Bielefelder Tageblatt (MW) ,
30.08.2005 :
(Bielefeld) "Ein Stück Identität zurückgegeben" / Zonta Club plant Verlegung der nächsten Stolpersteine
Mitte (dia). Zehn Stolpersteine leuchten in Bielefeld bereits auf dem Kopfsteinpflaster. Im Mai dieses Jahres verlegte der Künstler Gunter Demnig die Messingplatten und verewigte damit Opfer des Nationalsozialismus namentlich vor ihren damaligen Häusern. Für März 2006 plant die Frauenorganisation "Zonta Club Bielefeld" nun die Verlegung von 20 weiteren Stolpersteinen.
"Als ich über meine Cousine aus Bielefeld erfuhr, dass für meinen Vater Erich Wehmhöner im Mai ein Stolperstein verlegt wurde, war ich sehr ergriffen", sagt Christel Glemser. Der gebürtigen Bielefelderin, die nun in Stuttgart lebt, bedeutet die kleine Erinnerungstafel überaus viel: "Damit wurde meinem Vater ein Stück Identität zurückgegeben."
Eine Liste mit 43 Namen von NS-Opfern, für die weitere Stolpersteine in Bielefeld verlegt werden sollen, steht bereits. "Viele Leute erinnern sich noch an Menschen, die damals deportiert wurden und wenden sich an uns", sagt Eva Hartog, Präsidentin der Organisation. Das Projekt werde somit immer größer. "Weil der Künstler durch ganz Deutschland zieht und die Verlegung zeitaufwändig ist, versuchen wir ihm einen Steinmetz zur Seite zu stellen", so Hartog.
Auch einige Paten der Stolpersteine machten sich Gedanken, wie sie das Projekt weiter unterstützen können. So plant das Oberstufenkolleg zum Beispiel die Gestaltung einer Broschüre, in der Schüler nach intensiver Recherche die Biografien einzelner Opfer zusammenfassen.
"Ich werde meine Schüler auch mit einspannen", verspricht Christine Biermann von der Laborschule. Die Lehrerin hat sich vergangenes Jahr etwas Besonderes zum 50. Geburtstag gewünscht: "Ich habe mir statt normalen Präsenten 20 Stolpersteine schenken lassen." In Planung ist außerdem der Entwurf eines Patenbriefes. "Wer gestalterisch begabt ist, kann uns gerne helfen", ruft Hartog auf. Auch neue Paten seien ständig erwünscht.
Folgende Stolpersteine sollen im März 2006 in Gedenken an diese Menschen verlegt werden: Frieda und Heinrich Homann (Ortsschmiedeweg 33), Oskar Grube (Am Tempel 17), Hugo Schweitzer (Am Wortkamp 35 a), Rudolf Sauer (Wellensiek 154), Gustav Höcker (Haller Weg 65), Herrmann Wörrmann (Althoffstraße 14), Paul Brockmann (Breite Straße 35), Fritz Beckstätte (Ecke Stieghorster Straße/Schneidemühler Straße), Eduard Gaus (Oelmühlenstraße 105), Wilhelm Hünerhoff (Finkenstraße 77), Gustav Koch (Althoffstraße 4), Ernst Brune (Am Sudholz 31), Selma, Leo und Margot Grünewald (Mühlenstraße 7), Lotte Windmüller (Detmolder Straße 76), Fritz Bockhorst (Straße wird noch recherchiert) sowie Samuel und Hedwig Meyerson (Detmolder Straße 84).
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