Neue Westfälische ,
27.08.2005 :
Islamistischer Prediger mit Terror-Kontakten / Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt gegen Männer aus Porta Westfalica und Minden
Bielefeld (jwl). Die Stadt Minden und ihr Umland entwickeln sich immer mehr zu einem Anlaufpunkt für radikale Islamisten. Die Sicherheitsbehörden in OWL müssen sich derzeit mit einem Gefährder beschäftigen, der den bis Frühjahr 2005 in Detmold lebenden Hisbollah-Anhänger Steven Smyrek offensichtlich in den Schatten stellt: Sein Name ist Usama Sadik A. (38). Der Prediger des Islamischen Zentrums in Münster ist nach Informationen dieser Zeitung von Hameln nach Porta Westfalica gezogen.
Der sunnitische Moslem gilt als Mitglied der ägyptischen Terror-Organisation Gamaa al Islamija. Die Organisation ist unter anderem für das Attentat von Luxor im Jahr 1997 verantwortlich, bei dem 58 Menschen ermordet wurden - darunter vier Deutsche. Wegen Mordes wurde er in Ägypten zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt, tauchte ab und beantragte in der Bundesrepublik Asyl.
Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen A. und seinen in Minden lebenden Gesinnungsgenossen Ahmand C. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte das Ermittlungsverfahren, wollte aber zu weiteren Einzelheiten keine Stellung nehmen. Die Bielefelder Akten stammen vom Generalbundesanwalt (GBA) in Karlsruhe, der gegen den Prediger aus Porta Westfalica, den Mindener C. und einen zum Islam konvertierten Deutschen aus Münster 2003 wegen Terrorismus-Verdachts ermittelte. Es sollen nach früheren Berichten Kontakte ins Umfeld des El-Kaida-Mannes Abu Mussab al-Zarqawi festgestellt worden sein, der derzeit als Kopf der Bombenleger im Irak gilt. Diese Ermittlungen - nach denen die Männer Anschläge auf US-Einrichtungen im Rhein-Main-Gebiet erwogen haben sollen - wurden auf Grund der Beweislage eingestellt, bestätigte eine GBA-Sprecherin.
Nach einem Spiegel-Bericht aus dem Jahr 2001 werden A. über einen Mittelsmann Kontakte zum Todespiloten des 11. September, Mohammed Atta, nachgesagt, die aber von A. aufs Schärfste bestritten werden. Angeblich hat A. im Jahr 2000 auch zu einem bindenden Waffenstillstand in Ägypten aufgerufen.
Status als anerkannter Asylbewerber soll überprüft werden
In den Düsseldorfer Prozessen gegen Terroristen einer Al-Tawihd-Zelle hatte der Hauptbelastungszeuge, ein Ex-Leibwächter von Osama bin Laden, ebenfalls über Kontakte seines Chefs Mohammed Abu D. zur Mindener Islamisten-Gruppe berichtet. Der Werkzeugmacher C. war in der Weserstadt in leitender Funktion in der Islamischen Gemeinschaft Minden tätig, die mit dem Islamischen Zentrum in Münster eng verbunden ist.
Sowohl A. als sein Eleve C. sind nach Informationen dieser Zeitung auf der bundesweiten Liste von extremen Islamisten, so genannten Gefährdern, erfasst. Eine offizielle Bestätigung dafür, dass sie ähnlicher Weise überwacht werden wie der inzwischen in Hessen lebende Smyrek gab es nicht. Der Staatsschutz in Bielefeld wollte zu dem sensiblen Komplex nicht Stellung nehmen.
Smyrek muss mit einem ungeheuren personellen und finanziellen Aufwand rund um die Uhr überwacht werden. Nach Informationen dieser Zeitung soll der Status der beiden Männer als anerkannte Asylbewerber überprüft werden. Das Verfahren ruhte, so lange die GBA-Ermittlungen andauerten.
Im Zusammenhang mit den Anschlägen in Madrid ist der Name Minden ebenfalls gefallen. Der Drahtzieher der Anschläge, bei der in der spanischen Hauptstadt mehr als 300 Menschen starben, hatte Kontakt zu einem bei Minden lebenden Bekannten. Die Männer hatten sich während ihrer Abschiebehaft kennen gelernt. Die Frage ist, ob es sich dabei um einen freundschaftlichen Kontakt oder um mehr gehandelt hat. Der Staatsschutz kennt den Fall.
27./28.08.2005
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