

Das jüngste Blutbad spielte sich in einem bergigen Waldgebiet nahe Melillas Grenze ab, in dem Tausende Afrikaner, teilweise schon monatelang, unter primitivsten Bedingungen hausen und sich für den Sprung über die Grenze rüsten. Nach Angaben des marokkanischen Provinzgouverneurs Abdela Bendhiba ereigneten sich die Todesschüsse bei einem "Überfall gegen die marokkanischen Kontrollposten" in dieser Zone. Die Flüchtlinge, die "mit Steinen und Knüppeln" bewaffnet gewesen seien, hätten sich auf ihrem Weg zum Grenzzaun nicht aufhalten lassen wollen.

Andere Quellen sprachen derweil davon, dass die Schüsse fielen, weil die Flüchtlinge sich gegen bevorstehende Massenfestnahmen wehrten. Marokko hatte in den letzten Tagen Hunderte Immigranten festgesetzt und am Rande der Sahara-Wüste ausgesetzt. Diese Deportationen wurden von Menschenrechtsgruppen als "humanitäre Verbrechen" bezeichnet. Nach Angaben der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" befinden sich unter den Deportierten auch schwangere Frauen, Kinder und Verletzte. Sie würden ohne Wasser und Lebensmittel im Wüstengrenzland zu Algerien "ihrem Schicksal überlassen". Es gebe bereits mehrere Tote.

In Ceuta und Melilla, wo sich die einzige Landgrenze zwischen der EU und dem afrikanischen Kontinent befindet, soll nun ein "Labyrinth" von Stahlnetzen errichtet werden. Nach den Plänen des Madrider Innenministeriums werden vor den bestehenden Grenzzäunen auf einer Breite von 2,50 Meter drei Reihen von Metallpfosten unterschiedlicher Höhe in den Boden gerammt. Zwischen diesen Pfosten werden kreuz und quer Stahlseile gespannt. Die Anlage erinnert an ein Klettergerüst. Sie soll verhindern, dass Eindringlinge sich in einem Massenansturm dem Grenzzaun nähern.

Quelle: Neue Westfälische




05.) Marokko setzt Flüchtlinge in Wüste aus / Spanien beginnt Abschiebung / Stahlseile sollen Europas Vorposten in Afrika absichern

Melilla/Rabat. Spanien begann gestern mit der Abschiebung von afrikanischen Flüchtlingen aus der Nordafrika-Exklave Melilla nach Marokko. Die ersten 73 illegalen Einwanderer wurden per Flugzeug nach Malaga in Südspanien und von dort über Algeciras mit einer Fähre in die marokkanische Hafenstadt Tanger gebracht. Marokko hatte zuvor seine jahrelange Weigerung aufgegeben, abgeschobenen Flüchtlingen aus Drittländern die Einreise zu gestatten.

"Wir sehen nur Sand, Steine und sehr viel Sonne"

Hilfsorganisationen warfen den marokkanischen Behörden vor, illegal eingereiste Afrikaner ohne Wasser und Nahrung am Rande der Sahara auszusetzen. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) spürte in einem Wüstengebiet Marokkos an der algerischen Grenze gut 500 mittellose Afrikaner auf. Darunter seien schwangere Frauen, Kinder, Kranke und Verletzte, teilte MSF-Sprecher Carlos Ugarte mit.

Die Flüchtlinge seien von der marokkanischen Polizei in den Wäldern bei Melilla aufgegriffen worden. Dort wollten sie über die Grenze auf spanisches Gebiet gelangen. Ein Kongolese berichtete, die Gruppe sei mit 15 Bussen in die Wüste gebracht worden. "Wir sehen vor uns nur Sand, Steine und sehr viel Sonne."

Bisher hatte die Polizei aufgegriffene Afrikaner bei der Grenzstadt Oujda abgesetzt. Von dort liefen jedoch viele Flüchtlinge zu Fuß die 160 Kilometer nach Melilla wieder zurück. Um dies zu verhindern, lässt die Polizei die "Illegalen" nun 500 Kilometer weiter südlich bei Taouz absetzen. Seit Jahresbeginn versuchten mehr als 13.000 Afrikaner, von Marokko über die Grenzzäune nach Melilla zu kommen.

Die Spanier stehen in ihren Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla vor einem Dilemma. Die Grenzzäune aus Maschendraht, die die Städte von Marokko trennen, erwiesen sich als unzureichend. Die Absperrungen am Vorposten der EU auf dem afrikanischen Kontinent sollen undurchlässiger werden. Eine Betonmauer gilt als ausgeschlossen. Das würde an die Berliner Mauer erinnern. Zudem will die EU keine "Festung Europa" sein.

