Der Patriot - Lippstädter Zeitung ,
10.09.2005 :
(Rüthen) Ein Davidstern auf der Marmorplatte / Heimatverein entdeckt bei den Reinigungsarbeiten auf dem jüdischen Friedhof zahlreiche interessante Hinweise / Eingestürzte Gruft in Absprache mit Denkmalamt repariert / Hinweise aus der Bevölkerung sind willkommen
Rüthen. Langsam löst sich die zähe Moosschicht unter den Borsten auf. Helga Krüper taucht die Wurzelbürste noch mal in den Wassereimer und schrubbt weiter. Langsam wird sichtbar, was sich unter dem altem Bewuchs des Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof verbirgt: Eine weiße Marmorplatte, eingelassen in Grünsandstein, mit Namen, Sterbedaten und Davidstern, leuchtet mit einem Mal in der Sonne. Die Arbeit der Mitgliedes des Rüthener Heimatvereins ist mühsam, denn auf keinen Fall dürfen an den teilweise Jahrhunderte alten Steinen etwa scharfe Reiniger oder Dampfstrahler zum Einsatz kommen. Also bleibt nur die Handarbeit. Auf diesem Weg können die Helfer die Grabsteine besser in Augenschein nehmen und genau das ist ein Bereich, der dem Heimatverein besonders am Herzen liegt: Die Erforschung der Geschichte der Juden in Rüthen. "Wenn wir alle Namen erfasst haben, sind wir einen Schritt weiter", sagt Hermann Krämer, Vorsitzender des Heimatvereins. Beispielsweise fanden sich bei der Reinigungsaktion Hinweise auf Juden aus Altenrüthen. Ein anderer stammte offenbar aus Bayern, da einst seine Angehörigen diesen Hinweis auf seinem Grabstein verewigten.
Die Helfer belassen es aber nicht bei der bloßen Reinigung der Steine: Nicht nur etliche Büsche und Sträucher wurden bereits entfernt, auch die eingestürzte Gruft der Familie Ruthenburg wurde in Absprache mit dem Denkmalamt repariert. "Die Familie wurde früher 'Mottchens' genannt", erinnert sich ein Helfer. Das muss vor dem Krieg gewesen sein: Die letzten Grablegungen datieren aus den 30er Jahren.
Von Baum völlig überwuchert
Verwitterungen und Überwucherungen: "Mindestens zehn Steine sind in den letzten 50 Jahren weggekommen", ist Krämer überzeugt. Lediglich zugewachsene Sockel erinnern noch an einstige, jetzt namenlose Gräber. An einer anderen Stelle verhindert ein mächtiger Baum jede Forschungsarbeit: Im ältesten Teil des Friedhofs nahe dem Hachtor ist unter seinen Wurzeln nur noch der obere Teil eines Grabsteins zu erahnen.
Nun, da bald alle Steine gereinigt und besser lesbar geworden sind, will der Heimatverein alle Inschriften fotografieren lassen und sucht dafür noch Unterstützung. Und Hinweise aus der Bevölkerung auf das einstige jüdische Leben in der Stadt und seinen Ortsteilen sind ohnehin willkommen.
10./11.09.2005
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