Lippische Landes-Zeitung ,
03.01.2004 :
Masse ist friedlich / "Rau fordert Reformen mit sozialem Antlitz", LZ vom 24. Dezember
Diejenigen, die über die Geschichte dieses Landes reden, müssen auch zugeben, dass hier beispielsweise Germanen in vorchristlicher Zeit lebten. Deutsche Juden wie auch die Arbeitsmigranten gehören ebenfalls zur Geschichte dieses Landes. Man kann zwischenmenschliche Beziehungen weder auf Kopftücher noch auf christliche Symbole reduzieren. Zwischenmenschliche Beziehungen beinhalten unter anderem gegenseitige Anerkennung, Zuneigung, Liebe - kurzum "Menschlichkeit".
Pauschale Verdächtigung von über 3 Millionen Moslems in Deutschland und deren Immer-wieder-in-Verbindung-Bringen mit subversivem Terror dient nicht dem friedlichen Miteinander. Die Masse der Andersgläubigen in diesem Land ist friedlich. Kopftuch tragen bedeutet auch nicht automatisch eine politische Demonstration. Körperbedeckung für Frauen außerhalb des eigenen Heims steht in der Tat im Koran geschrieben, in welcher Form - Kopftuch oder halbe Kopfbedeckung oder sonst was - ist aber nicht genau definiert. Allerdings gehört das Tragen des Kopftuchs nicht zu den fünf Säulen des Islams. Man muss sich einfach umschauen, um zu sehen, dass sehr viele Mosleminnen überhaupt kein Kopftuch tragen. Warum so viel Aufheben darüber?
Und "selbstverständlich sind die christlichen Symbole eben christliche Symbole". Die Aussageform an sich ist logisch. Was will man daraus ableiten? Es scheint, dass wir in diesem Lande dringend "Antidiskriminierungsgesetze" brauchen, damit die Minderheiten sich wehren dürfen. Um das Demokratieverständnis des Westens zu beweisen, ist es nicht ausreichend, nur andere Länder oder Kulturen zu kritisieren. Mit der Hoffnung auf ein friedliches und freundliches Miteinander in 2004.
Dr. med. Fikret Cerci
Kinder- und Jugendarzt
Bachstraße 22
Detmold
03./04.01.2004
Detmold@lz-online.de
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