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Die Glocke , 12.09.2005 :

(Warendorf) Tag des offenen Denkmals / Synagoge als Zeichen für Hass und Hoffnung

Warendorf (abi). Wohl kaum ein anderes Gebäude wird dem Motto des diesjährigen Tages des offenen Denkmals, "Krieg und Frieden", so gerecht, wie die ehemalige Synagoge in Warendorf: Das Haus ist ein Zeichen für Hass und Zerstörung, aber auch für Hoffnung und einen Neuanfang.

Beeindruckt zeigten sich gestern die Teilnehmer der Führungen durch die alte Synagoge an der Freckenhorster Straße mit Laurenz Sandmann und Matthias Ester von den Altstadtfreunden: Im 18. Jahrhundert galt Warendorf als jüdische Metropole im Münsterland, erläuterte Matthias Ester. An der Nord- und Südseite war das Gebäude mit Rundbogenfensterns ausgestattet, und die Decke des Gebetsraumes war mit einem großen Davidstern bemalt. Die Umrisse des Sterns konnten die Besucher unter einer dicken Farbschicht ausmachen.

1938 wurde die Warendorfer Synagoge geschändet, so Ester: "Das Haus wurde verwüstet, das Mobiliar auf die Straße gebracht und dort verbrannt." Ein Nachbar rettete in dieser schrecklichen Nacht die Thora und einige Gebetbücher und übergab diese später an die Familie Spiegel. 1940 folgte ein kompletter Innenumbau des Gebäudes. Ester: "Alle stilistischen jüdischen Elemente mussten beseitigt werden, jeder Hinweis auf die Synagoge musste verschwinden." Doch am 7. September 1945 wurde in den Räumlichkeiten wieder der erste jüdische Gottesdienst abgehalten: Ein Neubeginn war gemacht, Hoffnung keimte auf.

Auch an anderen historischen Orten drehte sich alles um "Krieg und Frieden": Im Rathaus konnte eine Ausstellung besucht werden. Vor der Klosterkirche fanden Lesungen statt, und ein "Stürmer-Kasten" erinnerte an die schändlichen Veröffentlichungen des antisemitischen Hetzblattes. Die Pforten des Gadems, des Bürgerhauses und des Fabrikantenwohnhauses waren ebenfalls für Besichtigungen geöffnet.


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