Aber wie soll sie die Grenze nach Afrika sichern? Mit Hilfe von Erfindern glaubt die spanische Regierung nun eine Lösung gefunden zu haben. In Ceuta und Melilla wird ein "Labyrinth" von Stahlnetzen errichtet. Vor den bestehenden Grenzzäunen werden auf einer Breite von 2,50 Meter drei Reihen von Metallpfosten in den Boden gerammt. Zwischen diesen Pfosten werden kreuz und quer Stahlseile gespannt. Sie sollen verhindern, dass Eindringlinge sich in Massen dem Grenzzaun nähern. Wenn mehrere Menschen zugleich hindurchklettern, straffen sich die locker gespannten Seile und erschweren das Durchkommen. Die Konstruktion soll den Grenzschützern Zeit geben, sich zu postieren, bevor Eindringlinge am Sperrzaun sind. Sensoren und Infrarot-Kameras warnen die Beamten, sobald sich jemand nähert. Das Stahlgeflecht ist so anlegt, dass es Illegalen den Rückzug erleichtert. Die Seile sind dichter gespannt, je näher man kommt. In Gegenrichtung lockert das Geflecht sich auf. Diese "technologische Falle" soll weltweit erstmals installiert werden.

Quelle: Norddeutsche Neueste Nachrichten




06.) Die Festung Europa steht / Spanien schiebt ab und Brüssel 40 Millionen Euro rüber - für Marokkos König

Vor genau drei Wochen gingen die gespenstischen Nachtaufnahmen von den Grenzanlagen im Maghreb um die Welt. Stilisierten Comicfiguren gleich hüpften anonyme Gestalten über Hindernisse, dutzendfach und zeitraffer-schnell, und eine Stimme aus dem Off erklärte, dass es sich bei ihnen um afrikanische Flüchtlinge handelte, die nun massenhaft nach Europa gelangten. Die Angstmache begann. Seitdem folgte die tägliche Berichterstattung über neue Fluchten und militärische Maßnahmen dagegen, also einem Mehr an Militär, Polizei, Waffen, Zäunen, NATO-Draht; die Tragödie nahm ihren Lauf. Für mindestens elf Menschen endete ihr Versuch, der Armut zu entrinnen, tödlich. Alle bisherigen Forderungen, in diesen Fällen doch wenigstens zu ermitteln, stießen auf taube Ohren.

Seit Donnerstag abend schickt Europa, der gelobte Kontinent, diejenigen zurück, die ihn besuchen wollten – um Geld verdienen zu können, für sich, für ihre Leute im Elend. Wenige Augenblicke bekamen die ersten Abgeschobenen, 73 Männer aus Mali, ihr Ziel tatsächlich zu Gesicht: Nach ihrer Deportation aus Spaniens postkolonialer Exklave Melilla im Gibraltar-nahen Algeciras, als die mit Handschellen Gefesselten umgeladen wurden von Flugzeug auf Fähre. Übers Meer verbrachte sie diese dann in die marokkanische Hafenstadt Tanger. Nunmehr unter Obhut des bürgerrechtsresistenten Regimes von König Mohammed VI. geraten sie in ein schwarzenfeindliches Klima, das dem europäischen in nichts nachsteht. "Viele Einwanderer haben mir gesagt, dass sie lieber sterben, als nach Marokko zurückzukehren", berichtet Ana Jimenez von der Flüchtlingsinititaive "Melilla cogo" ("Melilla nimmt auf").

Wieviel Geld oder Leistungen anderer Art der König für seinen Beitrag zu einer europäischen Lösung des so genannten Flüchtlingsproblems erhält, blieb bisher unbekannt. Fest steht allein, daß Brüssel im Zusammenspiel mit Madrid eines der wenigen noch vorhandenen Löcher in der "Festung Europa" schnellsten schließen will und zum Stopfen 40 Millionen Euro bereitgestellt hat. Melilla und Ceuta werden hermetisch abgeriegelt, und wer es doch noch irgendwie über die Grenzbefestigungen schafft, fliegt umgehend wieder raus. Der neokolonialistische EU-Wall gegen den Süden steht. Die Armen haben gefälligst in der Armut zu bleiben.

Dass auch die Armut bleibt, dafür sorgt der imperialistische Norden dann schon auch noch. Wie seit Jahrhunderten hält er an der Ausplünderungspolitik der rohstoffreichen Länder fest: Mit Entwicklungshilfegeldern werden die dafür nötigen Infrastrukturen geschaffen. Und er sorgt dafür, dass die Bodenschätze nicht vor Ort verarbeitet werden: Arbeit gibt es nicht. Höchstens Warenimporte, die dann wiederum Arbeit vor Ort vernichten. Für Europas Flüchtlingspolitik gilt ebenso wie für alle, häufig bewaffneten, EU-Aktivitäten das Recht der Starken und Reichen. Das sozialdarwinistische Prinzip des globalen Kapitalismus wird am messerscharfen NATO-Draht von Melilla gewaltsam durchgesetzt. Den Rest erledigt die schwarzafrikanische Wirklichkeit.

Quelle: junge Welt (Raoul Wilsterer)


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