Schaumburger Zeitung ,
23.09.2005 :
(Bückeburg) Erinnern und am Frieden arbeiten / Geschichtstafeln auf Friedhöfen aufgestellt
Bückeburg (rc). Auf den Friedhöfen Scheier Straße, Jetenburger Straße und Friedrich-Bach-Straße sind Geschichts- und Erinnerungstafeln aufgestellt worden. Sie erinnern an Opfer des Krieges, die auf diesen drei Friedhöfen bestattet worden sind: gefallene Soldaten der beiden Weltkriege auf dem an der Scheier Straße, auf oder an den Folgen der Transporte gestorbenen Heimatvertriebene auf dem an der Jetenburger Straße und an den Folgen der unmenschlichen Arbeit im Steinbruch Steinbergen gestorbenen osteuropäischen Zwangsarbeiter auf dem an der Friedrich-Bach-Straße.
Außerdem weisen die Tafeln auf die geschichtlichen Hintergründe dieser Kriegsgräberstätten hin: Tieffliegerangriffe am 5. November 1944 bei Evesen, die 20 Soldaten das Leben kosteten; der so genannte Todeszug aus Breslau, auf dem Heiligabend 1946 weit über 100 Tote zu beklagen waren; ein 15-jähriger Zwangsarbeiter, der fern der Heimat in Schaumburg starb.
Aufgestellt wurden die drei Tafeln von der Bezirksgruppe Hannover des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Er hatte im vergangenen Jahr das Schulprojekt "Geschichts- und Erinnerungstafeln auf einer lokalen Kriegsgräberstätte" für ganz Niedersachsen initiiert. In Bückeburg hat die Initiative offene Türen eingelaufen. Hier gab - und gibt es - bereits drei Arbeitsgemeinschaften an der Realschule Herderschule und dem Gymnasium Adolfinum, die sich intensiv mit der Geschichte der Stadt während der beiden Weltkriege und mit den Kriegsgräberstätten auseinander gesetzt haben.
Die Ergebnisse dieser Projekte flossen jetzt in die Erstellung der Tafeln ein: Klaus Maiwalds Geschichtswerkstatt, die sich um die Aufarbeitung der Schicksale der Zwangsarbeiter kümmerte; Reinhard Hucks Arbeitsgemeinschaft, die das Schicksal der Vertriebenen aufarbeitete; Klaus Schnierls Projekte, seit Jahren Pflegeeinsätze auf Soldatenfriedhöfen durchführen.
Im Rahmen einer kleinen Gedenkfeier auf dem Friedhof Scheier Straße vor zahlreichen Ehrengästen, Schülern und Lehrern, aber auch Betroffenen, sagte der stellvertretende Landrat und Vorsitzende des Kreisverbandes Schaumburg der Kriegsgräberfürsorge, Werner Vehling, dass das Ende des Krieges ein "sehr präsentes Datum der deutschen Geschichte ist, dessen Spuren uns bis heute prägen." In der Regel gebe es kaum noch Zeitzeugen, die über die Geschehnisse berichten könnten. Um so wichtiger sei die lokale Aufarbeitung der Geschichte, gerade durch junge Menschen. Sie könnten am eigenen Leibe erfahren, wie jung die Menschen waren, die damals starben. Sein Fazit für heute: "Aus der Vergangenheit die Zukunft lernen, junge Menschen anregen, sich für den Frieden einzusetzen."
"Wir müssen transparent machen, was damals geschehen ist", sagte der Vorsitzende des Bezirksverbandes Hannover, Karl-Heinz Mönkemeyer. Man könne über die Texte auf den Tafeln durchaus streiten, sie machten aber deutlich, was damals wirklich passiert ist. "Das Geschehene muss in Erinnerung bleiben und Mahnung sein, dass wir am Frieden arbeiten und in Friedfertigkeit aufwachsen müssen." Die Projektleitung hatte Dr. Ulrike Bartels von der Kriegsgräberfürsorge. Lutherische und reformierte Gemeinde gaben ihr Einverständnis zum Aufstellen der Tafeln, die Sparkasse sponserte die Tafeln.
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