Paderborner Kreiszeitung ,
20.08.2005 :
(Paderborn) Leichtes Ziel für Terroristen / Greenpeace warnt mit Schrott-Dino vor "Rückfall ins Atomzeitalter"
Von Wolfgang Stüken
Paderborn. Vier Meter ist der Dinosaurier hoch, aus Schrott zusammen geschweißt. Aus seinen Nüstern bläst das stählerne Urzeit-Tier Rauch, und in seinen Augen leuchtet blinkend das Atomzeichen auf.
Mit dem auf die Ladefläche eines Lastwagens montierten Dino tourt die Umweltschutzorganisation Greenpeace im Vorfeld der Bundestagswahl durch 21 größere deutsche Städte. Der Schrott-Dino soll vor einem nach Ansicht der Organisation drohenden "Rückfall ins Atomzeitalter" warnen. Seit gestern steht und raucht der Dino am Westerntor.
!Wenn CDU/CSU und FDP davon reden, die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke zu verlängern, dann meinen sie einen Wiedereinstieg in die gefährliche und unsinnige Atomtechnik", sagte Michael Lehde von der Paderborner Greenpeace-Gruppe. Und das sei "die absolut falsche Richtung", ergänzte die Pressesprecherin der Organisation, Ortrun Albert.
Die kleine Gruppe von Greenpeace Paderborn zählt etwa zehn Aktive: Sie unterstützt vor Ort die Anti-Anti-Atom-Kampagne von Greenpeace Deutschland. Neben dem Dino hat Greenpeace an einer Stellwand ein paar Meter eines Banners entrollt, auf dem Passanten sich mit ihrer Unterschrift gegen einen "Rückfall ins Atomzeitalter" aussprechen können. 150 Meter des gelben Tuchs sind bereits mit Unterschriften gespickt. 400 Meter sollen es zum Ende der Dino-Tour sein. Ortrun Albert: "Die Unterschriften sollen im Herbst an die neue Bundesregierung übergeben werden."
Greenpeace sieht sich mit seiner Aktion auf der Seite der Bevölkerungsmehrheit. Nach einer neuen Emnid-Umfrage, die im Auftrag von Greenpeace durchgeführt und deren Ergebnis Anfang August veröffentlicht wurde, befürworten 70 Prozent der Deutschen den Atomausstieg, 26 Prozent von ihnen wünschen eine Beschleunigung des von Rot-Grün beschlossenen Ausstiegsfahrplans. 24 Prozent der Deutschen sind hingegen für den Weiterbetrieb oder Ausbau der Kernkraftwerke.
Reaktorunfälle, gefährliche Castor-Transporte, wachsende Atommüll-Berge und die ungelöste Frage der Entsorgung sind nach Überzeugung von Greenpeace Argumente für einen raschen Ausstieg. Völlig unbeachtet bleibe im Lager von Schwarz-Gelb die Gefahr von Terroranschlägen auf deutsche Atomkraftwerke. Diese, so die Einschätzung von Greenpeace, böten Terroristen "ein leichtes Ziel".
Die Unterschriftenaktion von Greenpeace am Westerntor wird am heutigen Samstag von 10 bis 16 Uhr fortgesetzt.
20./21.08.2005
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