Bielefelder Tageblatt (MW) ,
07.09.2005 :
Leitern in der Grabeskirche / Ausstellung mit Künstlern aus Israel und Bielefeld
Von Damaris Lehmann
Bielefeld. Wer in der "treppenhausgalerie" der "auto-kultur-werkstatt Bielefeld" seinen Blick an die Decke schweifen lässt, bekommt einen Eindruck der Grabeskirche in Jerusalem. Es verwundert, dass die Bilder des religiösen Ortes auch hängende und stehende Leitern zeigen, die mit Fahrradschlössern an der Wand befestigt sind. Bis zum 18. September ist die Ausstellung "my place" zu sehen.
Fünf Künstler und Künstlerinnen aus Israel und die Bielefelder Künstlerinnen Carmen Burian und Elke Werneburg zeigen ihre Arbeiten, in denen sie sich mit Territorien auseinander setzen. Bereits im Frühjahr besuchten Burian, Werneburg und fünf weitere Künstler aus OWL Ness-Ziona, ein Städtchen nahe Tel Aviv, gestalteten dort mit Israelis eine Ausstellung und lernten das Land kennen.
Burian war mit der Videokamera unterwegs und zeigt Eindrücke eines Basars und der Grabeskirche in ihrer Video-Rauminstallation. "Sechs Religionen erheben Anspruch auf die Kirche", sagt die Künstlerin, "jede Religion hat eine eigene Leiter, den Ort teilen sich die Religionen, nur die Leitern sind Alleinbesitz". Mit territorialen Auseinandersetzungen sind die israelischen Künstler permanent konfrontiert. "Efraim Segal und Kuba Hilerowicz thematisieren in ihren Bildern die Ausweglosigkeit der derzeitigen politischen Situation und die Sehnsucht nach Frieden", sagt Kunsthistorikerin Irene Below. Der Grafiker Hilerowicz verweist in seinem Bild auf die verschiedenen Religionen, indem er die Symbole Friedenstaube, Davidstern und Kreuz wiederholt.
Hanna Silashy hat in der dreiteiligen Zeichnungen-Serien "Touches" das Motiv verschiedener Generationen aufgegriffen. Eine alte Hand umfasst einen Säuglingskörper, eine visuelle Verbindung von Jung und Alt. "Das Motiv der verschiedenen Generationen und die Erfahrung der Vernichtung sind wichtige Themen", meint Below.
Elke Werneburg hat in ihrer Assemblage mit Fundstücken, Zuckertütchen und Kronkorken die Tel Aviv, Jerusalem und die Wüste Negev nachempfunden. Ihre Arbeit ist mit Zuckerstückchen asphaltiert und mit Marshmallow-Creme geklebt. Ob es zusammenschmelzen oder zusammenfallen wird, weiß sie nicht. Auch das erinnert an das Territorium Israel.
Die Ausstellung ist bis zum 18. September samstags und sonntags von 14 bis 19 Uhr in der Teichstraße 32 zu sehen.
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
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