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Herforder Kreisanzeiger , 01.09.2005 :

Totenschädel und Verletzbarkeit / Vortrag über Werke des jüdischen Malers Felix Nussbaum in Exter

Vlotho-Exter (G.S.). Im belgischen Exil malte Felix Nussbaum vor seiner Deportation nach Auschwitz beeindruckende Bilder, die als Zeitzeugen die Judenverfolgung im Nationalsozialismus dokumentieren.

Den eigenen drohenden Tod vor Augen, wünschte sich der im Jahr 1904 als Sohn jüdischer Eltern in Osnabrück geborene Künstler, dass zumindest seine Werke nicht sterben mögen. Monika Stockhausen vom Kreiskirchenamt in Bad Oeynhausen referierte im Exteraner Gemeindehaus über Felix Nussbaum. Zu der Veranstaltung eingeladen hatten der Frauenabendkreis aus Exter, die dortige Frauenhilfe sowie die Vlothoer Mendel-Grundmann-Gesellschaft.

Durch die Bekanntschaft mit zwei Cousinen Felix Nussbaums ergab sich für Monika Stockhausen eine direkte Beziehung zu dem Künstler, der dem Holocaust zum Opfer fiel: "Ich war ergriffen von seinen Werken, die eine schreckliche Zeitepoche und die Judenverfolgung tagebuchartig dokumentieren."

Der Nachwelt Zeugnis zu geben, war die Intention Felix Nussbaums. Mit dem gemalten ersten Selbstportrait, das den Künstler in einer Osnabrücker Synagoge mit dem Gebetsmantel über dem Kopf zeigt, begann der aufschlussreiche Lichtbildervortrag Monika Stockhausens. In diesem Werk setzt sich der Künstler mit seiner jüdischen Identität auseinander. "Erinnerung an Norderney" ist ein weiteres Bild betitelt, auf dem eine überdimensional große Postkarte mit einem Foto aus der Jugend die Blicke auf sich zieht. Ein seitlich liegender Totenschädel und ein Rad mit herausgebrochenen Speichen sprechen eine surreale, metaphysische Bildersprache. "Der tolle Platz" ist der Name des in Berlin entstandenen Bildes, das den heutigen "Pariser Platz"mit preußischer Fahne und apokalyptisch-visionären Zügen zeigt. Das "Brustbild mit Geschirrtuch" zeigt den Künstler, der seinen Oberkörper lediglich mit einem Geschirrtuch, geschlungen wie ein antiker Mantel, bedeckt. Ungeschützt, halbnackt und verletzbar stellt er sich mit einem ergreifend melancholischen Blick der Augen dar.

Nach einer Vielzahl von Bildern malte Felix Nussbaum im Jahr 1943 sein "Selbstbildnis mit Judenpass". Im Juni 1944 wurde er in Brüssel verhaftet, am 31. Juli mit dem letzten Deportationszug vom Sammellager Mechelen nach Auschwitz verschleppt und am 2. August in Auschwitz ermordet.


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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