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Lippische Landes-Zeitung , 13.09.2005 :

Die Ehre werde eine Mahnung / Kritische Auseinandersetzung zum Thema Gedenken beim Tag des offenen Denkmals in Oerlinghausen

Oerlinghausen (kap). "Das war ein toller Gang durch die Geschichte", resümierte der stellvertretende Bürgermeister Hans-Werner Hartmann nach der geführten Wanderung über den Oerlinghauser Tönsberg am Tag des offenen Denkmals. Mehr als 50 Teilnehmer begaben sich mit den Referenten auf die "Spuren von Krieg und Frieden". Dabei wurden auch kritische Töne laut.

Insbesondere der Vortrag Alfons Kleinemenkes am Ehrenmal, der einst vom Verband ehemaliger Angehöriger des Regiments für die 1914 bis 1918 gefallenen Kameraden des Königs-Infanterie-Regiments Nr. 145 errichteten Gedenkstätte, löste eine konträre Diskussion aus. Als Neubürger verstehe er nicht, hatte der Pädagoge des Niklas-Luhman-Gymnasiums gesagt, "warum es der Stadt Oerlinghausen so schwer fiel und fällt, in Reden und Veröffentlichungen vom ,Ehrenmal' zum ,Mahnmal' zu gelangen und auf den Schleifen der niedergelegten Kränze das ,ehrende' Gedenken durch ein 'mahnendes' oder einfach durch ein 'Gedenken' zu ersetzen".

Kleinemenke betonte, dass es ihm in seinem Vortrag nicht um historische Details des Denkmals, sondern um die Botschaft, die das Denkmal für die Gefallenen aus der Sicht seiner Erbauer und aus heutiger Sicht vermittelt, "also um die immer wieder zitierte Erinnerungskultur", gehe.

Zu kritisch und parteipolitisch seien Kleinemenkes Worte gewesen, kritisierte bei der abschließenden und von Dr. Johannes Stefan Müller moderierten Gesprächsrunde in der Heimvolkshochschule St.-Hedwigs-Haus ein anwesendes Ehepaar. Andere hielten Kleinemenkes Vortrag, der darin gefordert hatte, dass die Rücksichtnahme insbesondere nach dem Tode des letzten Frontkämpfers Paul Kochsiek ein Ende haben müsse, für "längst fällig".

Resümee der elfköpfigen Gruppe: Gerade diese unterschiedlichen Interpretationen, die Mischung aus wissenschaftlichen, euphorischen und hautnah herübergebrachten Themen könnten letztlich einen Denkprozess in Gang setzen. Hans-Werner-Hartmann regte an, im kommenden Jahr fünf andere Referenten auf den Weg zu schicken, die dann "einen völlig anderen Blickwinkel" ermöglichten.

Eröffnet worden war der Tag des offenen Denkmals mit einer Ausstellung von Bildern und Dokumenten zum Thema im Bürgerhaus, die dort noch bis Mitte Oktober zu sehen sein wird. Pfarrer i.R. Helmut Albrecht hatte die Wanderer anschließend über die Geschichte des seinerzeit vom Oerlinghauser Bildhauer Bruno Buschmann geschaffenen Mahnmals für die Toten der Kriege unterhalb der evangelisch-reformierten Kirche informiert.

Albrecht gab den Stab an Werner Höltke weiter, der die Gruppe als Zeitzeuge und Ortskenner unter anderem zur Absturzstelle eines britischen Kampflugzeuges führte. Dr. Johannes Müller brachte den Teilnehmern auf dem Meditationsweg die Kardinaltugenden näher. Karl Banghard, Leiter des örtlichen Freilichtmuseums, schließlich spannte den Bogen der Geschichte an der Hünenburg und der Hünenkapelle weit zurück.

Organisator Jürgen Lüking von der Fachstelle Baugestaltung und Denkmalpflege des Lippischen Heimatbundes zeigte sich positiv überrascht von der guten Resonanz, zumal es "mit insgesamt 40 Veranstaltungen in Lippe so viele wie noch nie" gab.


cla@neue-westfaelische.de

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