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Lippische Landes-Zeitung , 23.09.2005 :

(Lage) Tiefe Symbolkraft / "Damit sie einen ewigen ... ", LZ vom 30. August

Mit Freude und Zustimmung nehme ich wahr, dass nun auch in Lage der jüdischen Nazi-Opfer mit einem Mahnmal gedacht werden soll - sehr spät, aber nicht zu spät. Dabei sollte dem Entwurf von Professor Axel Seyler unbedingt der Vorzug gegeben werden. Ästhetisch ist der in alten Traditionen wurzelnde Übergang vom Quadrat als Sinnbild des Erdhaften in das zum Himmel aufragende Sechseck des Davidsterns von tiefer Symbolkraft. Noch entscheidender aber ist es, dass die Erinnerung an den Holocaust nicht eingeebnet werden darf in allgemeines Kriegsopfergedenken.

Die ebenso brutale wie eiskalt technische und systematische Ermordung eines ganzen Volkes einschließlich der Frauen und Kinder war nicht ein "Kollateralschaden" der Kriegsführung, so schrecklich auch solche Ereignisse sind; dieser Völkermord ist von solcher erschütternder Einmaligkeit, gewachsen auf dem Boden Jahrhunderte langer antisemitischer Verfolgungen, dass auch die bildliche Gestalt diesem Geschehen in einer unverwechselbarer Form Rechnung tragen muss.

Wenn dann dieses Mahnmal einen Platz an zentraler, allen Menschen zugänglicher Stelle findet, gibt es die Chance, dass aus der Erinnerung an unmäßige Schuld und unermessliches Leiden die Kraft der Versöhnung wächst und ein glaubwürdiges "Nie wieder!"

Jochen Schwabedissen
Hohe Straße 6
Detmold


Detmold@lz-online.de

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