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Bielefelder Tageblatt (BW) , 25.08.2005 :

Brackwede von 1933 bis 1948 / Ab Sonntag historische Ausstellung im Heimathaus

Brackwede (tok). Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte der damals elfjährige Rolf Künnemeyer als "Pimpf". Heute, sechzig Jahre danach, hat der Ortsheimatpfleger Künnemeyer eine beeindruckend informative heimatgeschichtliche Ausstellung über Brackwede im Dritten Reich und den Nachkriegsjahren zusammengestellt.

Am kommenden Sonntag, 28. August, um 11.15 Uhr, wird sie im Heimathaus an der Cheruskerstraße eröffnet.

Anhand von Reproduktionen von Originaldokumenten und Fotografien wird die Zeitspanne von der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 bis zur Währungsreform 1948 anschaulich dargestellt. "Wir konnten hier auf den umfangreichen Bestand unseres Heimatarchivs zurückgreifen", erläutert Künnemeyer, der bei der Vorbereitung der Ausstellung von Wolfgang Kornfeld, Rosemary Aufdemkampe und Manfred Richly unterstützt wurde.

Die Ausstellung ist nach Themenbereichen geordnet. Die Themen "Fremdarbeiter" und "Lebensmittelversorgung" gehören ebenso dazu wie "Luftkrieg", "Flucht und Vertreibung" oder "Wohnungsnot". "Wir haben uns bemüht, diese doch sehr komplexen Bereiche zumindest ansatzweise darzustellen", so Künnemeyer. Allerdings habe man gelegentlich kleine Abstriche machen müssen, was die Chronologie betreffe. "Aus Platzgründen ließ sich das leider nicht vermeiden", erläutert der seit 27 Jahren ehrenamtlich tätige Ortsheimatpfleger.

Gezeigt werden unter anderem Wahlplakate von 1933, Lebensmittelmarken und -karten, Zeitungsseiten, Propagandamaterial der braunen Machthaber oder Flugblätter mit Anweisungen der Besatzungsmächte.

Nicht nur die Auswirkungen der Weltpolitik auf das Leben in Brackwede werden in der Ausstellung präsentiert, verschiedene Exponate geben auch Einblick in ganz persönliche Schicksale. Dazu gehören unter anderem die in russischer Kriegsgefangenschaft selbst gebastelten Habseligkeiten des aus Brackwede stammenden Wehrmachtssoldaten Kurt Ernsting.

Rührend sind auch die in holprigem Deutsch abgefassten Glückwunschkarten, die drei ukrainische Fremdarbeiterinnen einem deutschen Kollegen zum Geburtstag geschickt haben.

Vom Einfallsreichtum und der Findigkeit der Bevölkerung in einer Zeit, in der es an nahezu allem mangelte, zeugen Ausstellungsgegenstände wie ein zum Durchschlag umfunktionierter Stahlhelm, eine Karbidlampe oder ein vermutlich lebensgefährlicher Elektrokocher Marke Eigenbau. "Wir hatten selbst so ein Ding zu Hause", erinnert sich Rolf Künnemeyer schmunzelnd, "ich möchte nicht wissen, wie oft es nicht richtig funktionierte und ich es dann für meine Mutter reparieren musste".

Die Idee zu dieser Ausstellung kam Künnemeyer als ihn das Bauamt bat, sich mit dem Heimathaus am Sonntag, 11. September wieder am Tag des offenen Denkmals zu beteiligen.

Künnemeyer: "Der steht in diesem Jahr unter dem Thema 'Krieg und Frieden', da bot es sich ja förmlich an, eine Ausstellung über Brackwede in den Kriegsjahren zu präsentieren."

Die Ausstellung wird am Sonntag um 11.15 Uhr durch den Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz offiziell eröffnet. Bis zum 30. Oktober kann sie dann dienstags und donnerstags, jeweils von 17 bis 19 Uhr besichtigt werden.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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