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Bielefelder Tageblatt (MO) , 09.09.2005 :

(Bielefeld) Antrag: Lebenslänglich / Täter soll Opfer mit 32 Stichen ermordet haben

Bielefeld/ Heiligenhaus (nim). Im Prozess gegen den wegen Mordverdachts angeklagten Ercüment C. aus Heiligenhaus (Kreis Mettmann) sind gestern die Schlussvorträge der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung gehalten worden.

Ercüment C. ist angeklagt, am Vormittag des 30. Dezember seinen Cousin vor einem Brackweder Autohandel – Betreiber ist der Bruder des Angeklagten – mit 32 Messerstichen ermordet zu haben. Hintergrund der Tragödie soll die gekränkte Familienehre gewesen sein. Das Opfer hatte zuvor die angeheiratete Nichte C.s gegen den Willen der Familie geheiratet.

Außerdem soll der Angeklagte das spätere Opfer angezeigt haben, weil es mit einem gefälschten Pass vor einigen Jahren aus der Türkei in die Bundesrepublik eingereist war. Auch das führte zum Streit. Das Opfer soll C.s Familie daraufhin bedroht haben. Bereits am ersten Verhandlungstag hatte Ercüment C. in weiten Teilen gestanden, seinen Cousin getötet zu haben. C. berichtete, er habe sich mit seinem Bruder an dessen Autohandel treffen wollen, sei dort jedoch lediglich auf seinen Cousin gestoßen. Die beiden seien in Streit geraten, in dessen Verlauf das spätere Opfer mit einem Messer auf ihn – C. – losgegangen sei.

"Ich bin ausgewichen und muss ihm irgendwie das Messer entwendet haben", gab C. zu Protokoll. Er erinnere sich jedoch nur noch an einen Stich. Die Erinnerung habe erst wieder in Heiligenhaus eingesetzt, wo er gegen 14.30 Uhr des selben Tags von der Polizei festgenommen wurde. Der türkischstämmige Angeklagte hatte zuvor ein unauffälliges Leben in der Bundesrepublik geführt. Er wuchs in Deutschland auf, besitzt mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit, ist verheiratet und Familienvater, arbeitet als Busfahrer in Mettmann.

In der gestrigen Verhandlung vor der X. Großen Strafkammer des Landgerichts beantragte der Vertreter der Staatsanwaltschaft eine lebenslängliche Haftstrafe wegen Mordes. Die brutale Tat habe die unkontrollierbare Aggression des Angeklagten gezeigt. Die Verteidigung beantragte vier Jahre Haft wegen Totschlags in einem minderschweren Fall. Das Urteil wird am Mittwoch um 12 Uhr erwartet.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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