Gütersloher Zeitung ,
20.09.2005 :
(Rheda-Wiedenbrück) "Heimat ist mehr als Hab und Gut" / Denken an eigenes Schicksal der Vertreibung und das der heute davon Betroffenen
Rheda-Wiedenbrück (lm). Der "Tag der Heimat" hat in Rheda eine lange Tradition. Seit 1970, dem Jahr der kommunalen Neugliederung, wird sie von der Stadt, dem Bund der Vertriebenen, den Landsmannschaften und den Heimatvereinen Rheda und Wiedenbrück-Reckenberg fortgeführt. Nicht nur die verlorene Heimat stand nun im Zentrum der Feier, sondern auch das aktuelle Flüchtlingsschicksal vieler Menschen weltweit.
Unüberhörbar war die Mahnung aller Sprecher, den Wert der Heimat nie zu vergessen und für Frieden einzutreten. "Auch nach Ende des Kalten Krieges ist der Tag der Heimat notwendig, weil wir uns erinnern und wir das Bewusstsein der Bedeutung der Heimat für jedermann stärken müssen", sagte der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Karl Kaluza.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg, Manfred Schumacher, vertiefte den Gedanken: Auch Heimatvereine hätten die Aufgabe, den Begriff Heimat lebendig zu halten. "Wir müssen dafür junge Leute gewinnen und an die Heimatpflege heranführen."
Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe betonte: "Der Wert der Heimat ist für den Menschen zeitlos gültig; sie ist weit mehr als Haus und Hof, Hab und Gut. Heimat ist unersetzlicher Lebensraum, ist dort, wo wir aufgewachsen sind, ist der Lebensbereich, mit dem wir sozial eng verbunden sind." Der Tag der Heimat erinnere aber auch an den, von Hitler begonnenen Zweiten Weltkrieg, in dessen Folge 15 Millionen Deutsche vertrieben wurden. Sie dächten mit Wehmut an die alte Heimat. Aber sie hätten ihr Leben auch aktiv in die Hand genommen, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.
Das Schicksal der Vertreibung treffe auch heute viele Menschen – durch Kriege oder Naturkatastrophen. Um den Flutopfern zu helfen, engagiere sich Rheda-Wiedenbrück beim Bau eines Waisenhauses auf Sri Lanka. Der Rat habe 25.000 Euro bereitgestellt. Private Spenden von 17.180 Euro seien eingegangen. Es fehlten noch rund 12.000 Euro. Beifall erklang, als Jostkleigrewe bekannt gab, dass der Volkstanzkreis und das Mandolinenorchester, die die Feierstunde bereicherten, auf ihr Honorar zu Gunsten der Flutopferwaisen verzichten würden.
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