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Gütersloher Zeitung ,
06.09.2005 :
Vertreibung weltweit ächten / "Tag der Heimat" der Vertriebenenverbände im Gütersloher Brauhaus
Kreis Gütersloh (mab). Mit einem Fahneneinmarsch wurde am Sonntag der "Tag der Heimat" begangen. In den Saal des Brauhauses wurden Fahnen aus Pommern, Ostpreußen, Schlesien und Oberschlesien getragen. Die Fahnenträgerinnen und Fahnenträger waren in den Trachten ihrer Heimat gekleidet, aus der sie vor 60 Jahren vertrieben worden waren.
Fritz Rogge, Kreisvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, begrüsste viele Gäste zum "Tag der Heimat", der unter dem Leitspruch "Vertreibungen weltweit ächten" stand. Darunter waren Hubert Deitert MdB, Ursula Dopmeier MdL, Jürgen Jentsch und Renate Horsmann vom Heimatverein, der den Gedenktag gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen (BdV) veranstaltet hatte. Kreisweit hat der BdV 1.200 Mitglieder.
Rogge erinnerte in seiner Ansprache an die 12 Millionen Ostdeutschen, die damals aus ihrer Heimat vertrieben worden seien. Dies würde vielfach verharmlost, monierte er mit deutlichen Worten. Lobte aber auch, dass in den Medien in letzter Zeit mehr darüber berichtet werde. "Heimat hat geografische, kulturelle, geistliche und religiöse Dimensionen. Sie gehört zum Menschen und seiner Geschichte", zitierte er aus der Grußbotschaft von Papst Benedikt XVI. Heute gehe es darum, sich auszusöhnen.
"Erinnern Sie sich gern ihrer alten Heimat und der alten Sitten und Gebräuche und der Kultur", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Paskarbies. Der Heimat verbunden zu sein und Weltoffenheit könnten sich ergänzen. Die nachfolgende Generation habe in Gütersloh eine neue Heimat gefunden.
Als Festredner war Franz Josef Feuerborn aus Soest eingeladen. Er sei selbst ein "Sohn dieser Stadt" bekannte der 80-Jährige. Der Hof habe an der Eichenallee gelegen. Im Jahre 1928 seien seine Vorfahren aus der Stadt verdrängt worden. Noch heute erinnere die Feuerbornstrasse an seinen Namen. Aufgewachsen sei er jedoch auf einem Gut in Hinterpommern. Den "Tag der Heimat" bezeichnete er gleichzeitig als Mahnung an alle Völker, weltweit Vertreibung zu ächten. "Heute liegt unsere Heimat nicht mehr unerreichbar hinter dem eisernen Vorhang", berichtete er, sie gehöre nun zu Europa. Dennoch könnten viele das erlittene Leid nicht vergessen. "Wir müssen dafür sorgen, dass es keinen Schlussstrich gibt." Zukunft brauche Erinnerung. Dies sei neben der Erstellung des Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin die "letzte noch große Aufgabe unserer Spitzenverbände".
Musikalisch umrahmt wurde der Gedenknachmittag vom Jugendmusikkorps Avenwedde, den Blauen Grenadieren, dem Ostpreußischen Singkreis unter Leitung von Ursula Witt, dem Ostpreußischen Mundharmonika-Orchester, geleitet von Bruno Wendig und dem Shanty Chor Gütersloh.
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