Die Glocke ,
20.09.2005 :
Geschichtsprojekt an der Fritz-Winter-Gesamtschule / Auf den Spuren der IMIs in Ahlen
Ahlen (rad). Ein bislang unerforschtes Kapitel der Ahlener Stadtgeschichte wollen zehn Schüler des elften Jahrgangs der Fritz-Winter-Gesamtschule mit ihrem Geschichtslehrer Reinhard Künnemann untersuchen. Sie begehen sich auf die Suche nach Spuren von rund 800, vielleicht sogar mehr italienischen Militärinternierten (IMI), die im Zweiten Weltkrieg zwangsweise in Ahlen untergebracht waren.
Durch die Teilnahme an einem Geschichtskongress war Künnemann auf das Thema und nach einigen Recherchen darauf gestoßen, dass es sie auch in der Wersestadt gegeben hat. Nach der Ablösung Mussolinis 1943 sei Hitler empört über den "Verrat" Italiens gewesen, erklärte Künnemann den historischen Hintergrund des Projektes. Nach dem Motto "Wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind" habe Hitler seine Wut an den Soldaten ausgelassen, die an deutscher Seite kämpften. Hunderttausende von italienischen Soldaten seien gefangengenommen und nach Deutschland in KZs oder zur Zwangsarbeit geschickt worden - auch nach Ahlen, so Künnemann.
Als Militärinternierte waren sie dem Schutz der Genfer Konvention entzogen. Durch Zufall sei er auf Aufzeichnungen eines Ahleners gestoßen, der 1944 Lehrling auf der Zeche Westfalen war. In dessen Lehrlings-Berichtsheft fand der Geschichtslehrer mehrfach den Eintrag von Arbeiten im "Italienerlager". "Und auch Firmen werden IMIs als Fremdarbeiter beschäftigt haben", ist Künnemann überzeugt. Dass sich gleich zehn junge Damen und Herren aus seinem Geschichtskursus 11 meldeten, als er ein Forschungsprojekt zu diesem Thema vorschlug, freut den Pädagogen. "Und das trotz meiner Warnung, dass es eine Menge Arbeit wird - in der Freizeit wohlbemerkt." Doch die 16-jährige Jana Meiners findet es wie ihre Mitschüler interessant und spannend, in der Geschichte Ahlens zu stöbern. Andrina Simon hat von ihren Großeltern viel aus der Vergangenheit erfahren, doch von den IMIs hatten auch die noch nichts gehört. Vielleicht gibt es aber andere Ahlener, die sich erinnern können und wollen und als Zeitzeugen den jungen Gesamtschülern ihr Wissen vermitteln möchten. Kontakt zu den beiden Seniorenheimen haben sie bereits aufgenommen, auch der Termin im Kreisarchiv in Warendorf ist bereits festgezurrt.
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