Lippische Landes-Zeitung ,
30.08.2005 :
(Lage) "Damit sie einen ewigen Namen bekommen" / Pastor i.R. Martin Hankemeier beantragt Bau einer Gedenkstele für jüdische Nazi-Opfer auf dem Friedensplatz
Lage (be). Eine fruchtbare und sachliche Diskussion wünschte sich Kulturausschussvorsitzender Hans-Martin Kaup, als er seine Pläne für eine Gedenkstätte im Friedenspark vorstellte (die LZ berichtete). Jüdischer Nazi-Opfer und Toten der Bombenangriffe auf Lage sollte mit der Errichtung von zwei identischen Betonelementen gedacht werden. Jetzt kommt die Diskussion darüber in Gang.
In Abstimmung mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit bringt Pastor i.R. Martin Hankemeier (Detmold) einen eigenen Antrag zum Bau einer Gedenkstele bei der Stadt ein. Dabei handelt es sich um einen Entwurf des renommierten lippischen Bildhauers Professor Axel Seyler. An der Stele soll eine Tafel mit den Namen der Lagenser Juden angebracht werden, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung wurden. "Einen ewigen Namen will ich ihnen verleihen, der nicht ausgetilgt werden soll." Dieses Bibelzitat des Propheten Jesaja soll über der Liste von 21 ermordeten Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Lage stehen.
Die Stele hat ein quadratisches, konkaves Grundmaß von 85 mal 85 Zentimetern und erweitert sich über einem Fünfeck zu einem Sechseck in Anlehnung an den jüdischen Davidstern. Sie hat eine Höhe von zirka 3,50 Metern und soll aus Gussmauerwerk gestaltet werden. In Gesprächen mit Museumsleiter Willi Kulke erreichte Pastor Hankemeier, dass die Ziegel kostenlos im Ziegeleimuseum nach den Vorgaben von Prof. Seyler gebrannt werden.
Für beide Gruppen, Juden und Deutsche, so wie von Hans-Martin Kaup vorgeschlagen, zwei gleich große Mauern zu errichten, die nebeneinander stehen, hält Hankemeier für nicht sinnvoll. "Das ist auch die Meinung meiner jüdischen Freunde. Das Gedenken an Juden und allgemeine Kriegsopfer sollte nicht vermengt werden", unterstreicht der Detmolder. Darüber habe er auch mit Hans-Martin Kaup gesprochen. "Ich kann mir vorstellen, dass wir gemeinsam einen Weg finden. Ich bin für eine zweite Stele für die Bombenopfer, an der dann auch Kränze niedergelegt werden können", sagte der Sozialdemokrat gestern auf LZ-Anfrage. Die zweite Stele sollte in sichtbarem Zusammenhang mit der ersten an einer anderen Stelle stehen.
"Jüdische Bürger sollen sich freuen"
Martin Hankemeier
Pastor Martin Hankemeier votiert ebenfalls für ein weiteres Denkmal für die Bombenopfer im Friedenspark, jedoch müsse ein mögliches Missverständnis einer Parallelsetzung von Holocaust-Opfern einerseits und Opfern durch Kriegshandlungen andererseits vermieden werden. "Wichtig ist, dass sich die heutigen jüdischen Bürger aus Lippe und Umgebung sowie die Nachfahren der ehemaligen jüdischen Bürger aus Lage über die Gedenkstele freuen und sich nicht aus Verärgerung über eine mögliche Parallelsetzung abwenden", betont Hankemeier. Die jüdischen Vertreter der zuständigen Synagoge in Herford hätten den Entwurf von Prof. Seyler freudig aufgenommen. Die Plakette mit den Namen wird gesponsert von Hans Werthauer, dessen Vater beim Todesmarsch ins KZ Dachau ermordet wurde. Er sagt: "Mein Vater hat kein Grab. Das soll sein Grabstein werden."
Lage@lz-online.de
|