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Lippische Landes-Zeitung , 17.09.2005 :

(Horn-Bad Meinberg/Lemgo) "Kirche hat kein Recht?" / LZ zum Kirchenasyl vom 10./11. September

Sich für die Schwachen und Wehrlosen, die Drangsalierten und Erniedrigten einzusetzen, sollte für die christlichen Kirchen selbstverständlich sein. Um so mehr überrascht der Verfasser des genannten Leserbriefes mit seiner Kritik am Verhalten jener Horner Gemeinde, die in existentieller Not befindlichen Menschen Kirchenasyl gewährt.

Der scheidende Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier hat vor einigen Jahren in einem LZ-Interview (21.11.1998) darauf hingewiesen, dass es sich beim Kirchenasyl um "eine Frage der gelebten Menschlichkeit" handelt. Wenn nicht Christen, wer dann sollte sich um jene kümmern, die sonst keine Fürsprecher, keine Lobby haben? Wer Kirchengemeinden das juristische (und moralische?) Recht abspricht, Asylsuchende aufzunehmen, möchte offensichtlich eine unpolitische, "schöngeistige" Kirche, die sich vor allem mit jenseitigen Dingen, allenfalls noch mit Kirchenmusik und ähnlichem Beiwerk beschäftigt.

Natürlich haben auch Christenmenschen die Gesetze und Vorschriften des Rechtsstaates einzuhalten. Mitunter stellt sich ihnen aber die Frage, was wichtiger ist, Gesetze oder Menschen. Kirche darf nicht bequem sein.

Es ist gut, dass immer wieder lippische Gemeinden sich für den unbequemen Weg entscheiden.

Uwe Tünnermann
Weißer Weg 29
Lemgo

17./18.09.2005
Detmold@lz-online.de

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