Antfaschistisches Kreisplenum Gütersloh ,
02.09.2005 :
Anitifa Workcamp vom 2. bis 4. September 2005 in Stukenbrock / 60 Jahre danach - Wie weiter gedenken?
An der Bundesstraße 68 zwischen Bielefeld und Paderborn, in der Nähe der Gemeinde Stukenbrock, macht ein kleines Hinweisschild auf eine in der Senne befindliche "Kriegsgräberstätte" aufmerksam. Es handelt sich jedoch nicht um "Kriegsgräber" im eigentlichen Sinne, sondern um einen Friedhof, auf dem Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik ihre letzte Ruhe gefunden haben. Die Rede ist von dem ehemaligen Strafgefangenenlager Stalag 326 (VI/K) "Forrelkrug", in dem ca. 65.000, vorwiegend russische, Kriegsgefangene unter menschenverachtenden Bedingungen zu Tode gequält worden sind.
Zum Gedenken der Toten und aus den Lehren, die aus dem Nationalsozialismus und den Ablegern dieser Ideologie finden sich bereits seit über 35 Jahren AntifaschistInnen anlässlich des internationalen Kriegstages am 01. September auf dem Friedhof des Stalag ein.
Die Geschichte des Stalags in Stukenbrock-Senne ist Teil einer deutschen Verganenheit, deren "Entsorgung" in Wissenschaft und öffentlicher Meinung der Bundesrebublik immer noch oder auf's neue versucht wird; jeder Einblick in die wirklichen Verhältnisse dieses Lagers lässt aber auf exemplarische Weise die menschenverachtende und menschenvernichtende Praxis des Nationalsozialismus erkennen.
Bereits zum neunten Mal veranstaltet das "Antifaschistische Kreisplenum Gütersloh" das Camp, welches ursprünglich von der SDAJ und Gewerkschaftsorganisationen aufgrund von Friedhofsschändungen in der Nacht zum Antikriegstag ins Leben gerufen worden ist. Mahnwachen folgten danach jedes Jahr in dieser Nacht auf dem Friedhof, woraus schließlich die Tradition des Camps entstanden ist.
Aufgrund des guten Anklangs im letzten Jahr stellen wir das Camp wieder unter das Motto "Gedenken". Besonders in diesem Jahr, wo überall der 60. Jahrestag der Befreiung gefeiert wurde, fragen wir uns, was Geschichte mit unserem Alltag zu tun hat. Neben den klassischen Arbeitsgruppen gibt es spezielle Angebote zum Thema. Um die Fragen und Themen der TeilnehmerInnen aufgreifen zu können, haben wir uns einige Fragen überlegt, die genauen Themen für die Workshops werden wir gemeinsam am Freitagabend in der Diskussion und am Samstagmorgen festlegen:
- Warum soll ich mich heute damit beschäftigen, was unsere Groß- und Urgroßeltern vor 60 Jahren erlebt und getan haben?
- Was ist mir wichtig bei der Erinnerung an den Nationalsozialismus? Geht es darum die Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist es zentral für mich mehr über die Opfer und den Widerstand gegen die NationalsozialistInnen zu erfahren und dieses Wissen weiterzugeben?
- Steht im Mittelpunkt meines Interesse am Nationalsozialismus Lehren aus der Geschichte zu ziehen? Ist "Nie Wieder Faschismus" ein wichtiger Grund für mich auf das Camp zu fahren? Wo erkennen wir heute faschistische Ansätze und sehen Ansatzpunkte hier dagegen vorzugehen?
- Was wissen wir über die Geschichte der Region während des Nationalsozialismus? Über Arisierungsgewinnler, über den Einsatz von ZwangsarbeiterInnen in Unternehmen und Institutionen, über Widerstand und Täter und TäterInnen? Und was über das Kriegsgefangenlager? Und was bedeutet dieses Wissen für uns?
- Was wissen wir über Antisemitismus? Greifen wir in unseren Argumenten alte Vorurteile gegen Juden auf oder beziehen uns auf zwar sehr unterhaltsame Verschwörungstheorien, die aber dennoch an antisemitische Bilder, anknüpfen ("Die Wallstreet beherrscht die Wirtschaft", ... )?
Weil wir das Camp bundesweit bewerben, können wir die TeilnehmerInnenzahl überhaupt nicht abschätzen. Darum müssen Zelte und Geschirr mitgebracht werden. Wer am Freitag Abend grillen möchte, sollte sich das Essen dafür selber mitbringen. Zur Finanzierung müssen wir einen Kostenbeitrag von 5 Euro für das Wochenende erheben. Getränke werden zum Selbstkostenpreis verkauft. Bitte meldet euch für das Camp an, per Mail, schriftlich oder telefonisch. Für die Verpflegung und andere organisatorische Dinge müssen wir wissen, mit wie viel Personen wir in etwa rechnen können.
Ablauf:
Wie das immer so ist, kann sich beim geplanten Programm spontan noch vieles ändern. Doch dies hier ist erst mal der Plan.
Freitag, 02.09.2005
17.00 Uhr: Anreise
20.00 Uhr: Abendessen
21.00 Uhr: Offizieller Beginn
Einführungsreferat zur Nachkriegsgeschichte des Stalags und des Camps und anschließende Einführung in das Thema Gedenken / Gedenkpolitik
21.45 Uhr: Veranstaltung der Antifainitiative Münster zum Thema "Deusche Erinnerungspolitik
23.00 Uhr: Nette Musik am Lagerfeuer
Samstag, 03.09.2005
09.00 Uhr: Frühstück
10.00 Uhr: Themenfindung und Arbeitsgruppen
14.00 Uhr: Plenum und anschließende Friedhofsführung
15.00 Uhr: Offizielle Gedenkveranstaltung (Infos unter: www.blumen-fuer-stukenbrock.de)
16.30 Uhr: Kaffeetrinken vom Arbeitskreis Blumen für Stukenbrock mit Gästen im Camp
18.30 Uhr: Zeitzeugingespräch mit Elisabeth de Vries (Auschwitz-Überlebende)
Im Anschluss das traditionelle Fußballspiel
20.00 Uhr: Abendessen
21.30 Uhr: Veranstaltung von der Bielefelder Initiative Zwangsarbeit
Sonntag, 04.09.2005
09.00 Uhr: Frühstück
10.00 Uhr: Plenum - Auswertung des Camps
12.00 Uhr: Besuch der Ausstellung in der Dokumentationsstätte (www.ns-gedenkstaetten.de/nrw)
14.00 Uhr: Gemeinsamer Abbau
Kontakt:
Antfaschistisches Kreisplenum Gütersloh
c/o Netzwerkbüro
Bogenstraße 1 - 8
33330 Gütersloh
05241/222087
fight-fascism@gmx.de
http://www.antifa-workcamp.de.vu/
Wegbeschreibung
Mit einem kostenlosen Bus ab Bieleld:
Ja, das ist definitiv die schlaueste Art anzureisen. Abfahrt ist am Freitag gegen 18.00 Uhr am Kesselbrink in Bielefeld und Ankunft am Sonntag gegen 15.00 Uhr am gleichen Ort. Ihr solltet euch aber mal besser für diesen wunderbaren Bus anmelden: fight-fascism@gmx.de
Mit dem Zug:
Tja, das ist so ne Sache. Es kommt darauf an, aus welcher Richtung ihr kommt. Entweder steigt ihr in Hövelhof aus, oder in Schloß Holte. Von dort weiter bis zum Friedhof fahren bestimmt Busse. Das wird hoffentlich noch genauer geklärt. Wir bieten auf jeden Fall auch an, euch am jeweiligen Bahnhof abzuholen. Allerdings wäre es schön, wenn ihr mindestens drei Personen seid. Bei Interesse geben wir eine Kontakt-Handynummer raus. Bis Freitag um 12.00 Uhr könnt ihr uns dazu unter fight-fascism@gmx.de mailen, danach guckt keiner mehr in den Computer.
Mit dem Auto:
Auf der A2 fahrt ihr am Kreuz Bielefeld auf die A33 Richtung Paderborn. Von der A33 Abfahrt Nr 23, Stukenbrock/Senne, auf die Paderborner Strasse Richtung Oerlinghausen/Bielefeld. Nach kurzer Zeit rechts in den Lippstädter Weg (Das steht ein Wegweiser zur Kriegsgräberstätte). Im Ort nach rechts (Richtung Emsquellen) zum Friedhof. Direkt neben dem Friedhof ist das Camp.
fight-fascism@gmx.de
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